Pingpong mit Parkinson: Wie Tischtennis den Erkrankten hilft Von Sebastian Stiekel und Lars Penning , dpa

Die Nervenkrankheit Parkinson ist nicht heilbar. Aber es gibt Wege,
die Symptome zu verlangsamen. Einer davon ist der Tischtennis-Sport.
Ein Verein und prominente Unterstützer helfen dabei.

Warsingsfehn (dpa) - Der rechte Arm zittert. Der Oberkörper ist
leicht vorgebeugt. Die Schritte werden immer kleiner, der Schlaf
unruhiger. Erwin Zimmermann aus Ostfriesland ist einer von rund
400.000 Menschen in Deutschland, die an der Parkinson-Krankheit
leiden.

Heilbar ist diese chronisch fortschreitende Erkrankung des
Nervensystems noch nicht. Aber der 78-jährige Zimmermann hat etwas
entdeckt, das die Symptome spürbar lindert und verlangsamt: Er spielt
regelmäßig Tischtennis. Organisiert von einem Verein mit dem Namen
«PingPongParkinson», der seit fünf Jahren immer größer wird und
Patienten überall in Deutschland in die Sporthallen holt.

Warum genau dieser Sport bei Parkinson hilft, erklärt die
Physiotherapeutin, die Zimmermann jede Woche behandelt. «Tischtennis
verbindet ziemlich viel von dem, was bei diesem Krankheitsbild
problematisch ist: Er muss schnell reagieren. Er hat immer die
Hand-Augen-Koordination. Er behält den Spaß an der Bewegung bei»,
sagt Meike Dirks der Deutschen Presse-Agentur.

Das schnelle Auf- und Rückschlagspiel beim Tischtennis ist eine
besondere Herausforderung für das Gehirn. Deshalb hilft dieser Sport
auch besonders bei einer Erkrankung, die Nervenzellen im Gehirn
absterben lässt und verschiedene Bewegungsstörungen zur Folge haben
kann. 

«PingPongParkinson» vernetzt Vereine

Erste wissenschaftliche Studien aus Japan und Schweden belegen dies.
Und der 2020 gegründete «PingPongParkinson Deutschland e.V.» (PPP)
macht sich diese Erkenntnisse zunutze. Er ist Teil eines 2017 in den
USA entstandenen Netzwerks. In Deutschland ging die Initiative von
zwei Tischtennisspielern aus dem niedersächsischen Nordhorn aus, die
ebenfalls an der Krankheit leiden.

Durch PPP fanden überall in Deutschland Parkinson-Gruppen in bereits
bestehenden Sportvereinen und Tischtennis-Abteilungen zusammen. Sie
werden durch «PingPongParkinson» miteinander vernetzt, beraten und
mit neuen Erkenntnissen versorgt.

Der Verein organisiert auch Turniere und kann dabei auf prominente
Hilfe zählen: Der frühere Doppel-Weltmeister und heutige
Bundestrainer Jörg Roßkopf ist Botschafter von PPP. Der große
Tischtennis-Fan und frühere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
unterstützte 2022 ein Benefizturnier im Deutschen Bundestag.

Mehr als 300 Stützpunkte in Deutschland

«Wir sind einer von aktuell 315 Stützpunkten in Deutschland. 3.000
Mitglieder hat PingPongParkinson bereits», sagt Sven Hinrichs. Der
Tischtennis-Abteilungsleiter des SV Warsingsfehn bei Leer gründete
auch in seinem Verein eine Parkinson-Gruppe. Dort spielt auch Erwin
Zimmermann jede Woche mit.

«Als wir angefangen haben, waren wir drei, vier Personen. Jetzt sind
wir 50!», sagt er. Und Hinrichs erzählt: «Mein Schwiegervater hat vor

viereinhalb Jahren die Diagnose Parkinson gekriegt. Ich habe mich
schlau gemacht. Da haben wir das Projekt hier gestartet mit meinem
Schwiegervater und seiner Nachbarin, die auch erkrankt ist. Das waren
zwei, die noch nie aktiv Tischtennis gespielt hatten. Höchstens
früher, als sie klein waren, beim Kindergeburtstag. Die ersten zehn
Minuten war ich noch skeptisch. Danach ging es ganz schnell.»

Was alle betonen, der Betroffene Zimmermann, der Organisator Hinrichs
und ein Experte wie der promovierte Mediziner Lauterbach: Es geht
beim Tischtennisspielen mit Parkinson nicht nur um den medizinischen
Effekt. Sondern auch um den sozialen. «Wichtig ist: Die menschliche
Umgebung und die vielen Gespräche, die man führen kann. Dass man sich
nicht zurückzieht», sagt Zimmermann. 

Auch der SPD-Politiker Lauterbach meint: «Menschen, die mit einer
schweren Krankheit ringen müssen, sind oft einsam und ziehen sich
noch mehr zurück. Tischtennis ist eine Gelegenheit, auf andere zu
treffen, die das gleiche Schicksal haben.»

Roßkopf sofort «Feuer und Flamme»

Beim Benefizturnier im Bundestag spielten der damalige Minister
Lauterbach und der Bundestrainer Roßkopf zusammen Doppel. «Ich war da
direkt Feuer und Flamme», sagt der 56-jährige Roßkopf über seine
Botschafter-Rolle. Seit fünf Jahren macht er Werbung für den Verein,
besucht Turniere, gibt Tipps.

«Die Entwicklung ist rasant», sagt er. «Extrem viele Stützpunkte
werden neu aufgebaut. Die Leute, die sich damit beschäftigen, machen
das extrem gut. Es ist wichtig, dass man Parkinson-Patienten die
Möglichkeit gibt, Sport zu treiben, wieder Lebensfreude zu bekommen
und noch viele glückliche Jahre zu haben.»

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