Mutmaßliche NSU-Helferin schweigt zum Prozessauftakt
Susann E. soll die Neonazis der Terrorgruppe (NSU) unterstützt haben.
Jetzt steht die Frau in Dresden vor Gericht. Termine sind bis Mitte
2026 angesetzt. Auch Beate Zschäpe ist als Zeugin geladen.
Dresden (dpa) - Eine mutmaßliche Vertraute der NSU-Terroristin Beate
Zschäpe möchte sich in ihrem Prozess vor dem Oberlandesgericht (OLG)
Dresden zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern. Das gab ein
Verteidiger der 44 Jahre alten Susann E. zum Prozessauftakt bekannt.
Ihr wird unter anderem Unterstützung einer terroristischen
Vereinigung vorgeworfen. Das kann mit einer Haftstrafe von sechs
Monaten bis zu zehn Jahren geahndet werden.
Die Neonazi-Terrorzelle NSU bestand aus Zschäpe, Uwe Böhnhardt und
Uwe Mundlos. Das Trio lebte jahrelang unerkannt im Untergrund und
verübte zehn Morde in ganz Deutschland. Ihre Opfer waren neun
Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine
deutsche Polizistin. Mundlos und Böhnhardt verletzten zudem Dutzende
Menschen bei zwei Bombenanschlägen in Köln und begingen 15
Raubüberfälle. Sie töteten sich 2011 in Eisenach, um ihrer Festnahme
zu entgehen. Erst dann flog der NSU auf.
Die Bundesanwaltschaft ist überzeugt, dass E. eine intensive
Freundschaft mit Zschäpe verband und dem «Nationalsozialistischen
Untergrund» bei ihrem Leben im Untergrund half. Sie geht ferner davon
aus, dass E. spätestens seit 2007 von der Mordserie und den
Raubüberfällen des NSU wusste - entweder durch ihren Ehemann André E.
oder durch Zschäpe selbst.
Der Ehemann war 2018 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
Die Richter des Oberlandesgerichts München sahen es als erwiesen an,
dass er dem NSU-Trio Bahncards organisiert hatte, die auf ihn und
seine Frau ausgestellt waren, aber Fotos von Zschäpe und Uwe
Böhnhardt zeigten.
Das wird nun auch Susann E. zur Last gelegt, die heute in Kirchberg
bei Zwickau lebt und als Pflegekraft arbeitet. Laut Anklage soll sie
Zschäpe zudem ihre Krankenversicherungskarte für mehrere Behandlungen
beim Zahnarzt überlassen haben. Auch an der Anmietung eines
Wohnmobils, das Böhnhardt und Mundlos für ihren letzten Raubüberfall
auf eine Sparkasse in Eisenach am 4. November 2011 benutzten, soll
die Beschuldigte beteiligt gewesen sein.
Das Gericht hat bis Juni 2026 weitere 43 weitere Prozesstage
angesetzt. Erste Zeugen sollen an diesem Freitag vernommen werden -
drei Beamte des Bundeskriminalamtes. Beate Zschäpe ist am 3. und 4.
Dezember als Zeugin geladen.
Vor dem Gebäude des Oberlandesgerichts demonstrierten Dutzende
Menschen gegen Rechtsextremismus und verlangten eine vollständige
Aufklärung auch zu Hintergründen der Verbrechen.
Am Rande des Prozessauftaktes nahm auch die Bundesanwaltschaft noch
einmal Stellung zu den NSU-Verbrechen. «Die terroristische
Vereinigung hat durch ihre rassistischen, menschenverachtenden und
gegen das friedliche Zusammenleben aller Menschen in Deutschland
gerichteten Taten den Opfern und Angehörigen unermessliches Leid
zugefügt. Es ist uns bewusst, dass es in diesem Zusammenhang in
verschiedener Weise zu staatlichen Fehlern und Versäumnissen gekommen
ist, was dieses Leid noch vertieft hat», erklärte Bundesanwalt Kai
Lohse.
Lohse zufolge kommt es in der Verhandlung darauf an, in einer
«sorgfältigen Gesamtwürdigung der Indizien zu einem gerechten
Ergebnis zu kommen». «Wir wissen, dass im Zusammenhang mit dem
Gesamtgeschehen des Nationalsozialistischen Untergrunds vieles offen
geblieben ist bisher. Leider», betonte er. Man habe auch nicht die
Erwartung, dass in diesem Verfahren sämtliche Fragen geklärt werden
könnten. Es gebe aber die begründete Hoffnung, zumindest in dem nun
zu verhandelnden Teilbereich eine weitere Aufklärung schaffen und so
die eine oder andere Antwort finden zu können.
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