Streit um Olympia: Befürworter um Wegner kontern Kritik Von Jordan Raza und David Langenbein, dpa
Während die Stadt für Olympische Spiele wirbt, sammeln Gegner und
Befürworter Unterschriften. Der Bürgermeister hofft auf einen
«Investitionsbooster». Auf welche Beteiligungsformate setzt Berlin?
Berlin (dpa/bb) - Mit einem Feuerwerk an Plädoyers konterten die
Berliner Olympia-Planer die lauter werdende Kritik an einer Bewerbung
und warben erneut mit spürbarer Leidenschaft für die Hauptstadt.
Einen Tag nach der Pressekonferenz des Bündnisses NOlympia traten
Politiker um den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner,
Wirtschaftsvertreter und Basketball-Olympiasiegerin Svenja
Brunckhorst gemeinsam vor die Presse, um ihre Vision vom größten
Sportereignis der Welt in Berlin zu verbreiten.
«Um die Spiele nach Deutschland zu holen, wird man an Berlin nicht
vorbeikommen. Es ist für Berlin eine Riesenchance und wir starten ab
Januar durch mit unserer Kampagne», kündigte Wegner (CDU) an.
Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) ergänzte: «Olympia ist eine
Entscheidung für die Zukunft. Eine Entscheidung für eine
zukunftsfähige Stadt. International hat man nur eine Chance mit
Berlin.»
Immer wieder hoben die Beteiligten hervor, wie sehr auch die
Bevölkerung und die teils marode Berliner Infrastruktur von solchen
Spielen profitieren könnten. Die Sorge, dass ihnen die öffentliche
Akzeptanz für das Unterfangen gerade entgleitet, dürfte bei den
Planern durchaus akut sein.
Bürgerentscheide in Hamburg und NRW geplant
Berlin möchte sich um die Austragung der Olympischen und
Paralympischen Spiele für 2036, 2040 oder 2044 bewerben und
konkurriert mit München, Hamburg und der Region Rhein-Ruhr. Zuletzt
hatte eine repräsentative Civey-Umfrage für Aufsehen gesorgt. Demnach
sind 67 Prozent der Berliner gegen eine Olympia-Bewerbung.
München hat sich bereits in einem Bürgervotum mit einer klaren
Mehrheit von 66,4 Prozent für die Spiele ausgesprochen. In Hamburg
ist der Bürgerentscheid im Mai geplant, in NRW im April. In Berlin
soll es kein Referendum geben. Der Senat verweist darauf, dass er von
sich aus keinen Volksentscheid initiieren kann. Der Deutsche
Olympische Sportbund (DOSB) wird im Herbst den deutschen Bewerber
auswählen.
Auf welche Beteiligungsformate setzt Berlin?
Berlin wolle alternative Beteiligungsformate anbieten, sagte der
Olympia-Beauftragte Kaweh Niroomand. Der 72-Jährige nannte ein
Kuratorium, das nahezu die gesamte Stadtgesellschaft abbilde, sowie
ein ausgiebiges Beteiligungsverfahren von Fachleuten, das extern
begleitet werden und stellvertretend sein soll. Man habe erfahren,
dass auch solche Formate Punkte in der Bewertungsmatrix beim DOSB
bekommen könnten.
Außerdem gebe es eine vom Landessportbund Berlin (LSB) initiierte
Volksinitiative. Bis Weihnachten will man das Ziel von 20.000
Unterschriften erreicht haben, wie Präsident Thomas Härtel erklärte.
Wegner: «Investitionsbooster in unsere Stadt»
Die nachhaltige Entwicklung und Modernisierung der Hauptstadt sind
für die Olympia-Planer das größte Ziel. «Das wird ein wahrlicher
Investitionsbooster in unsere Stadt. Das wird ein Investitionsbooster
für Ostdeutschland. In die Infrastruktur, in den öffentlichen
Nahverkehr, Investitionen in den Wohnungsbau», sagte Wegner.
Sportsenatorin Spranger erklärte, dass in Berlin bereits mehr als 90
Prozent der benötigten Wettkampfstätten existierten und versprach
einen nachhaltigen Effekt für Breitensport, Schulsport und
Leistungssport.
Harting unterstützt Olympiagegner
Einen Tag zuvor hatte das Bündnis NOlympia seine Kritik erneuert und
mit Leichtathletik-Olympiasieger Christoph Harting einen prominenten
Unterstützer für das Volksbegehren gegen die Bewerbung präsentiert.
Anfang 2026 will man 20.000 Unterschriften sammeln, um anschließend
das Volksbegehren zu starten, für das 174.000 Unterschriften
notwendig sind.
Ein möglicher Volksentscheid könnte wohl frühestens 2027 stattfinden
- also nach der Entscheidung des DOSB über eine deutsche
Bewerberstadt. Es ist fraglich, ob die Dachorganisation sich diesem
Risiko aussetzen würde, wenn Berlin nicht eine positive Grundstimmung
in der Bevölkerung nachweisen kann.
Niroomand kontert Harting
Neben der fehlenden Kostenkalkulation kritisieren die Gegner die
derzeitigen Sparmaßnahmen und Kürzungen in der Hauptstadt. Harting,
Diskus-Olympiasieger von 2016 in Rio de Janeiro, sieht ein
«moralisches Dilemma» angesichts der Nachhaltigkeit vergangener
Spiele.
Niroomand kritisierte, dass dieses Argument veraltet sei. «Das heißt,
dieser frühere Athlet hat sich nicht die Mühe gemacht, sich mit der
olympischen Agenda auseinanderzusetzen, hat sich nicht mit den
Reformen auseinandergesetzt, hat sich nicht die Ergebnisse von Paris
angeguckt und behauptet etwas», konterte der 72-Jährige.
Konkrete Zahlen, wie viel die Ausrichtung der Spiele kosten würde,
nannten die Olympia-Befürworter auch am Freitag nicht.
Spranger: Ja zu Olympia, nein zur Expo
Einer kolportierten Bewerbung um ein anderes Großevent erteilten
Wegner und Spranger indes eine deutliche Absage. «Klare Frage, klare
Antwort: Olympische und Paralympische Spiele, ja. Expo, nein», sagte
Spranger über die Weltausstellung 2035. Wegner ergänzte, die
Entscheider über die nationale Olympia-Bewerbung hätten klargemacht:
«Ein bunter Blumenstrauß an Veranstaltungen geht nicht. Ihr müsst
euch priorisieren. Ihr müsst einen ganz klaren Schwerpunkt setzen.»
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.