Was Stottern ist und wie Betroffene damit umgehen können Von Stefanie Järkel, dpa

Mehr als 800.000 Menschen sind bundesweit von Stottern betroffen. Was
man über die Ursachen weiß, welche Varianten es gibt - und wann
Experten zu einer logopädischen Therapie raten.

Stuttgart/Göttingen (dpa) - Rund ein Prozent der Bevölkerung stottert
- etwa viermal so viele Männer wie Frauen. Allein in Deutschland sind
nach Angaben der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe (BVSS) mehr
als 830.000 Menschen betroffen. Doch was ist Stottern eigentlich,
woher kommt es und was lässt sich dagegen tun? Die wichtigsten Fragen
und Antworten zum Welttag des Stotterns am 22. Oktober:

Was ist Stottern?

Stottern ist eine Störung des Redeflusses. «Wer stottert, weiß genau,

was er sagen möchte, kann es in dem Moment jedoch nicht störungsfrei
aussprechen», schreibt die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe.
In Deutschland ist Stottern als Behinderung anerkannt. Betroffene
Kinder können etwa einen Nachteilsausgleich in der Schule beantragen.

Grundsätzlich gibt es drei Arten von Stottern. Deren sogenannte
Kernsymptome sind: 

* das Wiederholen von Lauten und Silben
* das Dehnen einzelner Laute und
* Blockierungen vor oder in einem Wort.

Das Problem für stotternde Menschen sei meist der Übergang in den
Vokal, etwa nach einem Konsonanten, sagt Stottertherapeutin Claudia
Walther aus Augsburg. Begleitsymptome sind demnach, dass Betroffene
versuchen, diese Unterbrechungen des Redeflusses etwa durch besondere
Anstrengung zu überwinden oder bestimmte Wörter zu vermeiden.

Woher kommt Stottern? 

Laut Experten ist Stottern hauptsächlich genetisch veranlagt. «Es ist
aber so: Man hat immer versucht, die Gene zu suchen, die dafür
verantwortlich sind. Das hat nicht funktioniert», sagt der Neurologe
Martin Sommer vom Universitätsklinikum Göttingen.

Eine kürzlich im Fachblatt «Nature Genetics» veröffentlichte Studie

verweist auf 57 Genorte - zugeordnet zu 48 Genen -, die mit Stottern
verbunden sind. Dennoch: «Niemand versteht wirklich, warum jemand
stottert. Es ist ein völliges Rätsel», betonte Studienleiterin
Jennifer Below vom Vanderbilt University Medical Center in Nashville
(US-Bundesstaat Tennessee).

Basis für die Studie waren demnach die Daten von knapp 100.000
Betroffenen. Auf die Frage: «Haben Sie jemals gestottert oder
gestammelt?» hatten sie mit «ja» geantwortet. Zum Vergleich zogen die

Wissenschaftler die Daten von mehr als einer Million Menschen heran,
die die Frage mit «Nein» beantwortet hatten. Der Neurologe Sommer
kritisiert die Datenbasis, weil er die Frage für zu allgemein hält.

Laut dem Experten unterscheidet sich bei stotternden Menschen ein
Areal in der linken Gehirnhälfte von anderen Personen. «Das ist eine
Stelle mit reduzierter Faserintegrität», erläutert Sommer, der selbst

stottert. «Dort funktionieren sozusagen die Hirnfasern, die die
verschiedenen grauen Zellen miteinander verknüpfen, nicht so gut wie
bei den flüssig sprechenden Menschen.»

Wann sollten Betroffene Hilfe suchen? 

Meist entsteht Stottern im Alter von zwei bis sechs Jahren. «Eine
Therapie ist auf jeden Fall indiziert, wenn das Kind sich in
irgendeiner Form anstrengt», sagt Stottertherapeutin Walther. «Wenn
es zum Beispiel merkt, das geht jetzt nicht, und dann anfängt, den
Kopf mitzubewegen, lauter zu werden, die Silben, die Laute
rauszupressen.»

Vor allem, wenn das Kind sich schäme, sich zurückziehe und weniger
Lust habe zu sprechen, sollten sich Eltern von einer Kinderärztin
oder einem Kinderarzt beraten lassen. 

Wie lässt sich Stottern behandeln?

Betroffene können ihr Stottern in einer logopädischen Therapie
verändern. Die sogenannte Stottermodifikation zielt darauf ab, das
Stottern zu verändern, indem etwa das Sprechen im Moment des
Stotterns angehalten und der Übergang in einen Vokal gezielt gebildet
wird.

Bei dem sogenannten Fluency Shaping geht es dagegen darum, den
Sprachfluss abzuwandeln. «Das heißt, ich nutze Techniken, um das
Sprechen an sich zu verändern», sagt Walther. Dabei werde
beispielsweise das Sprechen gedehnt, um den Redefluss zu erhöhen.

Zu einer erfolgreichen Stottertherapie gehört laut Walther aber unter
anderem auch die Bearbeitung von eventuell entstandenen Ängsten beim
Sprechen.

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