KKH: Rückenschmerzen und Psyche machen im Job zu schaffen

Krank im Job auszufallen, das wünschen sich vermutlich die wenigsten.
Wenn das aber doch passiert, ist nach Daten der Krankenkasse KKH vor
allem eine Diagnose ganz vorn.

Hannover (dpa/lni) - Rückenschmerzen und psychischen Schwierigkeiten
sind nach Daten einer Krankenkasse vor allem für gesundheitsbedingtes
Fehlen im Job verantwortlich - neben saisonbedingten Erkältungen. Im
vergangenen Jahr verursachten neben dem Spitzenreiter Rückenschmerzen
auch Anpassungsstörungen und akute Belastungsreaktionen sowie
depressive Episoden krankheitsbedingte Fehltage, wie die KKH
Kaufmännische Krankenkasse unter Berufung auf die Daten der eigenen
Versicherten mitteilte. 

Viele Fehltage wegen Rückenschmerzen

Für die Untersuchung wurde die Zahl der Kalendertage mit ärztlichem
Attest von rund 672.600 berufstätigen KKH-Versicherten im vergangenen
Jahr analysiert - ohne Arbeitslose und Rentner. Außerdem wurde die
Zahl der Krankschreibungen beziehungsweise Krankheitsfälle ermittelt.
Mit rund 1,5 Millionen Versicherten zählt die KKH zu den großen
bundesweiten Krankenversicherungen.

Allein wegen der Diagnose Rückenschmerzen kam die Krankenversicherung
im vergangenen Jahr auf rund 142 Krankheitstage pro 100 ganzjährig
Versicherte beziehungsweise 100 Versichertenjahre - fünf Jahre zuvor
waren es noch rund 118 Tage. Auch die Fallzahl stieg: 2019 erhielten
laut Kasse 80 von 1.000 Versicherten die Diagnose, im vergangenen
Jahr waren es 120 von 1.000. Insgesamt verzeichnete die KKH bei der
Diagnose Rückenschmerzen rund 953.000 Fehltage und etwa 80.800
Fälle. 

Rückenbeschwerden oft ohne klare Ursache

Auch Druck und Anspannung nehmen laut Kasse offensichtlich zu: So
waren Anpassungsstörungen und akute Belastungsreaktionen im
vergangenen Jahr mit einem Anteil von rund 42 Prozent die mit Abstand
häufigste psychische Diagnose - und es fielen rund 112 Fehltage je
100 Berufstätige an. 2019 waren es rund 75. Ein ähnliches Bild bei
der Entwicklung der Fallzahlen: 2019 waren 29 von 1.000 Beschäftigte
betroffen, im vergangenen Jahr waren es 47
von 1.000. Insgesamt fielen im vergangenen Jahr etwa 754.500 Fehltage
und rund 32.000 Fälle wegen der Diagnose an. 

Bei depressiven Episoden kam die KKH auf 104 Krankheitstage je 100
Berufstätige, während es 2019 noch 89,5 Tage pro 100 ganzjährig
Versicherte waren. Zur Fallzahl: Hier gab es ein Plus von 15 auf 19
Fälle pro 1.000 Berufstätige. Insgesamt erfasste die Kasse im
abgelaufenen Jahr 702.100 Fehltage und rund 13.000 Fälle zu der
Diagnose.

«Rückenbeschwerden, die keine organische Ursache haben, hängen häuf
ig
mit psychischem Stress zusammen», erklärte Arbeitspsychologin Antje
Judick. «Seelische Belastungen können zu Muskelverspannungen und
einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit führen. Umgekehrt können
chronische Rückenschmerzen psychische Probleme wie Depressionen
verstärken oder auslösen.» 

Zusatzbelastung für gesunde Kolleginnen und Kollegen droht

Negativ auf die körperliche und psychische Belastung am Arbeitsplatz
wirken sich demnach etwa permanente Anforderungen, fehlende
Regenerationsmöglichkeiten oder ungünstig organisierte Schichtarbeit
aus, positiv wirken Handlungsspielräume sowie gute Kommunikation und
Kooperation. 

Fielen Beschäftigte lange wegen psychischer Erkrankungen aus, bedeute
das für die gesunden Kolleginnen und Kollegen eine starke
Zusatzbelastung, warnte die Expertin. Das könne zu einem Dominoeffekt
führen - nämlich Überlastung, Erschöpfung und am Ende zu weiteren
Krankmeldungen.

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