Forschungsreaktor kann auch 2025 nicht in Betrieb gehen
Einst galt der Münchner Forschungsreaktor als Prestigeprojekt. Doch
geforscht wird hier schon lange nicht mehr. Nun ist klar: Niemand
kann derzeit sagen, wann die Anlage wieder hochfährt.
München (dpa/lby) - Anders als bislang erwartet wird der
Forschungsreaktor FRM II der Technischen Universität München (TUM)
auch in diesem Jahr nicht mehr in Betrieb gehen. Nach Angaben des
Wissenschaftsministeriums auf eine Anfrage der Grünen im bayerischen
Landtag kann «zum aktuellen Zeitpunkt noch keine definitive Auskunft
über den Zeitpunkt der erneuten Inbetriebnahme der Anlage erfolgen».
Die Anfrage liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Hintergrund sind
weiterhin Lieferprobleme für den sogenannten Zentralkanal der Anlage.
Er trägt als zentrales Bauteil des FRM II das Brennelement.
Forschungsreaktor steht seit März 2020 still
Seit März 2020 steht der Forschungsreaktor still, damals wurde er
wegen der Corona-Krise heruntergefahren. Im Januar 2022 wurde dann
eine Undichtigkeit am Zentralkanal festgestellt. Auch wenn dies nach
Angaben des Ministeriums keine Auswirkungen auf die Sicherheit der
Neutronenquelle, das Betriebspersonal und die Umgebung hatte und auch
keine Radioaktivität freigesetzt wurde, soll zunächst der
Zentralkanal ausgetauscht werden.
Neuer Zentralkanal wurde bereits 2013 bestellt
Doch die Beschaffung des Bauteils ist alles andere als einfach, wie
die Antwort des Ministeriums belegt: Denn bereits seit dem 30. März
2013 wartet man in Garching auf die Lieferung - damals war dies für
Herbst 2014 eingeplant worden. Der Landtagsabgeordnete Markus Büchler
bezeichnete den Vorgang mit einer Wartezeit von mehr als 13 Jahren
als «verblüffend».
Zwar sei die frühe Auftragserteilung logisch, da allen Beteiligten
bewusst war, dass der Zentralkanal regelmäßig erneuert werden müsse.
«Völlig unverständlich ist aber, wieso es in 13 Jahren nicht gelungen
ist, ein weiteres Exemplar dieses Zentralkanals herzustellen, etwas
was ja offensichtlich vor mehr als 20 Jahren noch möglich war», sagte
Büchler. Der Vorgang verstärke die bereits bestehenden Zweifel am
Management des FRM II.
Gesamtkosten bisher rund zwei Millionen Euro
Auch zu den Kosten gibt die Antwort des Ministeriums aufschlussreiche
Informationen preis: «Aktuell belaufen sich die bisher angefallenen
Gesamtkosten zur Beschaffung des neuen Zentralkanals auf rund 2 Mio.
Euro», heißt es. Diese Summe umfasse «im Wesentlichen
Gutachterleistungen, Materialbeschaffung und die Beauftragung
externer Fachfirmen. Interne Personal- und Reisekosten des FRM II
sind hierin nicht enthalten.» Bis zur Fertigstellung und dem Einbau
des Zentralkanals erwarte man weiter Ausgaben von etwa 500.000 Euro.
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