Hightech im OP: Charité nutzt Roboter für Herzoperationen

An der Charité führen Herzchirurgen Eingriffe mit einem Roboter
durch, der ihre Bewegungen millimetergenau in den Patienten
überträgt. Bundesweit ist dieses Verfahren eine Seltenheit.

Berlin (dpa/bb) - Im Herzzentrum der Charité operiert nicht nur
menschliche Präzision, sondern auch Robotertechnik. Ein Roboter mit
vier beweglichen Armen und moderner Videoausstattung unterstützt seit
Anfang des Jahres die Chirurgen bei Eingriffen am Herzen. Mithilfe
dieser Technologie sollen Herzoperationen effizienter und schonender
für Patienten ablaufen.

Solche roboterassistierten Herzoperationen werden deutschlandweit
ansonsten nur noch im Herzzentrum Duisburg durchgeführt, wie die
Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie auf
Anfrage mitteilt.

Operation Herzklappe mit Roboter

Während eines Routine-Checks wurde bei Bastian ein Schaden an der
Herzklappe entdeckt. Bei seiner OP wird nun der sogenannte
Da-Vinci-Roboter assistieren: «Die Vorstellung, wie ich unter dem
Roboter liege, ist schon ein bisschen komisch», sagt Bastian kurz vor
dem Eingriff. «Aber wenn ich danach dank dieser modernen Technik
schneller wieder auf die Beine komme, dann möchte ich sie auch bei
mir angewendet sehen.»

Der OP-Roboter operiert nicht autonom, sondern wird gesteuert. «Er
hat zwei Komponenten», erklärt Volkmar Falk, ärztlicher Direktor des

Herzzentrums. «Das eine ist die Steuerkonsole, an der der Operateur
sitzt. Er nimmt die eigentlichen manuellen Maßnahmen vor. Diese
werden dann über Mechanik und Elektronik auf sogenannte Endeffektoren
übertragen.» Das sind die Instrumente, die im Körper des Patienten
die Bewegungen des Chirurgen ausführen.

Vorteile des robotischen Systems

Bestimmte Herzoperationen werden endoskopisch durchgeführt, also ohne
das Brustbein durchzutrennen. Die Instrumente werden dabei über
kleine Zugänge eingeführt. Der Roboter optimiert diese Technik: Er
überträgt die Bewegungen der Hand nicht nur präzise in den Körper,

sondern bietet dabei im Vergleich zu herkömmlichen Instrumenten auch
mehr Bewegungsfreiheit. Zudem sorgt eine hochauflösende 3D-Kamera für
eine bessere Visualisierung.

«Für den Patienten ergibt sich ein schonenderes Verfahren», so Falk.

Demnach sind die Einschnitte kleiner als bei klassischen
endoskopischen OPs und verheilen schneller. «Die Erholung nach einem
solchen Eingriff verläuft in der Regel sehr schnell und die Patienten
können nach relativ kurzer Zeit das Krankenhaus wieder verlassen.»
Der Herzchirurg betont aber auch, dass dieses Verfahren nicht bei
sämtlichen Herz-OPs genutzt werden kann.

In anderen Bereichen keine Ausnahme

In anderen Bereichen werden robotische Systeme bei Operationen
bereits seit Jahren standardmäßig eingesetzt. «In der Herzchirurgie,

die ursprünglich einmal die erste Disziplin war, die sich überhaupt
mit dem Thema beschäftigt hat, ist es aber jahrelang in Europa nicht
zu einem flächendeckenden Einsatz gekommen», sagt Falk. Das habe vor
allem finanzielle Gründe. Lange waren die Geräte für Eingriffe am
Herzen allerdings auch gar nicht zugelassen. 

Patient Bastian ist nach der Operation überrascht von seinem
gesundheitlichen Zustand. Schmerzen im Brustraum habe er gar keine.
«Die Ärzte haben mir zwar gesagt, dass das so sein wird, aber glauben
konnte ich das vorher nicht.»

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