Vogelgrippewelle bei Kranichen flaut nach Massensterben ab

Zehntausende Kraniche sterben auf dem Zug gen Süden. Doch die
Vogelgrippewelle bei den eleganten Vögeln ebbt laut Experten
inzwischen ab. Offenbar haben sie teils ihr Verhalten angepasst.

Altenpleen/Greifswald (dpa) - Die verheerende Vogelgrippewelle bei
Kranichen ist nach Ansicht von Experten weitgehend vorüber. «Die
Infektionswelle ebbt jetzt komplett ab», sagte Günter Nowald,
Geschäftsführer der Gesellschaft Kranichschutz Deutschland, der
Deutschen Presse-Agentur. «Aus Deutschland, aber auch aus anderen
europäischen Nachbarländern sind mir keine neuen Totfundmeldungen
mehr bekannt.»

Vergleichbar mit Grippewellen bei Menschen klinge auch ein derartiges
Infektionsgeschehen irgendwann wieder ab. «Das heißt, wir gehen jetzt
davon aus, dass die Kraniche das erst einmal überstanden haben.»
Ähnlich äußerte sich eine Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts

(FLI) bei Greifswald. Eine derartige Welle verliere Dynamik, wenn in
einer Population schon viele Tiere infiziert worden seien. «Was bei
den Kranichen für einzelne Gruppen anscheinend so ist.» Das Virus sei
dann «irgendwann tatsächlich einmal durch».

Unter den positiven Laborbefunden von Wildvögeln in Deutschland
befinden sich laut FLI-Sprecherin nur noch wenige Kraniche. «Es sind
mitunter ältere Fälle, die jetzt abgearbeitet werden.»

Auf Westroute schätzungsweise zehn Prozent verendet

Erstmals hat die Vogelgrippe in diesem Herbst auf dem
westeuropäischen Zugweg nachweislich für massenhafte Infektionen bei
Kranichen gesorgt. Auf der Route fliegen etwa 400.000 Tiere aus
Skandinavien, dem Baltikum und Mitteleuropa mit Zwischenstopps in
Deutschland in ihre Winterquartiere in Frankreich und Spanien. Davon
seien schätzungsweise etwa zehn Prozent der jüngsten Infektionswelle
zum Opfer gefallen, sagte Nowald. 

«Es ist davon auszugehen, dass nicht jeder Kranich, der die
Vogelgrippe gekriegt hat, auch gestorben ist.» Die Krankheit habe
sich auch auf das Zugverhalten ausgewirkt. Teils seien Tiere sogar
umgekehrt. Auf Rügen etwa sei ein Vogel verendet, nachdem er
eigentlich schon deutlich weiter im Süden gewesen sei. Möglicherweise
habe er zurück nach Schweden gewollt, es aber nicht mehr geschafft. 

Warnen Kraniche sich gegenseitig vor der Krankheit?

«Wir haben beobachtet, dass Kraniche an Rastplätzen mit toten oder
infizierten Tieren kurz runtergegangen sind, dann aber wieder
abgeflogen sind», sagte Nowald. Auch Warnrufe seitens infizierter
Vögel seien festgestellt worden. «Die klangen ähnlich wie Warnrufe,
wenn Seeadler kommen, so dass auch deshalb die Artgenossen dort nicht
runtergegangen sind. Also vermutlich gab es da optische und
akustische Signale für die Kraniche.»

Teils seien infizierte Tiere so geschwächt gewesen, dass sie nicht
hätten weiterfliegen können. «Das ist, als wenn Sie mit einer Grippe

einen Marathon laufen sollten. Das würden Sie auch nicht machen.»

Ein massenhafter Eintrag der Vogelgrippe in die Winterquartiere ist
Nowald zufolge bislang nicht festzustellen. Neben Deutschland mit
schätzungsweise knapp 20.000 toten Tieren seien die meisten im
Nordosten Frankreichs gestorben - nach groben Schätzungen 15.000 bis
20.000 Tiere. «Je weiter man in den Süden kommt, umso weniger
Todesopfer gibt es.» In Spanien gebe es schätzungsweise 1.500
verendete Kraniche. 

Intensives Monitoring soll Folgen verdeutlichen

Die meisten Kraniche seien mittlerweile durch Deutschland
durchgezogen. Eine mittlere fünfstellige Zahl befinde sich noch im
Land. Ohnehin überwinterten etliche Vögel auch hierzulande. In
Mecklenburg-Vorpommern etwa, wo Nowald das neue, jüngst eröffnete und
nach eigenen Angaben größte Kranichzentrum Europas leitet, hätten
dies in den zurückliegenden Jahren jeweils etwa 3.000 Tiere versucht.

Die langfristigen Auswirkungen der jüngsten Vogelgrippewelle seien
bislang schwer abzuschätzen, so Nowald. Eine wichtige Frage sei etwa,
inwieweit Brutpaare betroffen sind, weil Vögel ihre Partner verloren
haben. «Zumal wir ja in den letzten 15 Jahren so schlechte
Reproduktionsjahre hatten wegen der Trockenheit, vor allem in den
Monaten April und Mai.» Noch könne man nur spekulieren. Um die
Auswirkungen einschätzen zu können, wollen Kranichschützer im
kommenden Jahr die Brutplätze in Deutschland besonders intensiv
kontrollieren.

Generell steigt die Zahl der Vogelgrippe-Fälle nach Angaben der
FLI-Sprecherin nicht mehr so stark an wie noch vor zwei bis drei
Wochen. Es gebe aber weiterhin Ausbrüche bei Geflügel und Fälle bei
Wildvögeln. Zuletzt seien mehr Wildgänse und andere Arten betroffen
gewesen. «Unsere Risikoeinschätzung bleibt aber weiterhin auf hoch.
Wir gehen davon aus, dass weiterhin Virus im Wildvogelbereich
zirkuliert.»

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