Nasse Haare, wärmender Glühwein: Wintermythen im Faktencheck Von Marc Fleischmann, dpa
Alkohol wärmt von innen und wer mit nassen Haaren bei Kälte nach
draußen geht, wird krank. Solche Weisheiten kursieren, wenn es
draußen dunkel und kalt wird. Aber stimmen sie auch?
Berlin (dpa) - Wenn der Winter naht und mit ihm der erste Frost
aufkommt, machen Kälte-Weisheiten die Runde: So sollen nasse Haare
krank machen oder kalte Duschen vor Erkältungen schützen. Ein
Faktencheck:
Mythos: Nasse Haare bei Kälte machen krank
Falsch. Es ist der Klassiker unter den Wintermythen und
wissenschaftlich längst widerlegt. Erkältungen werden nicht allein
durch Kälte oder nasse Haare bei kühlen Temperaturen verursacht,
sondern immer durch Viren. Ohne Kontakt zu Erregern gibt es keine
Infektion. Studien zeigen jedoch, dass eine starke Abkühlung der
Körperoberfläche - etwa auch durch nasse Kleidung oder kalte Luft -
die Durchblutung der Schleimhäute verringern kann. Dadurch kann die
lokale Abwehr geschwächt werden und vorhandene Viren können sich
leichter vermehren. Sich warm halten kann daher manchmal helfen.
Doch: Eine Erkältung braucht immer einen Erreger.
Mythos: Kalte Duschen verhindern Krankheiten
Unklar. Die Idee klingt verlockend, doch wissenschaftlich ist sie
kaum belegt. Eine niederländische Studie mit rund 3.000 Teilnehmenden
zeigte: Menschen, die täglich 30 bis 90 Sekunden kalt duschten,
fühlten sich zwar fitter und berichteten subjektiv von weniger
Krankheitstagen, objektiv waren sie aber nicht seltener
krankgeschrieben.
Kalte Duschen können den Kreislauf anregen und kurzfristig die
Durchblutung fördern, doch ein nachweisbarer Schutz vor Erkältungen
fehlt. Fachleute raten: Wer es dennoch ausprobieren will, sollte
langsam beginnen - etwa mit Wechselduschen, die den Körper Schritt
für Schritt abkühlen.
Mythos: Frauen frieren schneller als Männer
Richtig. Diesmal stimmt der Volksmund tatsächlich. Frauen empfinden
Kälte intensiver - aus biologischen Gründen. Männer besitzen mehr
Muskelmasse und verbrennen dadurch mehr Energie, was Wärme erzeugt.
Frauen hingegen haben meist einen höheren Fettanteil. Hinzu kommen
hormonelle Schwankungen, die die Temperaturwahrnehmung beeinflussen.
Untersuchungen zeigen: Frauen empfinden Temperaturen um 24 Grad
Celsius als angenehm, während Männer sich bereits bei 22 Grad
wohlfühlen. Der Unterschied ist messbar - und nicht bloß Einbildung.
Mythos: Alkohol wärmt den Körper von innen
Falsch. Ein Glühwein oder Schnaps mag kurzfristig Wärme vorgaukeln -
kühlt den Körper jedoch aus. Weil Alkohol die Blutgefäße in der Hau
t
erweitert, fließt warmes Blut an die Oberfläche: Der Konsument fühlt
sich wohlig temperiert. Doch dieser Effekt täuscht nach Angaben des
Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG): Die Wärme wird
schneller an die Umgebung abgegeben, und als Folge sinkt die innere
Körpertemperatur. Alkohol kann die natürliche Wärmeregulierung des
Körpers stören.
Die Empfehlung lautet daher: Alkohol in der Kälte möglichst vermeiden
- und sich lieber durch Bewegung oder warme Getränke ohne Alkohol
aufwärmen.
Mythos: Bei Kälte ist der Blutdruck höher
Richtig. Die Höhe des Blutdrucks ändert sich im Laufe des Tages. Nach
dem Aufwachen steigt er stark an und nimmt im Verlauf des Morgens
weiter zu. Verschiedene Faktoren wie Geschlecht, Alter,
Lebensgewohnheiten und das Umfeld beeinflussen den Blutdruck. Dazu
gehören Temperaturunterschiede: «Im Winter ist er höher als im
Sommer, da sich die Blutgefäße durch die Kälte verengen und somit
einen Anstieg des Blutdrucks bewirken», heißt es bei der Stiftung
Gesundheitswissen.
Anhaltend hoher Blutdruck kann über längere Zeit Gehirn, Herz und
Nieren stark schädigen, heißt es beim Herzzentrum an der Charité. Von
Bluthochdruck spricht man, wenn die Werte dauerhaft über 140 zu 90
liegen.
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