Experte: Drogenfund in Nauen ein Weckruf für Suchtprävention
Die Polizei hat in Nauen im Havelland ein riesiges Drogenlabor
ausgehoben. Der Fall ist für einen Anti-Sucht-Koordinator eine
Mahnung, Drogenprävention auch auf dem Land nicht zu vernachlässigen.
Rathenow (dpa/bb) - Der Fund eines riesigen Drogenlabors im
brandenburgischen Nauen ist für den Anti-Sucht-Koordinator Christoph
Seide eine Art Weckruf. «Es weckt einen wieder massiv auf und zeigt,
wie enorm groß dieses Geschäft der Organisierten Kriminalität ist»,
sagte der Sozialpädagoge der Deutschen Presse-Agentur.
Seide ist Suchtpräventionskoordinator in der Kleinstadt Rathenow und
leitet den Arbeitskreis gegen Drogen im Westhavelland. Im rund 40
Kilometer entfernten Nauen im selben Landkreis entdeckten Polizei und
Zollfahnder vergangene Woche ein Drogenlabor von beispiellosem
Ausmaß.
Seide: Fall erinnert auch an Bedeutung der Suchtprävention
«Das beschäftigt die Menschen», sagte Seide zu dem Fall. Er erinnere
daran, wie wichtig es sei, in Kitas und Schulen möglichst frühzeitig
die Widerstandskräfte der jungen Menschen zu stärken. «Mein Ziel ist
es, vor die Welle zu kommen.» Aber zu glauben, dass solche
Geschäftsfelder irgendwann nicht mehr existierten, sei naiv.
In Rathenow im Havelland war 2023 eine 15-Jährige nach dem
Drogenkonsum von Ecstasy im Krankenhaus gestorben. Der Fall hatte ein
Augenmerk auf Drogenprobleme auch in ländlichen Regionen abseits der
Metropole Berlin gelegt. «Es gab weiterhin Überdosierungen im jungen
Alter - man hat genug zu tun», sagte Seide zur Entwicklung in der
Region nach dem Tod der 15-Jährigen.
Nikotinbeutel und Lachgas zunehmend verbreitet
Er stellt bei jungen Leuten eine zunehmende Verbreitung etwa von
Nikotinbeuteln, dem tabakhaltigem sogenannten Snus, und von Lachgas
fest. Snus werde unter der Ladentheke und im Internet verkauft, sagte
Seide. Lachgas (Distickstoffmonoxid) wird in Deutschland zunehmend
als riskante Partydroge konsumiert. Der Stoff sei eine extreme
Belastung für das Nervensystem, sagte Seide.
Das Bundeskabinett brachte einen Gesetzentwurf von
Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) auf den Weg, der Erwerb und
Besitz für Minderjährige untersagt. Verboten werden sollen generell
der Online-Handel und der Kauf an Selbstbedienungsautomaten. In der
Medizin dient Lachgas als leichtes Betäubungsmittel gegen Ängste und
Schmerzen.
Projekte zur Suchtprävention im Westhavelland
Der Sozialpädagoge Seide hat mit einem Netzwerk im Westhavelland
mehrere Projekte auf die Beine gestellt. Er thematisiert Drogensucht
in Kinofilmen, bringt junge Leute für Graffiti-Projekte zusammen und
will auch mit Kinderärzten zusammen arbeiten. «Suchtprävention ist
eine freiwillige Leistung, aber ich würde sagen, dass auch andere
Regionen davon profitieren, wenn sie solche Strukturen schaffen
würden», sagte Seide.
Die Polizei ging zuletzt auch bei ihren Ermittlungen zum rätselhaften
Verschwinden eines 24-Jährigen aus Rathenow möglichen Kontakten zur
Drogenszene nach.
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