Vorstoß für billigere «Basistarife» für Kassenpatienten

Schon heute haben gesetzlich Versicherte private
Zusatzversicherungen, etwa für Zahnersatz. Wäre eine Wahl zwischen
bestimmten Tarifen generell ein Ausweg, um immer höhere Beiträge zu
vermeiden?

Berlin (dpa) - Der Parlamentarische Staatssekretär im
Gesundheitsministerium, Tino Sorge, schlägt angesichts steigender
Milliardenkosten die Einführung günstigerer Basistarife in der
gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vor. Versicherte könnten dann
individuell Zusatzleistungen dazubuchen. «Immer neue Beitragsanstiege
können keine Lösung sein», sagte der CDU-Politiker der «Bild». La
ut
Ministerin Nina Warken (CDU) gehört dies nicht zu Überlegungen, die
Beiträge 2026 stabil zu halten. Die mitregierende SPD lehnt die Idee
ab. 

Konkret könnten Versicherte viele passgenaue Tarife angeboten
bekommen, erläuterte Sorge. «Sprich: Kassen bieten viel günstigere
Tarife an - die eine gute Grundversorgung beinhalten - und darüber
hinaus weitere Pakete, die man individuell dazubucht.» Als Beispiel
für zusätzliche Leistungen nannte er die Kostenübernahme bei Brillen:

«Es wäre ein Gewinn, wenn man sich solche Bausteine in der GKV
zusätzlich versichern könnte.»

Ministerin verweist auf Reformkommission

Warken wies bei RTL/n-tv auf eine Kommission für eine große Reform
hin, die im September starten soll. «Da kann das sicherlich auch mit
beraten werden», sagte sie. «Das ist jetzt aber keine Maßnahme, die
wir momentan vorbereiten.» Es sei nichts, «was ab Januar die Beiträge

stabiler machen würde». SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt nannte die
Vorschläge eine Mogelpackung. «Leistungen zu streichen und sie dann
zusätzlich zu versichern, ist der Einstieg in eine
Drei-Klassen-Medizin», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. 

Die Koalition will erneute Beitragsanhebungen Anfang 2026 noch
abwenden. Hintergrund ist, dass vorgesehene Finanzspritzen aus dem
Etat nicht reichen, um neue Defizite aufzufangen. Schmidt sagte, es
brauche mutige Reformen, die den Zusammenhalt sichern und die
Versorgung nachhaltig verbessern sollen. 

Der Chef des GKV-Spitzenverbands, Oliver Blatt, sagte: «Diskussionen
um Basis- und Zusatztarife für die 75 Millionen gesetzlich
Versicherten lenken von dem eigentlichen Problem ab.» Das seien
kostentreibende Strukturen etwa bei Krankenhäusern oder nachteiligen
Vorgaben für Preisverhandlungen der Kassen bei neuen Arzneimitteln.
Blatt warb erneut dafür, den Anstieg der Ausgaben ohne
Leistungskürzungen zu begrenzen.

Grüne warnen vor «Drei-Klassen-System»

Die Grünen-Fraktionsvize Misbah Khan sagte, ein Basistarif in der
gesetzlichen Krankenversicherung würde das Zwei-Klassen-System aus
gesetzlicher und privater Krankenversicherung zu einem
Drei-Klassen-System ausbauen. Damit würde es noch ungerechter und
unsolidarischer. Der AfD-Abgeordnete Martin Sichert sagte, ein
Basis-Tarifmodell sei nichts weiter als eine Leistungskürzung.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte davor, die
Grundversorgung zu einer Minimalversorgung zu machen. «Gute
Gesundheitsleistungen dürfen nicht nur Luxus für Besserverdienende
sein», sagte Vorstandsmitglied Anja Piel. Die Chefin des
Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, kritisierte: «Schon
heute beeinflusst der Geldbeutel die Gesundheit und Lebenserwartung
vieler Menschen - dieser Missstand würde weiter verschärft.»

Kassenärzte offen für Wahlmöglichkeiten

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) begrüßte die Debatte. «
Es
geht nicht darum, den Versicherten etwas wegzunehmen. Eine gute und
umfassende Versorgung muss gewährleistet sein - und zwar für alle»,
sagte Vorstandschef Andreas Gassen. «Aber warum sollten die
Bürgerinnen und Bürger nicht selbst entscheiden können, ob sie
freiwillig Pakete hinzuwählen oder nicht?» 

Zusatzversicherungen zur gesetzlichen Krankenversicherung gibt es
bereits. Wer zum Beispiel bessere Leistungen beim Zahnersatzsatz oder
eine Chefarztbehandlung im Krankenhaus wünscht, kann dies über
private Zusatzversicherungen absichern. Gesetzliche Kassen bieten
grundsätzlich auch Wahltarife an. So gibt es Tarife, bei denen man
eine Prämie bekommen kann, wenn man sich verpflichtet, immer zuerst
in eine Hausarztpraxis zu gehen.

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite