Hebammen werden anders bezahlt - was das für Familien heißt

Kurze Hausbesuche werden unattraktiv, Kurse könnten gekürzt werden:
Für freiberufliche Hebammen gelten ab dem 1. November neue
Abrechnungsregeln. Ein Modell ist besonders betroffen.

Erfurt (dpa/th) - Thüringer Hebammen warnen angesichts einer neuen
Gebührenordnung vor Einschnitten in der Versorgung. «Es kann davon
ausgegangen werden, dass viele Hebammen gänzlich aus dem Beruf
ausscheiden», sagte die Vorsitzende des Hebammenlandesverbands
Thüringen, Diana Schmidt. Die Versorgung für die Familien sei
generell gefährdet und das Angebot der Hebammen werde sich deutlich
schmälern. 

Hintergrund ist eine neue Gebührenordnung für freiberufliche
Hebammen, die am 1. November in Kraft tritt. Zwar steigen die
Stundensätze für freiberufliche Hebammen deutlich an, statt
Pauschalen müssen die Hebammen aber künftig in Zeiteinheiten von fünf

Minuten abrechnen. 

Was die neue Gebührenordnung konkret bedeutet

Das bedeuten die neuen Regeln laut Schmidt für einzelne Leistungen
von freiberuflichen Hebammen: 

* Hausbesuche: Durch das neue System lohnen sich Hausbesuche laut
Schmidt erst ab einer Dauer von 40 Minuten. Das bedeute: «Bei kurzen
Besuchen, wenn man zum Beispiel nur einen wunden Popo angucken muss,
verdienen Hebammen weniger als jetzt mit der Pauschale.»
* Kurse: Auch bei Geburtsvorbereitungskursen und anderen Kursen
drohen nach Angaben von Schmidt Einschnitte. Hintergrund sei, dass
Hebammen künftig Abwesenheiten von Teilnehmern nicht mehr privat in
Rechnung stellen können. «Sie bleiben dann auf den Kurskosten
sitzen.» Es sei daher wahrscheinlich, dass Kursangebote künftig
gekürzt würden.
* Beleghebammen: Besonders trifft die neue Ordnung freiberufliche
Hebammen, die in Kliniken Geburten betreuen, ohne dort angestellt zu
sein - sogenannte Beleghebammen. Laut Schmidt müssen sie
Verdiensteinbußen von 20 bis 30 Prozent hinnehmen. In Thüringen gebe
es aktuell an 5 von 19 Geburtskliniken Beleghebammenteams. Es sei
zwar nicht davon auszugehen, dass diese ihre Arbeit komplett
einstellten. Es gebe aber bereits einzelne Kündigungen.

Versorgung aktuell noch gut - aus diesem Grund 

Generell sei die Versorgung mit Hebammen in Thüringen noch gut, sagte
Schmidt weiter. Das hänge auch mit der sinkenden Geburtenrate
zusammen. Bundesweit habe aber eine Umfrage ergeben, dass 44 Prozent
der Hebammen mit dem Gedanken spielten, den Job zu verlassen. «Wenn
immer weniger Hebammen zur Verfügung stehen, haben wir ein Problem in
der Versorgung.» Schon heute werde es etwa in Nord- oder Ostthüringen
schwieriger, weil dort auch Geburtskliniken geschlossen hätten. 

Zählungen, wie viele Hebammen in Thüringen freiberuflich arbeiten,
gebe es nicht, sagte Schmidt weiter. Es gebe auch noch angestellte
Hebammen. Hier habe die Attraktivität nicht gelitten, auch weil es im
April eine Tariferhöhung gegeben habe. Angesichts der Schließungen
von Geburtskliniken und des Geburtenrückgangs gebe es hier aber
perspektivisch auch weniger Stellen.

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