Tochter kämpft gegen Krebs: Diekmeier hat nur einen Wunsch Maximilian Wendl, dpa
Monatelanger Kampf, Rückschläge, Hoffnung: Wie Ex-Profi Dennis
Diekmeier als Vater und Ehemann alles gibt, um seiner schwer kranken
Tochter Delani beizustehen.
Sandhausen (dpa) - In nur einem Jahr hat sich das Leben von Dennis
Diekmeier und seiner Familie komplett verändert. Der Ex-Fußballprofi
sammelte gerade seine ersten Erfahrungen als Trainer und lebte in
einer «glücklichen Familie, alle waren gesund». Doch Ende Januar
folgte eine Diagnose, die alles veränderte. Bei der ältesten Tochter
Delani (14) wurde ein Tumor an der Nebenniere diagnostiziert. «Ab dem
Moment ist eigentlich alles zusammengebrochen», sagt der vierfache
Familienvater der dpa.
Was seither folgte, waren Monate voller Ungewissheit - und eine
scheinbar nie enden wollende Reihe an Rückschlägen. Zwar wurde der
Tumor operativ entfernt, doch kurz darauf entdeckten die Ärzte
Metastasen in beiden Lungenflügeln. «Die erste Chemotherapie hat
nicht funktioniert, die zweite auch nicht, die erste Immuntherapie
hat nicht angeschlagen - der Horror, diese Gefühle kann man gar nicht
beschreiben», berichtet Dennis Diekmeier, dem die Zeit ohne Fußball
«ehrlich gesagt auch wehtut».
Ex-Profi wird als Vater und Ehemann gebraucht
Während er seine Erinnerungen schildert, wirkt der frühere
Leistungsträger des Hamburger SV und Ex-Kapitän des SV Sandhausen den
Umständen entsprechend gefasster als noch zu Jahresbeginn. Allerdings
entscheidet sich während des Gesprächs fast 200 Kilometer entfernt
der weitere Weg seiner Tochter. Denn Ehefrau Dana ist zu weiteren
Untersuchungen mit Delani in Würzburg, der 36-Jährige sitzt daheim -
und versucht das auszustrahlen, was ihn schon als Spieler
ausgezeichnet hat: Auf dem Platz ging er stets voran, übernahm auch
in schwierigen Phasen Verantwortung.
«Ich muss probieren, der positive, der starke Part zu sein», sagt er.
«Das war im Sport so, und das versuche ich hier in der Familie auch.
Es fühlt sich genau richtig an, jeden Tag als wichtiger Anker hier zu
sein, um meine Familie komplett zu unterstützen.»
Delani weiß das zu schätzen, hatte Dennis Diekmeier kürzlich unter
Tränen bei «Sport1» erzählt: «Wir saßen mal einen Abend zusamme
n, und
sie sagte: 'Papa, ich will einfach Danke sagen. Ich hatte 14 Jahre
das schönste Leben.'»
Neuer Zusammenhalt
Kleine Glücksmomente, die immer wieder eingestreut werden, helfen
dabei zusätzlich: Nach einem Kurzurlaub in Dubai habe Delani «wie
ausgewechselt» gewirkt. Hinzu kommen schöne Stunden im Stall bei
ihrem Pferd, auf dem sie immer noch reitet, wenn es die Kraft
zulässt, sowie die Zeit mit den Geschwistern. «Dion ist jetzt elf
Jahre alt und ich glaube, er merkt das am meisten, was das für eine
Situation ist», sagt Dennis Diekmeier. «Die anderen beiden verstehen
es, aber ich glaube, sie wissen gar nicht, wie ernst es ist. Was aber
manchmal süß ist: Die Kleinste kümmert sich oft um Delani, kommt zu
ihr, bringt ihr die Kotztüte, bringt ihr dies und jenes. Alle helfen
zusammen.»
Dieser Zusammenhalt hat es Mama Dana jüngst ermöglicht, für einen
Abend dem Alltag zu entfliehen. «So ein Besuch ist fernab meines
ganzen Jahres. Mal etwas Schönes anziehen, Make-up. Das kenne ich gar
nicht mehr», sagte sie bei der sogenannten «Christmas Shopping Night»
im Hamburger Alsterhaus der «Bild»-Zeitung. «Das geht natürlich nur
,
weil Dennis zu Hause ist. Und alle Aufgaben übernimmt. Wenn er noch
im Fußballgeschäft wäre, wäre das nicht möglich.»
Planbar ist der Alltag jedoch schon lange nicht mehr. «Wir schauen
von Woche zu Woche», so Dennis Diekmeier. Krankenhausaufenthalte
wechseln mit Tagen zu Hause - und Momenten, in denen das Mädchen kaum
von der Couch hochkommt. «Manchmal hat sie den ganzen Tag nur
gekotzt», sagt der Vater.
Bewegende Worte von Jürgen Klopp
Die Eltern entschieden sich früh, öffentlich über die Krankheit ihrer
Tochter zu sprechen. Dafür seien sie anfangs kritisiert worden. Doch
Dennis Diekmeier ist davon überzeugt, dass es der richtige Weg war.
«Der Zuspruch von Fans, Freunden und Bekannten ist Wahnsinn. Das gibt
so viel Energie.»
Erst vor wenigen Tagen richtete sich der ehemalige Liverpool-Coach
Jürgen Klopp in einer bewegenden Videobotschaft an Delani: «Ich habe
natürlich von deiner Geschichte gehört und ich bewundere dich für
deine Kraft, Stärke und Positivität.»
Für die Teenagerin seien solche Botschaften besonders wertvoll - «von
Mama und Papa hört man irgendwann nur noch das Gleiche», glaubt
Dennis Diekmeier. Aber nicht nur der Gang an die Öffentlichkeit, auch
der Austausch mit anderen betroffenen Familien helfe. «Viele buddeln
sich ein - ich glaube, das ist ein falsches Signal», meint Dennis
Diekmeier.
«Ich schaffe das»
Daher setzt sich die Familie intensiv für die Krebsforschung ein, hat
mehrere Tausend Euro in ein experimentelles Medikament investiert,
ein Spendenkonto eröffnet und wird von zahlreichen Clubs und
Prominenten unterstützt. «Wir suchen immer irgendwo nach einem
Strohhalm», sagt Dennis Diekmeier. Aufgeben war auch keine Option,
als die zunächst behandelnden Ärzte die Tochter als
Palliativpatientin einstuften. Das sei «heftig» gewesen, meinte der
frühere Jugendnationalspieler. Aber sein Kind habe von Anfang an
erklärt: «Mama, Papa, ich schaffe das.» Die Familie fand neue
Mediziner.
Bald wird Delani 15 Jahre alt, ein Weihnachtsbaum steht schon jetzt
ungeschmückt im Wohnzimmer der Familie. Von besinnlicher Stimmung
kann aber keine Rede sein. Im Gegenteil: Dennis Diekmeier hat,
nachdem am vergangenen Wochenende bei einem Spaziergang auch noch
beide Hunde vergiftet wurden und einer der beiden Dalmatiner an den
Folgen gestorben war, nur einen Wunsch. «Darüber brauchen wir ja gar
nicht sprechen, wir sind froh, wenn das Jahr 2025 vorbei ist», sagt
er zurückhaltend, und ergänzt nach einer kurzen Pause: «Es gibt
nichts Wichtigeres, als dass Delani wieder gesund wird.»
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