Röntgenblick in Völklingen - Ausstellung zeigt Unsichtbares Von Katja Sponholz, dpa
Vom durchleuchteten Hubschrauber bis zum Memorial für Hüttenarbeiter:
Eine neue Schau in der Völklinger Hütte zeigt, wie Röntgenblicke
unsere Sicht auf die Welt verändern.
Völklingen (dpa) - Was haben ein entzündeter Zahn, die schwarzen
Löcher im All und Schmuggelware gemein? Ohne Röntgenstrahlen wüsste
man nicht um ihre Existenz! Aber die vor genau 130 Jahren entdeckten
Strahlen spielen nicht nur in der Medizin oder Wirtschaft eine große
Rolle.
Die neue Ausstellung «X-Ray - Die Macht des Röntgenblicks» (9.11. bis
16.8.2026) im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zeigt ab Sonntag,
welche Bedeutung sie in Geschichte und Politik, Kunst und Kultur,
Architektur und Natur haben. Und das alles andere als abgehoben
wissenschaftlich, sondern anschaulich und lebendig. Mitunter sogar
zum Ausprobieren.
Natürlich sind es nicht die «echten» Strahlen, deren Wirkung man
spielerisch testen kann. Der «Gläserne Mann» lässt sich per
Knopfdruck durchleuchten, und mit dem Touchpad wird erlebbar, was
sich wirklich hinter dem Bild vom Strand oder dem Frauen-Porträt von
Vincent van Gogh verbirgt.
Zum Entdecken lädt auch das transparente Ziegelsteinlabyrinth der
brasilianischen Künstlerin Cris Bierrenbach ein. Ebenso wie die
«Chapelle» des Belgiers Künstlers Wilm Delvoye: eine aus Corten-Stahl
gefertigte Röntgen-Kapelle, deren Fenster allerdings alles andere als
biblische Szenen darstellen.
Medizintechnik, Machtinstrument und Inspiration
Bei dem als Erlebnislandschaft gestalteten «X-Ray-Parcours» hat man
laut Ralf Beil, Kurator und Generaldirektor des Weltkulturerbes,
«extrem viel auf Vermittlung gesetzt, um deutlich zu machen, worum es
uns hier geht». Dass Röntgenstrahlen nämlich nicht nur völlig neue
Erkenntnisse und Behandlungsmethoden in der Medizin gebracht haben.
Sondern dass sie auch als Machtinstrument von der Politik missbraucht
wurden und bis heute Künstler, Musiker, Filmemacher, Karikaturisten
und Modeschöpfer inspirieren.
Die neue Ausstellung in der Völklinger Hütte sei die bislang erste,
die sich derart umfassend den zahlreichen kulturellen Aspekten des
Röntgenblicks widmet: Sie präsentiert 79 Akteure aus 27 Ländern
weltweit in insgesamt 18 Kapiteln.
«Röntgenstrahlen durchdringen unsere Moderne und Gegenwart auf ganz
besondere Art und Weise», meint Beil. «Wir blicken buchstäblich auf
sonst verborgene Tiefenschichten unser selbst und unserer Umwelt -
von den Molekülen und Kodierungen unserer Körper bis hin zu den
entferntesten Galaxien des Weltraums.»
Die gewaltige Gebläsehalle macht es möglich, auch große Arbeiten
wirken zu lassen: ob das Röntgenteleskop eROSITA, die durchleuchtete
Hubschrauber-Flucht «The Fly Away» des Briten Nick Veasey, das zehn
Meter lange, filigrane Natur-Panorama des Niederländers Arie van 't
Riet bis zum sieben Meter hohen Monument von Andreas Greiner:
scheinbar das Skelett eines Dinosauriers, tatsächlich jedoch dank
Röntgentechnik ein Beleg, wie deformiert der Körper eines Masthuhns
ist.
Und zugleich wird die Völklinger Hütte auch ihrer eigenen Geschichte
gerecht: Der Münchner Christoph Brech realisiert mit «Odem» speziell
für sie ein Rundbogenfenster mit Röntgenaufnahmen aus den örtlichen
SHG-Kliniken. Sie zeigen die Lungenaufnahmen von Völklingern, die
hier gearbeitet haben: mit Anzeichen einer Staublunge oder eines
Karzinoms. Motto: «Die Lunge ist die Gebläsehalle des Menschen.»
Ein Ort, der Weltwissen vermitteln möchte
Für Ralf Beil passt diese Arbeit damit doppelt in die Gebläsehalle -
quasi als der Lunge des Eisenwerks: «Es ist ein Memorial für alle
Hüttenarbeiter und die Luftverschmutzung, der sie ausgesetzt waren.»
Zugleich sei für ihn wichtig, Ausstellungen nicht als
«Durchlauferhitzer» zu gestalten, sondern so, dass sie nachhaltig
wirken: «Wir sind ein Ort der Erfahrung, aber auch ein Ort, der
Botschaften hat und Weltwissen vermitteln möchte.»
Speziell mit «X-Ray» verbindet der Generaldirektor damit eine
besondere Hoffnung: «Dass wir unsere Welt anders begreifen. Denn sie
hat viel mehr Dimensionen und Tiefenschichten, als wir glauben.»
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