Brandstiftung im Krankenhaus - Mordprozess gegen 73-Jährigen
Mitten in der Nacht zündet ein Patient sein Krankenhausbett an. Drei
Menschen sterben. Die Staatsanwaltschaft bewertet die Tat als Mord,
geht aber davon aus, dass der Mann schuldunfähig ist.
Hamburg (dpa) - Sechs Monate nach einem Brand im Hamburger
Marienkrankenhaus mit drei Toten beginnt vor dem Landgericht ein
Prozess gegen einen damaligen Patienten. Der Mann soll in seinem
Krankenhauszimmer sein Kopfkissen mit einem Feuerzeug angezündet und
so den folgenschweren Brand verursacht haben.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 73-Jährigen besonders schwere
Brandstiftung mit Todesfolge und Mord in drei Fällen vor, wie eine
Sprecherin mitteilte. Die Behörde geht davon aus, dass der Patient
bei der Tat schuldunfähig war.
Der 73-Jährige war nach dem Brand in der Nacht zum 1. Juni
festgenommen und vorläufig in einer psychiatrischen Klinik
untergebracht worden. In dem sogenannten Sicherungsverfahren soll es
nun darum gehen, ob der Mann auf Dauer in der Psychiatrie bleiben
muss. Der Prozess soll am kommenden Donnerstag (27.) vor einem
Schwurgericht beginnen und möglicherweise unter Ausschluss der
Öffentlichkeit geführt werden.
Gesamte geriatrische Station durch Rauch beschädigt
Den Angaben zufolge brannte das Zimmer des Mannes im Erdgeschoss des
Krankenhauses im Stadtteil Hohenfelde vollständig aus. Der Rauch
beschädigte die gesamte geriatrische Station und weitere Zimmer in
dem Gebäude. Drei Patienten - nach früheren Angaben im Alter von 84,
85 und 87 Jahren - starben an einer Kohlenmonoxidvergiftung.
Pflegekräfte und Feuerwehrleute konnten einen Zimmernachbarn und
weitere Patienten retten. Zwei Pflegerinnen und ein anderer Patient
erlitten zum Teil schwere Inhalationstraumata. Eine der verletzten
Krankenschwestern bekam außerdem einen Herzinfarkt, ebenso ein
Security-Mitarbeiter. Bei weiteren Patienten seien leichtere Symptome
sowie psychische Belastungsstörungen aufgetreten.
220 Retter über Stunden im Einsatz
Die Feuerwehr hatte die Flammen nach 20 Minuten gelöscht. Sie hatte
seinerzeit mitgeteilt, dass drei Patienten gestorben und 34 Menschen
verletzt worden seien, einer von ihnen lebensgefährlich. Rund 220
Mitarbeiter von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Technischem Hilfswerk
waren an jenem Sonntagmorgen über Stunden im Einsatz.
Zunächst war vermutet worden, dass noch eine weitere Patientin durch
den Rauch umkam. Eine rechtsmedizinische Untersuchung ergab jedoch
keine Hinweise auf eine Rauchgasvergiftung und somit keine
Anhaltspunkte auf einen Zusammenhang mit dem Brand, wie die
Staatsanwaltschaft Mitte Juni mitgeteilt hatte. Die 72-Jährige war in
dem Gebäude oberhalb des Brandortes untergebracht gewesen und am Tag
des Feuers gestorben.
Das katholische Marienkrankenhaus ist eine der größten Kliniken
Hamburgs. Es hat nach eigenen Angaben rund 600 Betten und behandelt
jedes Jahr etwa 93.000 Patienten. Das Krankenhaus ist auf die
Versorgung älterer Menschen spezialisiert.
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