E-Zigaretten als Wegwerfprodukt: Politik treibt Verbot voran Von Wolf von Dewitz, dpa

Sie haben freche Farben und liegen gut in der Hand:
Einweg-E-Zigaretten sind besonders unter jungen Leuten beliebt. Doch
was cool wirkt, ist ein gravierendes Elektroschrott-Problem. Was tun?

Berlin/Düsseldorf (dpa) - Das Aus für die umstrittenen
Einweg-E-Zigaretten in Deutschland rückt etwas näher. Der Bundestag
forderte die Bundesregierung am späten Donnerstagabend auf, ein
Verbot zu prüfen. Den entsprechenden Prüfauftrag hatten die
Koalitionsfraktionen der CDU/CSU und SPD eingebracht. In dem Text
heißt es, die Bundesregierung solle das Vorgehen Frankreichs und
Belgiens beachten - in diesen EU-Staaten ist der Verkauf dieser
Wegwerfprodukte bereits untersagt. Der Bundesrat hatte sich kürzlich
für ein Verbot ausgesprochen, woraufhin die Bundesregierung
allerdings rechtliche Bedenken geäußert hatte - nun soll sie schauen,
wie das doch machbar wäre. 

Außerdem beschloss das Parlament eine Rücknahmepflicht von
E-Zigaretten generell, als von Mehrweg- und Einweg-Systemen. Sie
können künftig überall dort, wo sie verkauft wurden, auch
zurückgegeben werden. Bislang ist das nur in größeren Geschäften
möglich. Ein Pfandsystem gibt es weiterhin nicht. 

Einweg-E-Zigaretten seien ein Ärgernis und sollten verboten werden,
sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Thews. «Sie sind eine
Gefahr für die Umwelt, die Gesundheit und die Recyclingbetriebe und
eine sinnlose Verschwendung von Ressourcen.» Der Sozialdemokrat wies
darauf hin, dass die Geräte gedankenlos in die Umwelt, den Restmüll
und Gelben Sack geworfen werden und dann - gequetscht oder gerieben -
Brände in Sortier- und Entsorgungsanlagen verursachten. 

Vaping ist im Trend 

Der Verkauf von E-Zigaretten - auch Vapes genannt - ist in
Deutschland ein Milliardengeschäft, nach einer Schätzung des
Branchenverbandes BfTG geben die Bundesbürger dafür in diesem Jahr
2,4 Milliarden Euro aus, Tendenz steigend. Ein Zehntel entfällt auf
Einweg-Produkte und der Rest auf Geräte, die man aufladen und neue
Flüssigkeit ergänzen kann. 

Vapes erzeugen Dampf, der inhaliert wird und nach Früchten oder
Menthol schmeckt. Der Dampf enthält deutlich weniger Schadstoffe als
der Rauch von Tabakzigaretten, Mediziner warnen dennoch vor den
Gesundheitsgefahren und der Wirkung von Nikotin, das abhängig macht. 

Die Einweggeräte halten für einige Hundert oder maximal etwa tausend
Züge, dann sind sie leer und müssen weggeworfen werden. Der kleine
Tank, in dem die Flüssigkeit ist, kann nicht aufgefüllt und die
verbaute Batterie nicht nachgeladen werden. Chinesische Marken wie
Elfbar sind mit Wegwerf-Produkten stark präsent. Große Tabakkonzerne
wie Philip Morris und British American Tobacco (BAT) haben die
E-Zigaretten ebenfalls im Sortiment, dies als Einweg- und
Mehrweg-Variante. Besonders unter jungen Leuten sind die
Wegwerfprodukte beliebt, was Sorgen schürt. 

Kommt es nun zum Verbot - werden die Einweg-Vapes bald vom Markt
genommen? Aus Sicht der Grünen-Bundestagsabgeordneten Julia Schneider
wäre das «der unbürokratischste und effizienteste Weg». Andere Lä
nder
in Europa wie Belgien und Frankreich hätten es vorgemacht.
«Deutschland sollte hier nicht hinten anstehen.» 

Reaktion von Branchenvertretern 

Aber taugen solche Staaten, wo die Einweg-E-Zigaretten bereits
verboten wurden, als positives Beispiel? Der frühere SPD-Politiker
und heutige Lobbyist des Tabakkonzerns Philip Morris, Torsten Albig,
schüttelt den Kopf. Solche Verbote führten meist zu unerwünschten
Nebeneffekten wie einem Anstieg des illegalen Handels. In Frankreich
habe der Konsum illegaler Produkte stark zugenommen. 

Jan Mücke vom Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartigen
Erzeugnisse (BVTE) hält ebenfalls nichts von einem Verbot. Schon
jetzt würden viele E-Zigaretten illegal verkauft, ohne dass der Staat
richtig eingreife. «Das Verbot wäre nur eine weitere Regelung, deren
Einhaltung der Staat kaum kontrollieren würde.» 

Und Dustin Dahlmann vom Bündnis für Tabakfreien Genuss weist darauf
hin, dass die Nachfrage nach den Einweg-Produkten schon jetzt sinke -
2024 habe ihr Marktanteil 15 Prozent betragen und damit 5
Prozentpunkte mehr als derzeit. Außerdem laufe die im Februar 2027
greifende Verschärfung der EU-Batterieverordnung doch ohnehin auf ein
Aus für die Wegwerfprodukte hinaus, sagt Dahlmann. Dann dürfen der
Regelung zufolge nur noch Geräte verkauft werden, deren Batterien
«leicht entfernt und ausgetauscht werden können». 

Ein klares Verbot sei das aber keineswegs, moniert Thomas Fischer von
der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Möglicherweise werde die Industrie
die Wegwerfprodukte nur etwas modifizieren und dann weiter anbieten.
Ein eindeutiges Verbot der Einweg-E-Zigaretten sei hingegen
überfällig. «Zum Schutz der Gesundheit und der Umwelt müssen die
Produkte schleunigst vom Markt verschwinden», sagt der
Umweltschützer. Durch die Wegwerfprodukte werden wichtige Rohstoffe
wie Lithium, Kobalt und Kupfer verschwendet. Frankreich und Belgien
hätten bereits erfolgreich vorgemacht, wie man dem einen Riegel
vorschiebe. 

Tabakhändler sieht Verbot positiv 

Und was sagen Händler vor Ort? Sebastian Jähn bleibt gelassen, er
betreibt in Düsseldorf-Benrath ein Tabakwarengeschäft. Der 44-Jährige

verkauft die E-Zigaretten-Marken Veev von Philip Morris und Vuse von
BAT. Etwa die Hälfte des Vaping-Geschäfts entfalle auf Einweg- und
die andere Hälfte auf Mehrweg-Produkte, sagt er. Schon jetzt nimmt er
Altgeräte für eine sachgemäße Elektroschrott-Entsorgung zurück. A
ber:
«Das kommt sehr selten vor, dass jemand das Gerät zurückbringt - es
ist wohl leider einfacher, das in die Mülltonne zu schmeißen.» 

Künftig wird Jähn nicht nur Veev- und Vuse-Geräte zurücknehmen
müssen, sondern auch Produkte von anderen Herstellern, die er gar
nicht verkauft. Stört ihn das? Nein, sagt er: «Da wird eh nichts
zurückkommen.» Und was sagt er zu einem möglichen Verkaufsverbot von

Einweg-E-Zigaretten? «Das fände ich gut - es gibt ja
Mehrweg-Varianten, die sind besser für die Umwelt.»

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