Dank Samenspende - Spätes Mutterglück als Single Von Birgit Reichert und Lando Hass , dpa

Ihr Wunsch nach einem Kind war groß. Da kein Partner mitzog, begann
Nadine Bode die Kinderwunschbehandlung allein. Jetzt ist sie mit 49
glückliche Mama.

Bingen (dpa/lrs) - Nadine Bode wollte immer Mutter werden. Doch die
Beziehungen, die sie hatte, führten nie dazu - auch, weil ihre
Partner keine Kinder wollten. Dann entschied sie, alleine ein Kind zu
bekommen: Sie ging den Weg der Kinderwunschbehandlung und bekam mit
48 Jahren ihren Sohn Dari.

20 Mal habe sie sich in der Kinderwunschklinik Mainz im natürlichen
Zyklus männliche Samen in ihre Gebärmutter einbringen lassen. IVF,
Hormone und Medikamente wollte sie nicht. Und dann klappte es. «Ich
bin so glücklich. Mit Kind ist es noch schöner als ich dachte», sagt

Bode bei einem Spaziergang mit ihrem heute 17 Monate alten Sohn am
Rheinufer. 

Ihr Weg zum eigenen Kind war lang. Und immer wieder begleitet von
Enttäuschungen. «Ich dachte, es klappt gleich beim ersten Mal»,
erzählt die Juristin über die Kinderwunschbehandlung. Doch dann
dauerte es doch fast zwei Jahre. «Als der Test positiv war, habe ich
geweint, gequiekt und gelacht vor Freude - alles auf einmal.»

«Ich mache das alleine!»

Bode erzählt ihre Geschichte gerne. «Ich will anderen Frauen, die ein
Kind wollen, Mut machen: Dass sie sich trauen, dranbleiben und nicht
aufgeben», sagt sie. Und möglicherweise auch den Weg als
Single-Mutter gehen. Wenn der Partner kein Kind wolle, sollte man
sich als Frau fragen: «Ist der Kinderwunsch für mich verhandelbar?»
 

Bei ihr war er es nicht. «Eigentlich wollte ich spätestens mit 30 ein
Kind haben», sagt Bode, die heute in Teilzeit Online-Marketing für
eine Mainzer Bank macht. «Ich habe eine schöne Kindheit gehabt und
Familie war für mich immer etwas Schönes.» Doch ihre Partner zogen
nicht mit. Mehrfach trennte sie sich daher aus glücklichen
Beziehungen. «Ich war wirklich sehr verzweifelt. Ab 40 dachte ich,
jetzt tickt die Uhr.»

Mit 45 Jahren entschied sie dann: «Ich mache das alleine im
Kinderwunschzentrum.» Sie habe zwar einen Partner, mit dem sie aber
nicht zusammenlebe und der auch kein Kind wolle. «Ich bin also
alleinerziehend, praktisch und finanziell.» Unterstützung bekommt
Bode aber von ihren Eltern, die um die Ecke wohnen. «Meine Mutter ist
eine große Hilfe», sagt sie.

Zahl der Kinderwunschbehandlungen steigt

Kinderwunschbehandlungen gewinnen in Deutschland an Bedeutung. Nach
den aktuellsten Zahlen des Deutschen IVF-Registers kamen von 1997 bis
2022 mehr als 400.000 Kinder durch In-vitro-Fertilisation (IVF) zur
Welt. Bei dieser Methode findet die Befruchtung oft im Reagenzglas
statt.

Diese Zahl zeige, wie wichtig Kinderwunschbehandlungen für viele
ungewollt kinderlos bleibende Paare geworden seien, sagt Sascha
Tauchert vom Vorstand des IVF-Registers. Etwa jedes sechste Paar habe
Schwierigkeiten, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. 

