Pharmabranche: Engpässe bei Kinderarzneien sind gesunken
Vor wenigen Jahren wurden Fiebersäfte für Kinder knapp. Nun sind
Medikamente für den Nachwuchs wieder leichter verfügbar, doch bei
anderen wachsen die Engpässe. Die Lage sei fragil, warnt die Branche.
Berlin (dpa) - Bisherige Schritte der Politik gegen Arznei-Engpässe
in Deutschland haben aus Sicht des Pharmaverbands Pro Generika nur
begrenzt geholfen. Zwar habe sich die Versorgung bei Medikamenten für
Kinder stabilisiert, doch bei versorgungskritischen Mitteln gebe es
mehr Engpässe, bilanziert Pro Generika. «Eine Entspannung der Lage
ist nicht in Sicht.»
Betroffen seien Antibiotika und ambulante Krebsmedikamente. «Die
Liste der Wirkstoffe, die als versorgungskritisch gelten und dennoch
nicht verfügbar sind, ist länger geworden.» Auffällig sei, dass
europäische Hersteller bei Ausschreibungen von Antibiotika und
Krebsmitteln bei nur etwa 50 Prozent der Wirkstoffe den Zuschlag
erhielten. Investitionen in Ausbau oder Neuerrichtung von Werken in
Europa seien ausgeblieben.
In Deutschland kommt es immer wieder zu Arznei-Engpässen, etwa bei
Schmerz- und Diabetesmitteln oder Antibiotika. 2022 wurden
Paracetamol-Fiebersäften für Kinder knapp. Die Politik reagierte im
Sommer 2023 mit dem Lieferengpassbekämpfungsgesetz, mit dem unter
anderem Preisregeln für Kinderarzneien gelockert und größere
Arznei-Vorräte vorgeschrieben wurde. Pro Generika legt nun eine
Bilanz vor, die das Berliner Forschungsinstitut Iges erstellt hat.
Lichtblick bei Kinderarzneien
Ergebnis: Zumindest bei Kinderarzneien sei Zahl der Engpässe
gesunken. Das Gesetz habe den richtigen Ansatz gehabt, sagt Bork
Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika: «Anreize für
Unternehmen, damit diese sich nicht aus Kostengründen aus der
Produktion verabschieden müssen.» Jedoch würden noch immer 60 Prozent
der Kinderarzneien nur von einem einzigen Hersteller angeboten.
Bei Paracetamol-Fiebersäften ist Hauptanbieter der israelische
Pharmakonzern Teva, Mutterkonzern von Ratiopharm aus Ulm. Andreas
Burkhardt, Vorsitzender von Pro Generika und zugleich Deutschlandchef
von Teva, lobt die Lockerung von Preisvorgaben, wie das Verbot von
Rabattverträgen und Festbeträgen für Kinderarzneien. «Wir können
den
Fiebersaft jetzt kostendeckend produzieren. Das aber reicht noch
nicht, um neue Unternehmen zur Produktion anzureizen.»
Kritik an Kostendruck
Pro Generika vertritt die Produzenten von Nachahmerarzneien, Kopien
von Medikamenten, deren Patentschutz abgelaufen sind. Sie spielen
eine wichtige Rolle im Gesundheitssystem.
Pharmaverbände machen Kostendruck der Politik dafür
mitverantwortlich, dass sich Arzneihersteller in Deutschland teils
aus der Produktion zurückgezogen haben. Sie könnten wegen der
Preisregulierung für Medikamente steigende Kosten nicht an Kunden
weitergeben. Bei vielen Wirkstoffen ist Deutschland von China und
Indien abhängig. Grund für Lieferengpässe seien Produktionsprobleme
und eine hohe Nachfrage, schreibt das Iges-Institut.
Pro Generika fordert Entlastungen auch bei versorgungskritischen
Arzneien. Das sei finanzierbar: Bisher seien nur wenige Millionen
Euro angefallen, ein Bruchteil der kalkulierten Mehrkosten für das
Lieferengpassbekämpfungsgesetz.
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