Intensivmediziner fordern Grippe-Impfempfehlung ab sechs Monaten

Der Beginn der Grippewelle in Deutschland deutet sich an. Nun
sprechen sich Intensivmediziner für eine Änderung der Impfempfehlung
aus.

Hamburg/Berlin (dpa) - Intensiv- und Notfallmediziner fordern eine
Ausweitung der Grippe-Impfempfehlung für alle Menschen ab sechs
Monaten. «Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat dies bereits getan,
andere europäische Länder zeigen uns, dass mit großangelegten
Impfkampagnen zahlreiche Kinder wie Erwachsene erfolgreich geschützt
werden können», sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinäre
n
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Florian
Hoffmann. Nur Deutschland lasse einen Großteil der Menschen
ungeschützt vor der Grippewelle. Das müsse sich ändern, denn gerade
Kinder könnten schwer an dem Virus erkranken.

Influenza sei kein harmloser Schnupfen, «sondern Influenza ist eine
wirklich ernstzunehmende und auch zum Teil wirklich ganz, ganz
dramatisch verlaufende Erkrankung», sagte er. Davon seien auch Kinder
betroffen und trügen in der Regel dazu bei, dass sich das Virus in
den Familien ausbreite.

Von Januar bis Mai diesen Jahres waren nach Divi-Angaben rund 135.000
Menschen wegen Influenza im Krankenhaus, davon 30.000 Kinder. Anders
als bei Corona sei bekannt, dass die Influenza-Inzidenzen bei Kindern
extrem hoch seien. 

Empfehlung der Stiko

Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät derzeit unter anderem
Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken, Schwangeren, Bewohnern von
Alten- und Pflegeheimen sowie medizinischem Personal zur
Grippe-Impfung.

Zudem betonte Hoffmann, dass der Zugang zu Grippeimpfungen so leicht
wie möglich sein müsse. «Je mehr geimpft sind, desto besser sind alle

geschützt.» Dafür seien etwa die Impfungen bei den Apotheken ein
optimaler Zugang.

Die Stiko hatte sich zurückhaltend zu dem Vorschlag geäußert. Eine
Abweichung vom üblichen Verfahren zur Anpassung von Empfehlungen sei
aktuell nicht vorgesehen, sagte Berit Lange, Vorsitzende der AG
Influenza, nach einem Vorab der «Süddeutschen Zeitung». Das Thema
habe jedoch in der Stiko hohe Priorität, und man arbeite «so schnell
wie möglich» an der Bewertung der verfügbaren Daten.

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