Prozess gegen Todesfahrer von Magdeburg hat begonnen

Im Dezember 2024 fährt er mit einem Auto in die Menschenmenge auf dem
Magdeburger Weihnachtsmarkt. Sechs Menschen sterben, über 300 werden
verletzt. Nun steht der Täter vor Gericht.

Magdeburg (dpa) - Fast elf Monate nach dem Anschlag auf den
Magdeburger Weihnachtsmarkt mit sechs Toten und mehr als 300
Verletzten hat unter starken Sicherheitsvorkehrungen der Prozess
gegen den Todesfahrer begonnen. Der Angeklagte Taleb al-Abdulmohsen
wurde am Morgen zunächst mit einem Hubschrauber nach Magdeburg und
anschließend mit einer Fahrzeugkolonne zu dem eigens errichteten
Interimsgebäude gebracht. 

Maskierte Justizbeamte führten den 51-Jährigen, der einen längeren
grau melierten Bart trägt, in den Saal. Dort saß er in einer
besonders gesicherten Glasbox. Zu Beginn des Prozesses hielt er einen
Laptop mit verschiedenen Aufschriften hoch, unter anderem
«MagdeburgGate» und «Sept. 2026». Was diese bedeuten, war zunächs
t
unklar. 

Unterbrechung noch vor der Verlesung der Anklage

Noch vor Verlesung der Anklage wurde der Prozess zunächst
unterbrochen. Hintergrund der Pause etwa eine dreiviertel Stunde nach
Beginn der Verhandlung waren zwei Anträge der Verteidigung. Darin
bemängelte der Anwalt des Angeklagten vor allem, dass sein Mandant
während des Prozesses aus Sicherheitsgründen in einer Glasbox sitzen
muss. Nach der Pause ging es mit der Anklageverlesung weiter. 

Die Anklage wirft dem aus Saudi-Arabien stammenden Mann unter anderem
vollendeten Mord in sechs Fällen und versuchten Mord in 338 weiteren
Fällen vor. Zahlreiche Medienvertreter aus dem In- und Ausland
reisten zu dem Verfahren nach Magdeburg an. Das Landgericht Magdeburg
hat bis zum 12. März 2026 zunächst knapp 50 Verhandlungstage
angesetzt. Aktuell befindet sich der 51-Jährige im Gefängnis in Burg,
nachdem er bereits mehrfach verlegt worden war. 

Rund 180 Betroffene und Hinterbliebene treten in dem Prozess als
Nebenkläger auf, vertreten durch etwa 40 Anwälte. Es ist eines der
größten Verfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Damit alle
Betroffenen teilnehmen können, wurde eigens ein
Interims-Gerichtsgebäude errichtet. 

Am 20. Dezember 2024 war der damals 50 Jahre alte Taleb
al-Abdulmohsen mit einem 340 PS starken Mietwagen auf dem Magdeburger
Weihnachtsmarkt durch eine Menschenmenge gefahren. Seine Fahrt
dauerte laut Generalstaatsanwaltschaft Naumburg eine Minute und vier
Sekunden. Der Täter konnte zwischen einer Fußgängerampel und einer
Betonblocksperre auf den Weihnachtsmarkt gelangen. Gleich nach der
Tat wurde al-Abdulmohsen festgenommen. Er kam in U-Haft. 

Die Opfer

Bei dem Anschlag wurden sechs Menschen getötet: fünf Frauen im Alter
von 45 bis 75 Jahren sowie ein neunjähriger Junge. Zudem wurden mehr
als 300 Menschen verletzt oder traumatisiert. Sie kamen nicht nur aus
Sachsen-Anhalt. Unter den Betroffenen des Anschlags sind nach Angaben
des Bundesopferbeauftragten Menschen aus fast allen Bundesländern.
Einige kommen auch aus dem Ausland wie etwa Spanien, den USA und
Großbritannien. 

Der Angeklagte

Taleb al-Abdulmohsen stammt aus Saudi-Arabien. Vor der Todesfahrt war
er im Maßregelvollzug in Bernburg (Salzlandkreis) als Arzt tätig.
Sein Aufgabengebiet umfasste die psychiatrische Betreuung von
Straftätern auf drei Stationen. Anfang Februar wurde bekannt, dass
sich ein Kollege ein paar Monate vor dem Anschlag Sorgen um die
Verfassung von al-Abdulmohsen machte und diese Hinweise auch an
Vorgesetzte weitergab.

Auch mehrere Sicherheitsbehörden befassten sich immer wieder mit dem
Angeklagten - er fiel aber als Gegner von Islamisten letztlich durch
alle Raster. Nach Deutschland kam al-Abdulmohsen 2006, um hier die
Facharztausbildung zu absolvieren. Nach seiner Ausbildung beantragte
er im Februar 2016 Asyl und erhielt im Juli desselben Jahres Asyl als
politisch Verfolgter.

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