Neuer Sartorius-Chef will Kurs fortsetzen: «starke Position»
Sein Vorgänger habe ihm ein bestelltes Feld hinterlassen, sagt
Michael Grosse. Viel ändern will er nicht. Warum er sich mit
Prognosen zurückhält - und den Personalabbau deines Vorgängers
verteidigt.
Göttingen (dpa/lni) - Der neue Sartorius-Chef Michael Grosse will den
Kurs seines Vorgängers fortsetzen. «Ich muss sagen, das, was Joachim
Kreuzburg und das Team über die letzten 20 Jahre geleistet haben, ist
eine herausragende Basis für das, was uns bevorsteht», sagte Grosse,
der seit 1. Juli den Göttinger Labor- und Pharmazulieferer leitet.
Sich auf Kunden aus den Bereichen Biopharma und Life Science zu
konzentrieren sei «goldrichtig».
«Bei der Strategieentwicklung, an der wir gerade arbeiten, wird es
sehr viel «weiter so» geben», so der neue Unternehmenschef weiter.
Auch in Zukunft solle sich Sartorius an den Arbeitsprozessen der
Kunden orientieren und dort mit Innovationen Probleme lösen. Zudem
müsse sich Sartorius immer wieder rasch anpassen. Veränderungen etwa
bei Gesetzen und Technologien würden immer schneller. So sei das
Thema Künstliche Intelligenz und deren Einfluss auf die Pharmawelt in
den kommenden fünf bis zehn Jahren besonders wichtig.
Sartorius rechnet mit weiterem Wachstum
Für das kommende Jahr erwartet Grosse weiteres Wachstum. «Es gibt in
unserer Branche im Augenblick keinerlei Gründe, die dagegen
sprechen.» Nach zwei Jahren mit schrumpfenden Umsätzen, weil Kunden
hohe Lagerbestände abbauten, läuft es seit diesem Jahr wieder bei dem
Göttinger Unternehmen.
In den ersten neun Monaten 2025 steigerte Sartorius den Umsatz im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum wechselkursbereinigt um 7,5 Prozent
auf 2,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb nach Anteilen Dritter
ein Überschuss von 125 Millionen Euro, zwei Drittel mehr als vor
einem Jahr. Zu verdanken war das einem starken dritten Quartal, in
dem der Konzern noch einmal stärker zulegte als im ersten Halbjahr.
Im Spätsommer war das Unternehmen noch aus dem Dax abgestiegen.
«Die Nachfrage nach Verbrauchsmaterialien ist stark, die bei
Investitionen hat sich stabilisiert und die Produktionskapazitäten
laufen hoch», sagte Grosse. «Aber wir haben auch ganz bewusst noch
keine Voraussage für das nächste Jahr gemacht.» Sorge bereiten ihm
etwa Beschränkungen des freien Handels. Weitere Verunsicherung im
Markt könne Investitionen hemmen.
Grosse: Erste gute Signale aus der Politik
Auch langfristig sieht der neue Chef sein Unternehmen bereits gut
aufgestellt: «Wir haben eine ausgesprochen starke Position.» Das
gelte sowohl für bestehende Produkte als auch für neue Technologien,
etwa in den Bereichen Zell- und Gentherapie oder dem
Zell-Botenmolekül mRNA.
Gleichzeitig gebe es gute Signale von Behörden und aus der Politik,
regulatorische Verfahren zu beschleunigen und Bürokratie zu
reduzieren. Auch ein stärkeres Bewusstsein für pragmatische Lösungen
stelle er fest. So gebe es etwa bei den Medikamentenbehörden in
Europa, den USA und China Bemühungen, neue Therapien schneller
zuzulassen. Das sei auch eine Lehre aus der Corona-Zeit.
Mit Blick auf den Standort Deutschland sagte Grosse: «Entscheidend
ist, dass die Politik die Rahmenbedingungen weiter so anpasst, dass
ein wirklich investitionsfreundliches Klima entsteht. Da ist einiges
angestoßen, diese Impulse müssen aber weitergehen und in der
Industrie ankommen», sagte Grosse. «Wettbewerbsfähigkeit entsteht
durch Geschwindigkeit, Effizienz und Mut zu Innovation. Da müssen wir
in Deutschland überall eine Schippe drauflegen, wenn wir
international mithalten wollen.»
Grosse: «Jüngster Stellenabbau trotz derzeitigem Wachstum richtig»
Trotz der positiven Entwicklung sei der Stellenabbau der vergangenen
Jahre richtig gewesen, sagt Grosse. Sartorius hatte weltweit mehr als
1.100 Stellen abgebaut - zuletzt aber wieder neue Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter eingestellt. Gut 350 kamen seit Ende 2024 hinzu;
mehre hundert Stellen sind noch ausgeschrieben. Das macht unterm
Strich zwischen 2019 und 2025 ein Plus bei den deutschen Angestellten
von 37 Prozent und weltweit von 54 Prozent.
Nach einem Nachfrageboom während der Corona-Pandemie hatte Sartorius
unter einer Flaute gelitten, weil Kunden hohe Lagerbestände abbauten.
«Ende 2023 hatte man in der gesamten Branche den Eindruck, die
schwierigste Phase sei überwunden. Dann zog sich die Erholung jedoch
noch länger als erwartet», sagte Grosse. «Dennoch: Wenn wir eine
Kristallkugel hätten, hätte man vielleicht das ein oder andere anders
gemacht.»
Neues Personal zu finden, sei unterdessen trotz Arbeits- und
Fachkräftemangel kein unlösbares Problem für das Unternehmen. Zwar
sei die Lage herausfordernd, jedoch gewinne Sartorius auch viele neue
Mitarbeiter durch eigene Ausbildung und entwickle überwiegend eigene
Leute in Führungspositionen.
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