Videos der Tat im Prozess zum Weihnachtsmarkt-Anschlag
Überwachungskameras haben die Todesfahrt auf dem Magdeburger
Weihnachtsmarkt dokumentiert. Die Aufnahmen werden nun im Gericht
gezeigt.
Magdeburg (dpa/sa) - Zu Beginn des dritten Verhandlungstages im
Prozess gegen den Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt sind
Videos von Überwachungskameras gezeigt worden, die die Tat
dokumentierten. Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg sagte vorab:
«Es mag sich sowohl im Bereich der Nebenkläger als auch im
Zuschauerraum jeder selbst überlegen, ob er sich die Videos zumuten
will.» Es bestehe die Gelegenheit, den Raum zu verlassen. Doch alle
blieben im Saal.
Die Videos zeigen, wie der Wagen, den der angeklagte Taleb
al-Abdulmohsen steuerte, von einer Kreuzung auf einen Fußweg einbog
und mit hohem Tempo durch Menschenmengen fuhr. Laut der
Generalstaatsanwaltschaft Naumburg lenkte der damals 50-Jährige den
mehr als zwei Tonnen schweren und 340 PS starken Wagen etwa 350 Meter
weit über den Weihnachtsmarkt. Er war demnach mit bis zu 48
Kilometern pro Stunde unterwegs. Es starben ein Neunjähriger und fünf
Frauen, mehr als 300 weitere Menschen wurden verletzt.
Der Angeklagte hatte den modernen Wagen mit Assistenzsystemen, die
Kollisionen mit Fußgängern verhindern sollen, gemietet. Auf die Frage
des Vorsitzenden Richters, ob ihm während seiner Fahrt über den
Weihnachtsmarkt Warnsignale oder Änderungen im Lenkverhalten
aufgefallen seien, sagte der 51-Jährige, während der Fahrt habe er
nichts mitbekommen. «Es war heftig.» Nach der Tat seien seine Sachen
wie Kleidung, Hygieneartikel und Taschenlampen überall im Auto
verstreut gewesen. Er wurde gleich nach der Tat festgenommen. Auch
das zeigt ein Video.
Mitarbeiter der Mietwagenfirma sollen als Zeugen aussagen
Ein Unfallsachverständiger stellte sein Gutachten zum Tatfahrzeug
vor. Er fasste zusammen, das Auto sei äußerlich zwar stark beschädigt
gewesen. Lenkung, Bremspedal und Fahrwerk seien aber nicht
eingeschränkt gewesen in ihrer Funktionsfähigkeit.
Am Nachmittag sollen Mitarbeiter der Mietwagenfirma als Zeugen
aussagen, bei der der Angeklagte das Tatfahrzeug gemietet haben
soll.
Der inzwischen 51-jährige Taleb al-Abdulmohsen, der als Arzt im
Maßregelvollzug mit psychisch kranken Straftätern arbeitete, war kurz
vor Weihnachten mit einem Mietwagen über den Weihnachtsmarkt gerast.
Der Strafprozess gegen den Mann aus Saudi-Arabien hatte am Montag
begonnen. Al-Abdulmohsen hat die Tat zugegeben. Reue zeigte er
bislang nicht. Auch nachdem die Videos der Tat gezeigt wurden,
äußerte er sich nicht. Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg wirft
ihm unter anderem vollendeten Mord in sechs Fällen und versuchten
Mord in 338 weiteren Fällen vor.
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