Erde am Limit - Klimakrise kostet Millionen von Leben

Ein Forschungsteam sieht die Erde auf dem Weg ins «Klima-Chaos»:
Viele wichtige Faktoren entwickeln sich in die falsche Richtung. Das
hat bereits deutliche Auswirkungen auf die Menschen.

Oregon/London (dpa) - Wäre die Erde ein Patient, läge sie wohl
mittlerweile auf der Intensivstation: Einer aktuellen Studie zufolge
haben rund zwei Drittel (22 von 34) Lebenszeichen des Planeten ein
Rekordniveau erreicht - und das ist in den meisten Fällen nicht
positiv. «Ohne wirksame Strategien werden wir schnell mit
eskalierenden Risiken konfrontiert sein, die Frieden,
Regierungssysteme sowie öffentliche Gesundheit und Stabilität der
Ökosysteme zu überwältigen drohen», sagt Studienautor William Rippl
e
von der Oregon State University, der mit einem internationalen Team
im Fachblatt «BioScience» über die Vitalzeichen der Erde berichtet.

Schon jetzt hat die Klimaerwärmung starke Auswirkungen auf die
Gesundheit der Menschen wie ein Bericht zeigt, der am selben Tag im
Fachjournal «The Lancet» veröffentlicht wurde. Die Abhängigkeit von

fossilen Brennstoffen, die Erderwärmung und das langsame Tempo bei
der Anpassung an den Klimawandel kosten demnach jedes Jahr weltweit
Millionen von Menschen das Leben. 12 von 20 Indikatoren für
klimabedingte Gesundheitsgefahren hätten Rekordwerte erreicht. Die
Autorinnen und Autoren sprechen von einer «beispiellosen Bedrohung
für Gesundheit und Leben weltweit». 

Hitze, Luftverschmutzung, Infektionskrankheiten

Seit den 1990er Jahren ist die Zahl hitzebedingter Todesfälle laut
Bericht global um 23 Prozent gestiegen - auf jährlich
durchschnittlich etwa 546.000 im Durchschnitt der Jahre 2012-2021.
Zudem sterben jährlich rund 2,5 Millionen Menschen durch die
Luftverschmutzung, die direkt auf die Verbrennung fossiler
Energieträger zurückzuführen ist. Während Öl- und Gaskonzerne ihr
e
Produktion ausbauen, gaben Regierungen weltweit im Jahr 2023 rund 956
Milliarden US-Dollar für fossile Subventionen aus - mehr als 15
Staaten sogar mehr als für ihre nationalen Gesundheitsbudgets. 

Das Team um Marina Romanello vom University College London weist
darauf hin, dass die Auswirkungen des Klimawandels zunehmend
wirtschaftliche Schäden verursachen. Allein im Jahr 2024 gingen
demnach weltweit 639 Milliarden Arbeitsstunden durch Hitze verloren.
Das seien 98 Prozent mehr als im Schnitt der Jahre 1990 bis 1999 und
entspreche einem Einkommensverlust von rund 1,09 Billionen US-Dollar.

Bestimmte Maßnahmen wirken bereits

Gleichzeitig zeigen die Daten, dass bereits eingeleitete Maßnahmen
wirken. Der Umstieg auf saubere Energien habe seit 2010 jährlich etwa
160.000 vorzeitige Todesfälle verhindert, vor allem durch sauberere
Luft infolge des Rückgangs von Kohleverbrennung in reicheren Ländern.
Der Anteil erneuerbarer Energien an der weltweiten Stromerzeugung
erreichte 2022 mit zwölf Prozent einen Höchststand. Romanello
betonte: «Wir haben die Lösungen in der Hand, um eine
Klimakatastrophe zu vermeiden. Von sauberer Energie bis zu gesünderen
Ernährungsweisen - diese Maßnahmen könnten über zehn Millionen Lebe
n
pro Jahr retten.»

Lebenszeichen der Erde zeigen Negativrekorde

Eine durchgreifende Lösung scheint aber noch weit entfernt zu sein,
wie die Bestandsaufnahme der Erde im Fachblatt «BioScience» zeigt.
Dabei geht es etwa um CO2-Emissionen, Waldverlust durch Brände oder
Meerestemperaturen - die genannten gehören zu jenen 22, die neue
Rekordstände erreicht haben. 

Das internationale Team, an dem auch der Direktor des
Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström,
beteiligt ist, sieht in seiner Bestandsaufnahme einen Beleg dafür,
dass sich unser Planet dem «Klima-Chaos» annähert. Etliche
Lebenszeichen entwickelten sich rapide in die falsche Richtung.

«Klima-Chaos» nimmt Fahrt auf

2024 sei bereits das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
gewesen - und das aktuelle Jahr sehe nicht besser aus: «Bislang hat
das Kohlendioxid in der Atmosphäre 2025 einen Rekordwert erreicht,
der wahrscheinlich durch einen plötzlichen Rückgang der
Kohlenstoffaufnahme durch Landflächen, teilweise aufgrund von El Niño
und intensiven Waldbränden, noch verschlimmert wurde», erklären die
Autoren. Eine gefährliche Entwicklung durch eine beschleunigte
Erwärmung, Rückkopplungseffekte und mögliche Kipppunkte könne
wahrscheinlicher geworden sein.

Ein Beispiel: Die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre
sei schneller gestiegen, als die Emissionen fossiler Brennstoffe es
vermuten ließen - den Autoren zufolge hatten die enormen Waldbrände
in vielen Regionen der Welt ihren Anteil. 

«Wir können die Erderwärmung noch begrenzen»

Das Team ruft zum Umsteuern auf. «Strategien zur Eindämmung des
Klimawandels sind verfügbar, kosteneffizient und dringend
erforderlich. Von Waldschutz und erneuerbaren Energien bis hin zu
überwiegend pflanzlicher Ernährung - wir können die Erderwärmung no
ch
begrenzen, wenn wir entschlossen und schnell handeln.»

Ein besonderes Augenmerk wirft das Team auf die Verschwendung von
Lebensmitteln, die acht bis zehn Prozent der weltweiten Emissionen
ausmache. «Die Kosten für die Eindämmung des Klimawandels dürften
weitaus geringer sein als die globalen wirtschaftlichen Schäden, die
klimabedingte Auswirkungen verursachen könnten», betonen die
Forschenden.

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