Grüne lehnen Homöopathie als Kassenleistung ab
Manche sind felsenfest von der Wirksamkeit überzeugt, andere
schütteln nur den Kopf: Auf homöopathische Mittel blicken Menschen
sehr unterschiedlich. Nun fassen die Grünen einen Beschluss.
Hannover (dpa) - Die gesetzlichen Krankenkassen sollen homöopathische
Behandlungen nach dem Willen der Grünen künftig nicht mehr erstatten.
Das hat der Bundesparteitag in Hannover beschlossen. «Die
Solidargemeinschaft soll nicht für Therapien aufkommen, deren
Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus wissenschaftlich nicht
belegt ist», heißt es in dem verabschiedeten Antrag aus Berlin.
Warnung vor Irreführung
Die Kostenerstattung suggeriere eine Wirksamkeit homöopathischer
Mittel und führe Patienten in die Irre, so der nun beschlossene
Antrag. Anders betrachten die Grünen pflanzliche Arzneimittel, hier
gebe es vielfach Belege für die Wirksamkeit.
Gesundheit sei kein Glaubenssystem, sondern eine Frage von Evidenz
und Verantwortung, argumentierte ein Berliner Delegierter und wandte
sich gegen das Argument, die Wirksamkeit homöopathischer Mittel sei
durch Erfahrungswissen belegt. «Erfahrungswissen war auch die Basis
für Aderlass oder von Quecksilber gegen Syphilis.» Eine andere
Delegierte argumentierte, es gehe nicht nur um Homöopathie, sondern
um das Verhältnis der Grünen zur Wissenschaft.
Kassen können Homöopathie anbieten
Heute können gesetzliche Kassen solche Mittel als Teil ihres
Leistungskatalogs anbieten. Wissenschaftlicher Konsens ist, dass für
homöopathische Behandlungen keine Wirkung nachgewiesen ist, die über
den Placebo-Effekt hinausgeht.
Basis für homöopathische Arzneimittel können pflanzliche,
mineralische und tierische Substanzen sein. Die extrem verdünnten
Stoffe werden zum Beispiel in Form von Kügelchen (Globuli)
verabreicht.
Grüne ändern Position
Mit ihrem Beschluss ändern die Grünen ihren Kurs. Bislang galt ein
Beschluss des Bundesvorstands aus dem August 2020, der damals einen
heftigen parteiinternen Streit befriedet hatte. Demnach sollten
gesetzliche Krankenkassen Homöopathie nur noch in Extratarifen
anbieten dürfen. Diese Tarife sollten sich selbst finanzieren, die
Kosten für homöopathische Behandlungen also nicht auf alle
Beitragszahler umgelegt werden.
Eine Verfechterin dieses nun überholten Beschlusses hatte davor
gewarnt, die alte Debatte wieder aufzumachen - der Umsatz von
Homöopathie gehe ohnehin zurück. Es gab auch Vorbehalte in der
Partei, das strittige Thema kurz vor den Landtagswahlen im kommenden
Jahr wieder anzupacken.
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