Arzt wegen Betrugs vor Gericht - 1,6 Millionen Euro Schaden
Ein Mediziner aus Niederbayern soll in rund 6.300 Fällen Leistungen
illegal abgerechnet haben. Auch der Vorwurf sexueller Nötigung steht
im Raum.
Nürnberg (dpa/lby) - Gegen einen 40 Jahre alten Arzt aus Niederbayern
hat vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth ein Prozess wegen Tausender
Fälle von Abrechnungsbetrug begonnen. Der Kassenärztlichen
Vereinigung Bayerns (KVB) soll dadurch ein Schaden von rund 1,6
Millionen Euro entstanden sein.
Die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption
im Gesundheitswesen (ZKG) in Nürnberg wirf dem Mann vor, als
sogenannter Poolarzt bei 13 Quartalsabrechnungen eine Vielzahl von
Leistungen abgerechnet zu haben, ohne dass er diese je erbracht habe.
Ein Poolarzt ist den Angaben nach kein Vertragsarzt, sondern
übernimmt Bereitschaftsdienste und rechnet diese auf Grundlage einer
Vereinbarung mit der Kassenärztlichen Vereinigung ab.
Rund 6.300 mutmaßliche Betrugsfälle
Der Mediziner soll laut den Ermittlern vor allem Hausbesuche
abgerechnet haben, ohne dass er seine Patientinnen und Patienten
persönlich besucht hat. Auch soll er mehr als 600 telefonische
Beratungsgespräche geführt haben. Laut den Posten, die er dafür
abrechnete, hätte er demnach aber persönlich anwesend sein müssen.
Rund 6.300 mutmaßliche Betrugsfälle zwischen dem ersten Quartal 2021
und dem dritten Quartal 2024 hat die Generalstaatsanwaltschaft
Nürnberg zusammengetragen. Bei einer Prüfung der KVB war der
mutmaßliche Betrug aufgefallen, diese stellte daraufhin Anzeige.
Verfahren könnte bis März 2026 dauern
Weil der Mann einer Patientin bei einer Behandlung in Passau im
Februar 2021 ohne medizinischen Grund an die Brust gefasst haben
soll, ist er zudem wegen sexuellen Missbrauchs und sexueller Nötigung
angeklagt. Seit März 2025 sitzt der Arzt in Untersuchungshaft.
Zu Prozessbeginn macht der Angeklagte zunächst keine Angaben. Seine
Verteidiger kündigten für den nächsten Verhandlungstag eine Erkläru
ng
ihres Mandanten an, wie eine Justizsprecherin sagte. Für das
Verfahren ist eine Vielzahl an Terminen bis Ende März 2026 geplant.
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