Esa-Chef will deutlich höheren Raumfahrt-Etat

Für die Raumfahrt braucht es nach Auffassung von Esa-Chef Josef
Aschbacher weitere Investitionen. Wie ist die Lage in der
Weltraumwirtschaft?

Darmstadt/Paris (dpa) - Der Generaldirektor der europäischen
Raumfahrtbehörde Esa, Josef Aschbacher, will mit einem
Budgetvorschlag von 22 Milliarden Euro in das anstehende
Ministerratstreffen in Bremen gehen. «Man muss dazu sagen, der
Betrag, den ich vorschlage als Generaldirektor, ist niemals der
Betrag, der danach gezeichnet wird», sagt Aschbacher der Deutschen
Presse-Agentur.

Die Esa koordiniert und fördert die Entwicklung der europäischen
Raumfahrt. Ihr gehören 23 Mitgliedsstaaten an, die gemeinsam das
Budget für die kommenden drei Jahre stellen. Die deutsche Delegation
beim Ministerratstreffen am 26. und 27. November wird vom
Bundeswirtschaftsministerium und dem Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) angeführt.

Bei der letzten Runde gab es ein Rekord-Budget

Der Esa-Chef erkennt, die Zeiten seien schwierig. «Die Finanzierung
der Budgets durch die Staaten für verschiedene Aktivitäten ist immer
eine Herausforderung, aber die Entscheidungsträger müssen natürlich
sehen, wo sie am besten investieren», sagt Aschbach unter anderem mit
Blick auf die Haushaltssituation einiger Esa-Mitgliedsstaaten. 

Rund 17 Milliarden Euro umfasste das letzte Drei-Jahres-Budget - und
dies sei im Vergleich zum vorherigen Budget ein Plus von 17 Prozent
gewesen, führt Aschbacher aus. Auch damals habe die Bevölkerung vor
großen Herausforderungen gestanden. Man sei gerade aus der
Corona-Pandemie herausgekommen, in der Ukraine herrschte Krieg - und
viele Länder hatten teils eine zweistellige Inflationsrate, zählt
Aschbacher auf. Trotzdem habe die Raumfahrtbehörde ein Budget von 17
Milliarden Euro bekommen - «ein absoluter Rekord». 

Zum Vergleich: «Wir haben eine Größe der gesamten Weltraumwirtschaft

von etwa 600 Milliarden US-Dollar, die nach Schätzungen bis 2035 auf
etwa 1,8 Billionen US-Dollar anwachsen wird», erläutert der Esa-Chef.
Es gebe aktuell ein Wachstum von etwa zehn Prozent pro Jahr. 

Europa könnte ins Hintertreffen geraten

Angesprochen auf ein mögliches Abhängen der europäischen Raumfahrt im

internationalen Vergleich, sagt Aschbacher: «Ja, die Gefahr ist
durchaus gegeben». Die globalen Ausgaben im Weltraum lagen seinen
Angaben zufolge im vergangenen Jahr bei 122 Milliarden Euro - davon
61 Prozent bei der USA, 15 Prozent bei China und 10 Prozent bei
Europa. 

«Das heißt, dass die Gefahr droht, dass Europa mehr und mehr
marginalisiert wird, gerade in der Weltraumtechnologie und
Weltraumwirtschaft», erläutert Aschbacher. Dies sei ein
«Riesenproblem» nicht nur für die Weltraumexperten oder Astronauten,

sondern für die gesamte Gesellschaft, weil Daten aus dem Weltraum im
täglichen Leben verwendet werden. «Aber wenn wir nicht investieren
und diese Exzellenz, die wir heute noch haben, umsetzen in
industrielle Kapazitäten, dann werden wir aus dem Markt gedrängt.»

80 Prozent der Daten für tägliche Wettervorhersagen stammen den
Angaben nach von Satelliten. Das Gleiche gelte für Klimavorhersagen.
«Erdatmosphäre, Ozeane, Landoberflächen, Polargebiete, die
hintereinander interagieren und deshalb voneinander abhängig sind»,
führt Aschbacher aus. Man müsse den Planeten vermessen, um ihn zu
verstehen. 

Auch Navigationsgeräte und Telekommunikation seien abhängig von
Technologie im All. «Weltraumtechnologie ist im täglichen Leben tief
integriert. Und wenn man die Satelliten abschalten würde, dann würde
unser Leben nicht so funktionieren, wie wir es gewohnt sind», betont
der Esa-Chef.

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