Gottschalk will trotz Krebsdiagnose Bühnen-Abschied feiern Von Ute Wessels und Christof Bock, dpa

Thomas Gottschalk hat eine Entscheidung gefällt: Nach Diskussionen um
seine jüngsten Auftritte machte er seine Krebs-Erkrankung öffentlich.
Am Samstag will er sich von der Show-Bühne verabschieden.

Berlin (dpa) - Diese Nachricht macht betroffen: Moderator Thomas
Gottschalk hat Krebs. Der 75-Jährige machte seine Erkrankung in einem
Interview öffentlich. «Ich glaube, es wird Zeit, dass wir die Karten
auf den Tisch legen. Ich habe Krebs», sagte er der «Bild»-Zeitung.
Und weiter: «Ich kann nicht mehr auftreten. Ich muss gesund werden.»

Ehe er sich für seine weitere Behandlung aus der Öffentlichkeit
zurückzieht, will er zum letzten Mal eine Samstagabendshow moderieren
und einen unterhaltsamen Abschiedsabend von der großen Bühne feiern.
Der Sender teilte mit, das sei Gottschalks ausdrücklicher Wunsch.

An seiner Seite hat er seinen alten Freund und Weggefährten Günther
Jauch sowie seine langjährige Co-Moderatorin Barbara Schöneberger.
Die beiden «unterstützen diesen Weg mit voller Überzeugung und stehen

Thomas Gottschalk mit großem Respekt und echter Vorfreude zur Seite»,
hieß es.

Medikamente mit starken Nebenwirkungen

Hinter dem Entertainer liegt eine schwierige Zeit. Gottschalk-Ehefrau
Karina berichtete in dem «Bild»-Interview, ihr Mann habe knapp vier
Monate zuvor eine schwere, komplizierte Krebsoperation gehabt. «Die
Diagnose war heftig. Epitheloides Angiosarkom. Ein seltener,
bösartiger Tumor, der von den Zellen der Blutgefäße ausgeht. Thomas
wurde sofort operiert.»

Ihr Mann sei noch ein zweites Mal operiert worden und nehme bis heute
starke Medikamente. «Mein Krebs gilt leider als besonders aggressiv»,
wurde Gottschalk zitiert. Die Medikamente hätten starke
Nebenwirkungen. Er fühle sich, als würde sein Kopf in einer
Waschmaschine stecken, so der Moderator.

Absagen wollte er seinen Auftritt bei der Romy-Verleihung aber nicht.
Zu «Bild» sagte Gottschalk: «Dann wäre noch mehr Häme über mich

hereingebrochen. Außerdem bin ich alte Schule und erfülle meine
Verpflichtungen.» 

Von welcher Krebsart ist die Rede?

Beim epitheloiden Angiosarkom handelt es sich um einen sehr seltenen
bösartigen, rasch wachsenden Tumor, der sich aus den Zellen
entwickelt, die die Blutgefäße auskleiden. Angiosarkome können
überall im Körper auftreten. Die epitheloide Variante gilt als
besondere Form, sie tritt überwiegend bei Männern auf und betrifft
vor allem die tiefen Weichteile.

Wenn der Tumor so wächst, dass er sich um Blutgefäße legt und diese
verengt oder verschließt - was besonders bei epitheloiden
Angiosarkomen vorkommt - kann es im fortgeschrittenen Stadium zu
schweren und schwer behandelbaren Durchblutungsschmerzen
(Ischämieschmerzen) kommen. Angiosarkome machen oft lange Zeit keine
Beschwerden und werden daher vielfach erst spät erkannt - was mit ein
Grund für die schlechte Prognose bei dieser Krebsart ist. Therapie
der ersten Wahl ist die Entfernung des Tumors, gefolgt von Strahlen-
und teils Chemotherapie.

Reden sorgten für Irritationen

Dass Gottschalk angeschlagen war, war auch dem Publikum und der
Öffentlichkeit nicht verborgen geblieben. Bei der Bambi-Verleihung
vor knapp drei Wochen in München wirkte die sonst so souveräne
TV-Legende teils fahrig und unkonzentriert. Ein ungewohnter Moment
der Schwäche. Nachsicht? Weitgehend Fehlanzeige. Insbesondere in den
sozialen Netzwerken hagelte es spöttische und böse Kommentare.

Zu diesen Reaktionen sagte seine Frau: «Das war für mich die Hölle,
weil ich ja die Wahrheit kenne. Am liebsten hätte ich jeden
angeschrien: Nein, es geht uns nicht gut. Vor allem Thomas geht es
nicht gut. Er ist schwer krank!»

Als Gottschalk nun am Freitagabend in Kitzbühel mit dem
österreichischen Medienpreis Romy für sein Lebenswerk ausgezeichnet
wurde, verzettelte er sich im Laufe seiner Dankesrede erneut ein
wenig. Hier war es dann Moderator Hans Sigl, der ihm herzlich zur
Seite sprang. Und «Kurier»-Geschäftsführer Richard Grasl, der
Gottschalk die Auszeichnung überreichte, mahnte mehr Nachsicht an:
Wenn man 1.000 Mal was richtig mache, und ein halbes Mal vielleicht
was nicht so ganz gut mache, bleibe man trotzdem ein Superstar.

Große Bestürzung bei Gottschalks einstigem Haussender

Gottschalk, der Superstar. Der stets fröhliche und lässige
Unterhalter, der mit seiner schlagfertigen, flapsigen Art ein
Millionenpublikum unterhielt. Seine Bühne war über Jahrzehnte
insbesondere das berühmte Sofa der ZDF-Show «Wetten dass..?». Von
1987 bis 2011 - von einer zweijährigen Unterbrechung abgesehen -
sowie in drei Sonderausgaben 2021, 2022 und 2023 führte er durch die
größte Show Europas.

Dabei zeichnete er sich nicht nur als Sprücheklopfer in schrillen
Klamotten aus, sondern auch als Menschenfreund. Einer, der selbst das
Scheinwerferlicht genoss, der die große Bühne aber immer auch teilte
- mit Rockstars und Hollywood-Ikonen ebenso wie mit Wettkandidaten.
Er wurde nicht hämisch oder vernichtend, wenn ein Kandidat seine
Wette versemmelte. Da zeigte er Menschlichkeit.

Bei seinem einstigen Haussender ist die Bestürzung nach Gottschalks
Krebsdiagnose groß. ZDF-Intendant Norbert Himmler teilte mit: «Die
Nachricht hat uns sehr betroffen gemacht. Wir wünschen Thomas von
Herzen, dass seine Lebensfreude und sein Optimismus ihm dabei helfen,
die Krankheit zu besiegen.»

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