Die Nachfrage nach Kinderwunschbehandlungen nehme zu, sagt Tauchert
in Saarbrücken. 2023 meldeten alle 141 Mitgliedszentren des Registers
131.000 Behandlungszyklen - was einem Plus von 3 Prozent im Vergleich
zum Vorjahr entspreche. Die Behandlungen von «Single Mothers by
Choice» sowie lesbischen Paaren sei in den vergangenen Jahren stark
gestiegen.

Samen von vier Spendern bekommen

Sie kenne etliche Fälle von Paaren, die nach vielen Jahren Behandlung
dann endlich Eltern wurden, sagt Bode. Für sie kam nur die
Samenspende infrage. «Ich verstehe aber jede Frau, die einen anderen
Weg geht», sagt die heute 49-Jährige. Insgesamt habe sie Samen von
vier Spendern bekommen. Man könne Spender nach Merkmalen wie Größe,
Gewicht, Augen- und Haarfarbe, Ausbildung und Hobbys aussuchen. «Mehr
weiß man aber nicht.» 

Staatliche Förderung habe sie nicht bekommen. «Dafür war ich schon zu

alt. Und Single-Mütter werden ohnehin nicht gefördert», sagt sie.
Über die Geburt von Dari habe sich ihr persönliches Umfeld sehr
gefreut. Bei Social Media habe sie aber auch wenige hässliche
Kommentare bekommen - wegen ihres Alters. «Ich hätte auch lieber
früher ein Kind gehabt, aber jetzt ist es eben so!»

Gesetzliche Krankenkassen würden bei der Frau in der Regel bis zum
Alter von 39 Jahren bestimmte Leistungen für die künstliche
Befruchtung übernehmen, erklärt ein Sprecher des Deutschen
IVF-Registers. Danach müsse man selbst zahlen. Bei Behandlungen in
den Zentren würden Frauen meist bis Mitte 40 angenommen. Bei einer
Schwangerschaft nimmt das Risiko für mögliche Komplikationen mit
steigendem Alter zu. 

Es gibt auch staatliche Förderung 

In Rheinland-Pfalz kann man für Kinderwunschbehandlungen seit gut
vier Jahren staatliche Förderung beantragen. Im vergangenen Jahr
seien 602 Anträge bewilligt worden, teilte das zuständige Landesamt
für Soziales, Jugend und Versorgung in Mainz mit. 2023 gab es 750
bewilligte Anträge, 2022 waren es 683.

2024 betrug die Höhe der Fördersumme im Durchschnitt knapp 680 Euro
pro Paar je Behandlungsversuch. Insgesamt seien Bundesmittel in Höhe
von rund 150.000 Euro sowie Landesmittel in Höhe von gut 155.000 Euro
ausgezahlt worden. Zwölf Anträge stammten von gleichgeschlechtlichen
Paaren.

Single-Mutter würde Vater gerne mal kennenlernen

Bode, die leidenschaftlich Tango tanzt und körperlich sehr fit ist,
hätte Dari sehr gerne noch ein Geschwisterkind geschenkt. «Ich habe
von dem Spender, bei dem es gleich beim ersten Mal geklappt hat, noch
drei Proben eingefroren.» Als Alleinerziehende mit zwei Kindern würde
es dann aber leider finanziell zu knapp werden, sagt sie.

Den Vater von Dari würde sie gerne eines Tages mal kennenlernen. «Ich
habe ihm meinen Sohn zu verdanken! Ich bin ihm äußerst dankbar, dass
er das gemacht hat.» Möglich werden könnte ein Kontakt, wenn Dari
erwachsen ist. Dann kann er beim bundesweiten Samenspender-Register
erfahren, wer sein biologischer Vater ist. 

Das Samenspender-Register speichert 110 Jahre lang personenbezogen
Angaben von Samenspendern und Empfängerinnen. «Jeder Mensch hat das
Recht zu erfahren, von wem er abstammt», teilt das
Gesundheitsministerium in Berlin dazu mit. «Wenn er das dann will»,
sagt Bode über Dari.

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