Wenn Antibiotika versagen: Wo steht Deutschland?

Laut RKI sind sie eine der größten Herausforderungen für die
Gesundheit: Antibiotikaresistenzen. Weltweit nehmen sie zu. Was man
zu dem Thema wissen muss.

Berlin (dpa) - Wenn Antibiotika nicht mehr wirken, ist das mitunter
lebensgefährlich. In Deutschland gibt es für einige
Antibiotikaresistenzen Zielvorgaben - die Entwicklung ist nach Daten
des Robert Koch-Instituts (RKI) noch nicht überall auf einem guten
Weg. Eine Übersicht zu den wichtigsten Fragen: 

Wie entstehen Antibiotikaresistenzen? 

Antibiotika zählen nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI)
zu den wichtigsten medizinischen Errungenschaften, doch die
Resistenzen dagegen nähmen weltweit zu. «Sie sind eine der größten

Herausforderungen für die globale Gesundheit dieser Zeit.»

Ein Bakterium kann laut RKI durch natürliche Veränderungen im Erbgut
resistent gegen ein Antibiotikum werden oder durch die Aufnahme von
Resistenzgenen, die von anderen Bakterien stammen. Die häufige
Nutzung von Antibiotika in der weltweiten Medizin fördert resistente
Bakterien: Solche, die eine Resistenz gegen ein Antibiotikum
besitzen, überleben dessen Einsatz und können sich weiter ausbreiten.
Wenn Antibiotika ohne einen triftigen Grund, zu oft, über einen zu
langen Zeitraum oder unsachgemäß angewandt werden, begünstigt das
die Entstehung und Verbreitung von resistenten Erregern, so das RKI. 

Was macht Deutschland gegen die Resistenzen? 

Im Kampf gegen die Resistenzen hatten verschiedene Ministerien etwa
die Deutsche Antibiotikaresistenz-Strategie (DART 2030) aufgestellt.
Einige Punkte: Mit Impfungen und besserer Hygiene sollen mehr
Infektionen verhindert werden, so dass generell weniger Antibiotika
nötig sind. Der Antibiotikaverbrauch bei Mensch und Tier soll besser
überwacht und die Forschung gefördert werden. 

Dabei wurden Ziele definiert, mit denen sich die Entwicklung bewerten
lässt. Das RKI präsentierte nun eine Art Zwischenstand. So soll
beispielsweise der Gesamtverbrauch von Antibiotika im stationären und
ambulanten Bereich bis 2030 um 9 Prozent im Vergleich zu 2019 gesenkt
werden. Er war jedoch 2024 leicht angestiegen.

Bei vier Erreger-Antibiotika-Kombinationen sollte die Zahl der
sogenannten Blutstrominfektionen pro 100.000 Einwohner bis 2030 im
Vergleich zu 1990 jeweils um einen gewissen Prozentsatz gesenkt
werden. Bei der Infektion dringen Bakterien in den Blutkreislauf ein,
was zu einer lebensbedrohlichen Sepsis führen kann. 2024 lagen
demnach zwei Kombinationen im Zielbereich, die anderen zwei - an
denen E. coli und Klebsiellen beteiligt sind - lagen deutlich
schlechter.

Wie sieht es bei E. coli und einem Antibiotikum aus?

Eine der beobachteten Kombinationen ist E. coli mit Resistenz gegen
die Antibiotikagruppe der Cephalosporine der dritten Generation. Das
sei eine ganz wichtige Gruppe, betont Tim Eckmanns, RKI-Experte für
Antibiotikaresistenzen. «Und E. coli ist der häufigste Erreger von
Infektionen im Krankenhaus.»

Am Beispiel dieser Erreger-Antibiotika-Kombinationen zeige sich, wie
unterschiedlich die Krankheitsbilder bei einer Infektion sein können.
«Das ist das Schwierige an Antibiotikaresistenzen», erklärt er, «da
s
ist nicht eine Krankheit, sondern dahinter verbergen sich viele
Infektionen.» E. coli kann etwa einen Harnwegsinfekt, eine
Wundinfektion oder eine Bauchrauminfektion verursachen. 

Welche der vier Kombinationen ist die kritischste?

«Das kritischste würde ich sagen, sind die Carbapenem-Resistenzen
von Klebsiellen», erklärte Eckmanns. Die Inzidenz von
Blutstrominfektionen mit Carbapenem-resistenten Klebsiella
pneumoniae soll bis 2030 um 2 Prozent im Vergleich zu 2019 reduziert
werden. Allerdings steigen die Inzidenzen von Blutstrominfektionen
seit 2020. Mit einer Zunahme um 65 Prozent seit 2019 lagen die
Inzidenzen demnach weit schlechter als die Zielvorgaben. 

Mit weniger als einem Fall pro 100.000 Einwohnern bleibt die Inzidenz
laut RKI insgesamt gering. «Und trotzdem finde ich, ist das die
kritischste, weil diese Infektionen sind dann auch wirklich nicht
mehr leicht zu behandeln. Da haben wir nicht mehr viele Optionen», so
Eckmanns. Klebsiella pneumoniae löst häufig Krankenhausinfektionen
aus und kann zur Sepsis führen.

Wie viele Menschen sind in dem Zusammenhang gestorben?

Laut einer Studie eines Teams des RKI und der Universität Washington
vom August 2025 starben im Jahr 2019 rund 45.700 Menschen in
Deutschland im Zusammenhang mit antibiotikaresistenten Erregern.
Nicht immer war dabei die Resistenz die direkte Ursache. Besonders
häufig führten Blutstrominfektionen sowie Atemwegs- und
Bauchrauminfektionen zum Tod. Rund 9.600 dieser Menschen sind laut
RKI jedoch unmittelbar aufgrund der Resistenz des Erregers
gestorben. 

Zum Vergleich: Die Gesamtzahl der 2019 in Deutschland verstorbenen
Menschen lag laut Statistischem Bundesamt bei 939.500 Menschen.

Was kann man tun? 

Um Antibiotikaresistenzen zu verringern, ist ein gezielter und
sachgerechter Einsatz von Antibiotika wichtig. So sollte man
Antibiotika nicht bei einer Virusinfektion, sondern nur bei
bakteriellen Infektionen einnehmen, erläutert Eckmanns. Gegen Viren
sind sie wirkungslos.

Außerdem sollten sie von Ärzten nur dann gegeben werden, wenn sie
wirklich notwendig sind. Zudem: «Niemals ein Antibiotikum
eigenständig einnehmen, weil man denkt "Ich habe ja hier noch eins
liegen"», erklärte der Experte. Der Einnahme müsse immer eine
Untersuchung vorangegangen sein. 

Überdies helfe alles, was Infektionen verringere. «Eine geimpfte
Bevölkerung ist eine gute Maßnahme gegen Resistenzentwicklung.» Je
weniger Antibiotika genutzt werden, desto weniger Resistenzen gebe
es.

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite