Wenn Ärzte Fehler machen - 293 Patienten erleiden Schaden
Seiten verwechselt, OP-Besteck vergessen: Zwölf besonders schwere
Fehler haben die Experten des Medizinischen Dienstes im vergangenen
Jahr im Südwesten erfasst - deutlich mehr als noch im Vorjahr.
Stuttgart (dpa/lsw) - Im Südwesten haben im vergangenen Jahr nach
Auswertung des Medizinischen Dienstes Baden-Württemberg 293 Menschen
wegen einer fehlerhaften Behandlung einen gesundheitlichen Schaden
erlitten. Damit sei in gut jedem fünften der untersuchten 1.313
Verdachtsfälle ein Behandlungsfehler mit Schaden für den Patienten
bestätigt worden. Zehn Menschen starben 2024 nachweislich wegen eines
Behandlungsfehlers. Im Vorjahr hatte es zwölf Todesfälle gegeben,
2022 neun.
Deutlich gestiegen ist der Auswertung zufolge die Zahl sogenannter
«Never Events» - so bezeichnet der Medizinische Dienst schwerwiegende
Fehler, die aber grundsätzlich vermieden werden könnten. Dazu gehört
etwa eine Seitenverwechslung bei einer Operation, falsch verabreichte
Medikamente oder im Körper vergessene Gegenstände nach einer
Operation. Zwölf solcher Vorfälle erfasste der Medizinische Dienst im
vergangenen Jahr. 2023 waren es nur vier Fälle gewesen, 2022 acht.
«Diese Ereignisse gelten als besonders kritisch, weil sie bei
korrekten Abläufen im Behandlungsprozess nicht auftreten dürften»,
teilten die Gutachter mit.
Meiste Verdachtsfälle im chirurgischen Bereich
Am häufigsten vermuteten Patienten im vergangenen Jahr
Behandlungsfehler nach Operationen oder Behandlungen in der
Orthopädie oder der Unfallchirurgie (27 Prozent). Knapp jeder zehnte
Verdachtsfall richtete sich gegen Zahnärzte. Rund neun Prozent der
Verdachtsfälle entfielen auf Behandlungen in der Gynäkologie und
Geburtsmedizin, gefolgt von der Viszeralchirurgie, die Operationen im
Bauchraum durchführt.
Die Experten des Medizinischen Dienstes betonen aber, dass eine
Häufung von Verdachtsfällen in einem Fachgebiet noch nichts über die
Sicherheit in dem Fach aussagt. «In manchen Bereichen ist es für
Patientinnen und Patienten einfacher, mögliche Fehler zu erkennen und
anzusprechen - etwa bei chirurgischen Eingriffen. Dagegen bleiben
Fehler etwa bei Medikationen häufiger unbemerkt», erklärte Thomas
Rösel, leitender Arzt des Medizinischen Dienstes Baden-Württemberg.
Der Medizinische Dienst Baden-Württemberg ist der fachlich
unabhängige Beratungs- und Begutachtungsdienst für die gesetzliche
Kranken- und Pflegeversicherung. Zu seinen Aufgaben gehören die
Krankenhaus-Strukturprüfungen und der Patientenschutz. Er begutachtet
zudem die Pflege und überprüft die Qualität der ambulanten
Pflegedienste und der Pflegeeinrichtungen.
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