Kassenärzte für Karenztag - Krankschreiberegeln diskutieren
Die Kassenärztliche Vereinigung in Rheinland-Pfalz bringt in die
Diskussion um eine Lockerung der Fristen für eine Krankmeldung wieder
den Karenztag ein.
Mainz (dpa/lrs) - Die Kassenärztliche Vereinigung in Rheinland-Pfalz
(KV) macht sich für die Wiedereinführung eines unbezahlten Karenztags
für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stark. Zugleich kritisieren
die Mediziner den Vorschlag von Gesundheitsminister Clemens Hoch
(SPD), die Fristen für eine Krankschreibung deutlich zu lockern.
Um die ausufernde Bürokratie in den Praxen abzubauen, mehr Arztzeit
für die Behandlung der Patientinnen und Patienten zu haben und die
ambulanten Versorgungsstrukturen zu entlasten, müsse ein erster
Karenztag eingeführt werden, sagte der stellvertretende
Vorstandsvorsitzende der KV, Andreas Bartels, der Deutschen
Presse-Agentur in Mainz.
Schweden als Vorbild
Schweden beispielsweise habe bereits vor vielen Jahren einen
unbezahlten ersten Krankheitstag für Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer eingeführt. «Mit Blick auf die personellen und
finanziellen Herausforderungen im Gesundheitssystem müssen wir uns
die Erfahrungen anderer Länder anschauen und uns ernsthaft damit
befassen», betonte Bartels. «Wir brauchen Reformen, keine
Reförmchen.»
Unnötige Patientenkontakte und Abläufe müssten unbedingt reduziert
werden. «Die Arztzeit ist begrenzt und sie sollte möglichst effektiv
dafür eingesetzt werden, Patienten zu behandeln, nicht zu verwalten.»
KV will verpflichtende Krankschreibung ab Tag vier oder fünf
Die KV Rheinland-Pfalz unterstützt den Ansatz ihrer
Bundesvereinigung, eine verpflichtende Regelung für eine Krankmeldung
ab dem vierten oder fünften Tag einzuführen. Nach aktueller
Rechtslage müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine
Bescheinigung dann vorlegen, wenn sie länger als drei Kalendertage
arbeitsunfähig sind, also am vierten Tag. Der Arbeitgeber darf sie
aber auch schon früher verlangen.
Den Vorschlag von Gesundheitsminister Hoch, über eine Ausweitung der
Frist auf bis zu zwei Wochen nachzudenken, halten die KV und die FDP
nicht für zielführend. «Solche Vorschläge senden in der aktuellen
wirtschaftlichen Lage eine völlig falsche Botschaft», sagte Bartels.
«Darüber hinaus erhöhen sie die Gefahr, dass sie von Einzelnen
missbraucht werden und zu einer Belastung der Arbeitgeberseite
führen.».
Unternehmer gegen Karenztag
Die Unternehmer hatten sich Anfang des Jahres gegen einen Karenztag
ausgesprochen. Sie machen sich für Bonussysteme für Beschäftigte mit
wenigen Krankentagen stark - und nicht für abschreckende Maßnahmen
wie die Streichung der Lohnfortzahlung am ersten Fehltag.
Die Wiedereinführung eines Karenztages würde vor allem Druck auf
Beschäftigte ausüben und könnte dazu führen, dass die Beschäftigt
en
trotz Krankheit zur Arbeit kommen, hatte Franziska Bliewert als
stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Landesvereinigung
Unternehmerverbände Anfang des Jahres gesagt. Zuvor hatte
Allianz-Chef Oliver Bäte vorgeschlagen, den Karenztag wieder
einzuführen.
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