Muttermilch-Spenden nicht für alle Babys im Norden
Die Uniklinik Greifswald ruft zu dringend nötigen Muttermilch-Spenden
für Frühgeborene auf. Die Flüssigkeit kann für Babys lebensrettend
sein. Nicht überall im Norden haben Menschen Zugriff darauf.
Kiel/Schwerin/Hannover/Hamburg (dpa/lno) - Muttermilch ist besonders
für Frühgeborene elementar und kann überlebenswichtig sein. Wenn die
Milch der eigenen Mutter nicht ausreicht, versorgen laut dem Verein
Frauenmilchbanken-Initiative in Schleswig-Holstein,
Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und den Stadtstaaten Hamburg
und Bremen insgesamt rund zwölf Muttermilchbanken bedürftige
Frühgeborene und kranke Neugeborene mit Spendemilch.
Viele von ihnen versorgen ausschließlich Patientinnen und Patienten
der eigenen Klinik. Einige Frauenmilchbanken können auch Milch an
andere Kliniken abgeben. Bundesweit sind es demnach rund 55
Frauenmilchbanken an deutschen Kliniken. «Ein Großteil der über 200
Perinatalzentren hat jedoch weiterhin keinen Zugang zu gespendeter
Milch aus einer Frauenmilchbank», heißt es auf der Homepage des
Vereins.
Vorräte in Hamburg schwanken
Das Perinatalzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
(UKE) verfügt über eine eigene Frauenmilchbank. «Sie stellt sicher,
dass sehr kleine Frühgeborene und andere Hochrisikobabys, deren
Mütter (vorübergehend) nicht genügend eigene Milch haben, trotzdem
mit Frauenmilch ernährt werden können», teilte eine UKE-Sprecherin
der Deutschen Presse-Agentur mit.
Die Vorräte unterliegen demnach Schwankungen. «Sie sind aktuell aber
ausreichend, da wir mehrere Spenderinnen im UKE haben.» Spenderinnen
der UKE-Frauenmilchbank sind demnach ausschließlich Mütter, deren
Kinder stationär im UKE aufgenommen sind. Sie spenden ihre
überschüssige Milch. Ob eine Spende infrage kommt, sei abhängig von
einer ausführlichen Anamnese und einer Blutuntersuchung. Die Milch
wird zudem mikrobiologisch untersucht und in den allermeisten Fällen
pasteurisiert.
Aktuell ausreichend Milch in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein gibt es Muttermilchbanken
am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) Campus-Kiel,
am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus-Lübeck und in der
Klinik in Itzehoe. Im Moment sei die Menge an Muttermilch
ausreichend, sagte Ann Carolin Longardt vom UKSH in Kiel der dpa. Sie
war vor vier Jahren maßgeblich an der Gründung der Muttermilchbank in
Kiel beteiligt.
«Ich habe Phasen, in denen es mehr Spenderinnen gibt, als ich brauche
und welche mit zu wenigen Spenderinnen», sagt die ärztliche Leiterin
der Frauenmilchbank. In Zeiten mit weniger Milchspenden bedeute das
oft harte Einschnitte für die Mütter mit wenig oder keiner
Muttermilch sowie deren Babys. Dann müsse selektiert werden und
einzelne Babys mit Pre-Nahrung versorgt werden, sagt die leitende
Oberärztin der Neonatologie.
Die Frauenmilchbank nimmt ausschließlich Milchspenden
von Spenderinnen an, deren Kinder im UKSH - Campus Kiel in der
Neonatologie behandelt wurden und die mehr Muttermilch haben, als das
eigene Kind benötigt. Mit der gespendeten Milch werden vorrangig sehr
kleine und unreife Frühgeborene in der kritischen Phase des
Nahrungsaufbaus versorgt. Es wird ausschließlich pasteurisierte
Spenderinnenmilch verwendet.
Milch von Müttern aus der Klinik in Hannover
Das Kinder- und Jugendkrankenhaus «Auf der Bult» in Hannover
verwendet laut Initiative für seine Frauenmilchbank Spendermilch von
Müttern aus der Klinik und deckt damit ihren Bedarf ab. «Sie kann
keine Milchspenden von außerhalb der Klinik annehmen», heißt es auf
der Homepage der Frauenmilchbanken-Initiative. Es wird demnach rohe
und pasteurisierte Spendermilch verfüttert.
In Niedersachsen gibt es außerdem Milchbanken in der
Universitätsmedizin Göttingen, im Klinikum Wolfsburg und im St.
Marienhospital Vechta - eine Frauenmilchbank der Universitätsklinik
für Kinder- und Jugendmedizin in Oldenburg befindet sich momentan
noch im Aufbau.
Bremen plant regionales Netzwerk
Die Frauenmilchbank im Klinikum Bremen Mitte gibt es seit fünf Jahren
und versorgt «bislang ausschließlich bedürftige Früh- und kranke
Neugeborene, die an unserer Klinik behandelt werden», teilte der
Neonatologe und leitende Arzt der Klinik für Neonatologie am
Klinikum, Hans Thorsten Körner, der dpa mit.
Für diesen Zweck sei das Spenderaufkommen aktuell ausreichend.
«Geplant ist, dass wir künftig in einem noch zu schaffenden
regionalen Netzwerk auch die umliegenden Kliniken versorgen können.»
Hierfür müsste die Zahl der Spenden erhöhen, was aus seiner Sicht
vermutlich gelingen werde.
Als Milchspenderinnen kommen an der Bremer Klinik Mütter infrage, die
einen deutlichen Milchüberschuss haben und deren Kinder auf der
Frühgeborenen-Intensivstation der Klinik behandelt werden, teilte die
Frauenmilchbank-Initiative auf ihrer Homepage mit.
Greifswald sucht nach Muttermilch-Spenderinnen
Die Unimedizin Greifswald hatte im Oktober Frauen zur
Muttermilch-Spende aufgerufen. Die Vorräte seien beinahe aufgebraucht
und es gingen derzeit praktische keine Spenden ein, teilte die
Unimedizin mit. Die Frauenmilchbank nimmt Milchspenden auch von
außerhalb der Klinik an.
Der Appell nach Spenden richtet sich demnach an stillende Mütter bis
zum sechsten Lebensmonat ihres eigenen Kindes, die über einen
Überschuss an Muttermilch von mindestens 200 Milliliter am Tag
verfügen und in Greifswald oder der nahen Umgebung wohnen.
Die Milchbank der Helios Kliniken in Schwerin versorgt ausschließlich
Patienten mit gespendeter Milch, die von Frauen auf der Station
stammt, sagte eine Sprecherin der dpa. Engpässe gebe es dadurch nicht
und die Versorgung der Frühgeborenen sei gewährleistet. In
Mecklenburg-Vorpommern gibt es außerdem eine Milchbank im
Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg.
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