Angriff auf Psychiatrie-Mitarbeiter - Männer vor Gericht

Vier Männer flüchten 2024 aus einer psychiatrischen Klinik in
Niederbayern. Um die Öffnung der Pforte zu erzwingen, überwältigen
sie einen Mitarbeiter. Nun wird dem Quartett der Prozess gemacht.

Regensburg (dpa/lby) - Eineinhalb Jahre nach ihrer Flucht aus dem
Bezirkskrankenhaus (BKH) Straubing sind vier Männer vor dem
Landgericht Regensburg angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen
Geiselnahme, gefährliche Körperverletzung sowie Angriff auf
Vollstreckungsbeamte vor. Der Anklage nach hatten sie einen
Mitarbeiter attackiert, um die Öffnung der Klinikpforte zu erzwingen.
Der Prozessauftakt fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt.

Drei der Angeklagten räumten die Vorwürfe über ihre Verteidiger ein,

einer tat dies zumindest in Teilen. Die verurteilten Straftäter im
Alter zwischen 29 und 32 Jahren hatten sich in der psychiatrischen
Einrichtung im Maßregelvollzug befunden. Bei drei der Männer sollte
den Angaben zufolge die Therapie abgebrochen werden und die Verlegung
in eine Justizvollzugsanstalt folgen. Um dieser zu entgehen, sollen
die Männer den Entschluss gefasst haben, zu fliehen.

Den Ermittlungen zufolge beschlossen sie, einen Klinikmitarbeiter zu
überwältigen, um mit diesem als Druckmittel durch die
Sicherheitsschleuse entkommen zu können.

Vorwurf: Opfer mit dem Tode bedroht

Einer der Angeklagten soll den Mitarbeiter vor dem Wäschetrockner von
hinten angegriffen und gepackt haben. Als der Mitarbeiter erhebliche
Gegenwehr leistete, sollen ihn zwei weitere Angeklagte geschlagen und
getreten haben. Einer der Männer habe ihm eine Spiegelscherbe gegen
den Hals gedrückt und zuzustechen gedroht. 

Gemeinsam mit dem vierten Komplizen sei es ihnen letztlich gelungen,
mit ihrem gefesselten Opfer bis zur Pforte vorzudringen. Einer der
Männer soll dort dem Personal mit einem hölzernen Stuhlbein gedroht
und gegen eine Panzerglasscheibe geschlagen haben, zudem sei einer
unter anderem mit Wucht gegen die Türe getreten. Angesichts dieser
Bedrohungslage und des blutverschmierten Kollegen habe das Personal
die Schleuse geöffnet und die vier Männer ziehen lassen.

Der angegriffene Mitarbeiter erlitt den Angaben nach diverse
Verletzungen und befindet sich seit dem Vorfall in psychiatrischer
Behandlung. Auch zwei Mitarbeiter der Pforte mussten wegen
psychischer Belastung behandelt werden. 

Angeklagte äußern Bedauern: «Ein furchtbarer Fehler»

Einer der Angeklagten ließ über seinen Anwalt ausrichten, die Tat tue
ihm leid und er wolle sich entschuldigen und einen
Täter-Opfer-Ausgleich leisten. Ein anderer sagte, das Geschehen sei
«ein furchtbarer Fehler» gewesen und er bereue es zutiefst.

Der Angeklagte, der den Mitarbeiter den Ermittlungen nach
überwältigte und festhielt, teilte mit, es sei richtig, dass er ein
Druckmittel gebraucht habe, um aus der Klinik entkommen zu können. Er
sei überrascht gewesen von der Gegenwehr des Opfers, habe ihn aber
nicht verletzen wollen.

Nach den Männern war nach ihrer Flucht europaweit gefahndet worden.
Binnen knapp drei Wochen wurden zwei von ihnen in Österreich und die
beiden anderen in der Türkei gefasst.

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