Vernehmer: Attentäter stellte sich selbst in den Mittelpunkt
Bei seiner ersten Vernehmung sprach der Todesfahrer von Magdeburg vor
allem über eigene Anliegen - zur Tat selbst äußerte er sich nicht.
Vor Gericht erinnern sich Polizeibeamte.
Magdeburg (dpa/sa) - Der Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt
hat bei der ersten Vernehmung am Tag nach der Tat bei der Polizei
seine eigenen Anliegen in den Vordergrund gestellt und zum
Tatgeschehen geschwiegen. So haben sich zwei Polizeibeamte erinnert,
die Taleb al-Abdulmohsen am Tag nach der Tat als Erste befragten. Er
habe auf ihn sehr gefasst und höflich gewirkt, sagte ein Beamter als
Zeuge am Landgericht Magdeburg.
Es sei für den damals 50-Jährigen sehr wichtig gewesen, über seine
Erfahrungen mit Behörden, der Polizei und Gerichten zu berichten, von
denen er sich nicht ernst genommen gefühlt habe. Dabei habe er auch
Tränen in den Augen gehabt. Über die Tat auf dem Weihnachtsmarkt habe
der Mann aus Saudi-Arabien nicht reden wollen.
Ein zweiter Beamter, der bei der ersten Vernehmung dabei war, sagte:
«Mein Eindruck war, dass er zumindest nicht logisch erklären konnte,
was ihn zu der Tat bewegt hat.» Was der damals 50-Jährige berichtet
habe, habe auf ihn nicht nachvollziehbar gewirkt, so der Beamte. «Ich
persönlich hatte den Eindruck, es ging ihm mehr um sein eigenes
Wohl.» Er habe gesagt, er habe nicht geschlafen und nichts gegessen
und sei bei der Festnahme unsanft behandelt worden.
Das sagt der Polizist, der sich dem Todesfahrer gegenüberstellte
Als Zeuge wurde auch der Polizeibeamte gehört, der sich dem
Todesfahrer direkt nach der Tat mit der Waffe im Anschlag
entgegenstellte und ihn aufforderte, aus dem Auto zu steigen und sich
auf den Boden zu legen. Der Mann habe aufgeregt gewirkt und auf die
Ansprache zuerst nicht reagiert. Seine Augen seien weit aufgerissen
gewesen. Der Beschuldigte habe mit mehreren Äußerungen rechtfertigen
wollen, was er getan habe.
Es habe auf ihn wahnhaft gewirkt, so der 25 Jahre alte Beamte. Der
heutige Angeklagte habe gesagt, er sei an einer «großen Sache dran»,
sei Psychiater, man wolle ihm etwas antun. Ein weiterer Polizist, der
bei der Festnahme dabei war, sagte: «Er war orientiert, wusste, was
er getan hat». Der Mann habe auf keinen Fall einen verwirrten
Eindruck gemacht.
Der inzwischen 51-jährige Taleb al-Abdulmohsen, der als Arzt im
Maßregelvollzug mit psychisch kranken Straftätern arbeitete, war am
20. Dezember 2024 mit einem mehr als zwei Tonnen schweren und 340 PS
starken Mietwagen über den Weihnachtsmarkt gerast. Laut der
Generalstaatsanwaltschaft Naumburg lenkte der Mann aus Saudi-Arabien
den Wagen etwa 350 Meter weit und mit bis zu 48 Kilometern pro Stunde
über den Weihnachtsmarkt.
Es starben ein Neunjähriger und fünf Frauen, mehr als 300 weitere
Menschen wurden verletzt. Al-Abdulmohsen hat die Tat zugegeben. Reue
zeigte er bislang nicht. Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg wirft
ihm unter anderem vollendeten Mord in sechs Fällen und versuchten
Mord in 338 weiteren Fällen vor.
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