Strengere Regeln für Raucher - das ist geplant Von David Nau, Marco Krefting und Martin Oversohl, dpa

Rauchen am Spielplatz oder an der Haltestelle? Das soll im Südwesten
bald tabu sein - auch E-Zigaretten dürfen dort nicht mehr gequalmt
werden. Was sich für Raucher und Nichtraucher jetzt ändert.

Stuttgart (dpa/lsw) - Wer raucht, muss sich in Baden-Württemberg auf
spürbar strengere Regeln einstellen. Das Kabinett hat eine Reform des
Nichtraucherschutzgesetzes beschlossen, über die nun der Landtag
entscheidet. 

Vorgesehen sind Rauchverbote an Orten, an denen viele Kinder und
Jugendliche unterwegs sind - etwa auf Spielplätzen, an Haltestellen,
in Freibädern, Zoos oder Freizeitparks. Auch E-Zigaretten, Vapes und
Shishas sollen erfasst werden, weil beim Verbrennen oder Erhitzen
gesundheitsschädliche Stoffe entstehen.

Die Regeln im Einzelnen: 

Wo ist Rauchen künftig zusätzlich verboten? 

Die Landesregierung will das Rauchverbot auf weitere Orte ausdehnen,
an denen häufig Kinder und Jugendliche unterwegs sind. So soll
künftig auf Kinderspielplätzen, an Straßenbahn- und Bushaltestellen,

in Freibädern, Zoos oder Freizeitparks nicht mehr geraucht werden
dürfen. Außerdem soll es keine Raucherzonen auf Schulhöfen und keine

Raucherzimmer in Behörden mehr geben.

Was ist mit E-Zigaretten? 

Auch E-Zigaretten, Vapes und Shishas fallen künftig unter die Regeln
- und zwar unabhängig davon, ob darin nikotin-, tabak- oder
cannabishaltige Erzeugnisse konsumiert werden oder nicht. Als Grund
wird in der Vorlage für das Kabinett genannt, dass beim Verbrennen,
Verdampfen und Erhitzen potenziell gesundheitsschädliche Stoffe
freigesetzt werden.

Gibt es Ausnahmen? 

Die Ausnahmeregeln, die das bisherige Gesetz für Kneipen und
Gaststätten vorsieht, bleiben weitgehend bestehen. In Gaststätte ist
das Rauchen zwar bislang grundsätzlich verboten, es gibt aber
Ausnahmen für Außenbereiche. Obendrein ist das Rauchen in kleinen
Ein-Raum-Kneipen erlaubt, sofern dort kein warmes Essen serviert
wird. In größeren Gaststätten und Discos darf zudem in abgetrennten
Raucherräumen gequalmt werden. Auf diese Räume muss künftig bereits
am Eingang hingewiesen werden. Zudem dürfen die Räume nur von
Erwachsenen betreten werden.

Warum sind Bierzelte von der neuen Regel ausgenommen? 

Das beratende Bürgerforum hatte sich eigentlich klar für Rauch- und
Dampfverbote in Bier-, Wein- und Festzelten ausgesprochen.
Schutzbedürftige Menschen seien auch dort schutzbedürftig. Die
Landesregierung folgte der Empfehlung aber nicht, weil Ereignisse wie
Festivals in der Regel auf einen kurzen Zeitraum begrenzt seien. Im
Vordergrund stehe weniger das gesellige Zusammensein als der
Eventcharakter. 

Wie viele Menschen rauchen im Südwesten noch? 

Der Anteil der Rauchenden geht zwar tendenziell zurück, aber immer
noch raucht etwa jede fünfte Person im Alter ab 15 Jahren. Laut
Statistikportal lag die Raucherquote in Baden-Württemberg 2021 bei
17,4 Prozent. Demnach rauchten 18,7 Prozent der Männer und 11,8
Prozent der Frauen regelmäßig. Die Anteile sind aber rückläufig (20
17
Männer: 21,9 Prozent, Frauen: 15,5 Prozent). Laut Statistikportal
resultiert der Rückgang nicht daraus, dass mehr Menschen mit dem
Rauchen aufhören, sondern immer weniger beginnen. 

Rauchen junge Menschen häufiger als früher? 

Nein, im Gegenteil. Immer mehr Jugendliche in Baden-Württemberg
entscheiden sich, nicht zur Zigarette zu greifen. Besonders deutlich
zeigt sich das bei den 12- bis 17-Jährigen: Im Jahr 2023 gaben 83
Prozent an, noch nie geraucht zu haben. 2001 lag dieser Anteil laut
Mikrozensus erst bei 41,6 Prozent. 

Warum geht die Zahl der Jugendlichen zurück, die rauchen?

Zum einen scheint die Aufklärung zu wirken, die Gesundheitsrisiken
sind präsenter und Rauchen gilt längst nicht mehr als cool oder
normal. Strengere Regeln und höhere Preise machen den Einstieg
zusätzlich unattraktiv. Es zeigt sich auch, dass Bildung und soziale
Herkunft eine wichtige Rolle spielen: Wer bessere Chancen hat, lässt
Glimmstängel eher links liegen. Neue Trends wie Einweg-E-Zigaretten
könnten diese Entwicklung aber bremsen - manche steigen damit ein,
andere nutzen sie, um das Rauchen loszuwerden. Insgesamt zeigt die
Forschung: Der Wandel ist echt, aber nicht unumkehrbar.

Wie gefährlich ist Rauchen?

An gesundheitlichen Folgen des Rauchens starben in Deutschland im
Jahr 2023 rund 131.000 Menschen. Dies entspricht laut dem Tabakatlas
des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in etwa jedem siebten
Todesfall (13,7 Prozent). In Baden-Württemberg ist den Angaben
zufolge mehr als jeder zehnte Todesfall auf Rauchen zurückzuführen. 


Unterschiede gibt es zwischen den Geschlechtern: Der Anteil an allen
Todesfällen bei Männern sei mit 14,7 Prozent im Vergleich der
Bundesländer am niedrigsten gewesen. Bei Frauen habe
Baden-Württemberg mit einem Anteil von 9,5 Prozent im unteren Drittel
gelegen. Basis der Berechnungen des DKFZ in Heidelberg ist die
Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamts.

Wie schädlich ist Passivrauchen?

Der beim Passivrauchen inhalierte Rauch enthält dieselben Substanzen
wie der beim aktiven Rauchen inhalierte Rauch, erklärt das DKFZ.
Passivrauchen erhöhe das Risiko für Lungenkrebs und Schlaganfall um
20 bis 30 Prozent und steigere jenes, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen
zu erkranken und zu sterben. Während der Schwangerschaft schade
Passivrauchen auch dem ungeborenen Kind.

«Kinder sind durch Passivrauchen besonders gefährdet», heißt es im

Tabakatlas. Sie hätten eine höhere Atemfrequenz und ein weniger
effizientes Entgiftungssystem als Erwachsene und seien daher
besonders empfindlich gegenüber den Gesundheitsgefahren des
Passivrauchens. Bei Säuglingen erhöhe Passivrauchen das Risiko, durch
plötzlichen Kindstod zu sterben.

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