Thomas Gottschalk hat Krebs Von Ute Wessels, Sophie Brössler und Christina Sticht, dpa
Gottschalk sagt, es sei Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen: Nach
Auftritten, die für Verwunderung sorgten, spricht die TV-Legende in
einem Interview offen über die Diagnose.
Kitzbühel (dpa) - Moderator Thomas Gottschalk (75) hat mit
emotionalen Worten über seine Krebserkrankung gesprochen. Diese
Diagnose machte er öffentlich, nachdem er bei der Verleihung der Romy
am Freitagabend in Kitzbühel einmal mehr einen unsicheren Eindruck
hinterließ. «Ich glaube, es wird Zeit, dass wir die Karten auf den
Tisch legen. Ich habe Krebs», sagte der 75-Jährige in einem
«Bild»-Interview am Sonntag.
Gottschalks Reden bei der Romy-Gala am Freitagabend sowie gut zwei
Wochen zuvor bei der Bambi-Verleihung in München hatten für
Irritationen gesorgt. Der sonst so souverän und locker daherkommende
Unterhalter wirkte angeschlagen, teils fahrig und unkonzentriert.
Insbesondere in den Sozialen Netzwerken ergossen sich daraufhin Häme
und vernichtende Kommentare.
Gottschalk: «Ich kannte mich so selbst nicht»
Nun also offenbarte er sich. «Thomas hatte vor knapp vier Monaten
eine schwere, komplizierte Krebsoperation», berichtete seine Ehefrau
Karina. «Die Diagnose war heftig. Epitheloides Angiosarkom. Ein
seltener, bösartiger Tumor, der von den Zellen der Blutgefäße
ausgeht. Thomas wurde sofort operiert.» Ihr Mann sei noch ein zweites
Mal operiert worden und nehme bis heute starke Medikamente.
«Erst bei der Bambi-Verleihung realisierten wir, welche Nebenwirkung
diese Medikamente haben», sagte Gottschalks Ehefrau. Er selbst sagte
der «Bild» weiter: «Ich war nicht darauf vorbereitet, dass mir jemals
so etwas passieren könnte. Mit diesen Tabletten fühle ich mich, als
würde ich mit meinem Kopf in einer Waschmaschine stecken. Ich kannte
mich so selbst nicht. Inzwischen weiß ich, das sind die
Schmerzmittel.»
Verwunderung nach Fernseh-Auftritt
Am Freitagabend hatte Gottschalk erneut bei einem Fernseh-Auftritt
für Verwunderung gesorgt. Bei der Verleihung des österreichischen
TV-Preises Diamant-Romy zitterte seine Stimme. Schon bei der
Bambi-Gala hatte er teils desorientiert gewirkt und sich verhaspelt.
Auf der Romy-Bühne in Kitzbühel sprang Moderator Hans Sigl Gottschalk
herzlich zur Seite. «Kurier»-Geschäftsführer Richard Grasl, der dem
75-Jährigen die Auszeichnung überreichte, sagte, wenn man 1.000 Mal
was richtig mache, und ein halbes Mal vielleicht was nicht so ganz
gut mache, bleibe man trotzdem ein Superstar.
Warum hatte der kranke Entertainer die Romy-Verleihung nicht
abgesagt? Zu «Bild» sagte Gottschalk: «Dann wäre noch mehr Häme
über
mich hereingebrochen. Außerdem bin ich alte Schule und erfülle meine
Verpflichtungen.» Er habe überlegt, die Medikamente vor dem Auftritt
wegzulassen, aber das hätten ihm seine Ärzte verboten. «Bei der Romy
habe ich gemerkt, es hat keinen Sinn. Ich kann nicht mehr auftreten.
Ich muss gesund werden», sagte der 75-Jährige.
Ehefrau zu Urteilen über Gottschalk: «War für mich die Hölle»
Gottschalks Ehefrau Karina saß bei der Veranstaltung in Kitzbühel im
Publikum und verfolgte die Reaktionen des Publikums laut «Bild» mit
Tränen in den Augen. Karina Gottschalk sagte der Zeitung: «Das war
für mich die Hölle, weil ich ja die Wahrheit kenne. Am liebsten hätte
ich jeden angeschrien: Nein, es geht uns nicht gut. Vor allem Thomas
geht es nicht gut. Er ist schwer krank!»
Der Deutschen Presse-Agentur hatte Gottschalk kürzlich gesagt, die
Fragen nach seinem Bambi-Auftritt gingen ihm auf die Nerven. «Ich bin
75 und verabschiede mich jetzt aus dem Geschäft.» Für das kommende
Wochenende hatte er seinen letzten Samstagabendshow-Einsatz bei RTL
geplant. Ob der stattfinden wird, war am Sonntagabend unklar.
Der Meister der Samstagabendshow
Die Samstagabendshow war Gottschalks große Bühne. Über Jahrzehnte
beherrschte er vor allem bei «Wetten dass ..?» im ZDF die Kunst der
lässig-nonchalanten Moderation. Von 1987 bis 2011 - von einer
zweijährigen Unterbrechung abgesehen - sowie in drei Sonderausgaben
2021, 2022 und 2023 führte er durch die größte Show Europas.
Schlagfertig, spontan und ohne Scheu vor internationalen Superstars.
Dabei zeichnete er sich nicht nur als Sprücheklopfer in schrillen
Klamotten aus, sondern auch als Menschenfreund. Einer, der selbst das
Scheinwerferlicht genoss, der die große Bühne aber immer auch teilte
- mit Rockstars ebenso wie mit Wettkandidaten. Er wurde nicht hämisch
oder vernichtend, wenn ein Kandidat seine Wette versemmelte. Da
zeigte er Menschlichkeit.
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