Hausärzte: E-Patientenakte droht Bruchlandung

Für Untersuchungsbefunde oder Laborwerte haben inzwischen fast alle
Kassenpatienten eine digitale Akte. Viele nutzen sie aber noch nicht
aktiv. Nun ist eine Diskussion entbrannt, was daraus folgt.

Berlin (dpa) - Der Hausärzteverband warnt vor einem Scheitern der
elektronischen Patientenakte (ePA) und fordert von den Krankenkassen
eine bessere Aufklärung. «Die Zahl der aktiven Nutzer ist
ernüchternd. Wenn die Verantwortlichen weiter machen wie bisher, dann
wird eines der wichtigsten versorgungspolitischen Projekte der
letzten Jahre langsam, aber sicher scheitern», sagte der
Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Markus Beier, der
«Rheinischen Post». Es drohe «eine Bruchlandung».

Hintergrund ist, dass Millionen Versicherte für sie eingerichtete
E-Akten bisher noch nicht aktiv nutzen, um eigene Gesundheitsdaten
anzusehen oder auch sensible Inhalte zu sperren. Nach einer Reform
der Ampel-Koalition haben 70 Millionen der gut 74 Millionen
gesetzlich Versicherten seit Januar eine ePA von der Kasse bekommen.
Dabei gilt: Wer keine möchte, muss aktiv widersprechen. Und: Man kann
in seine ePA hineinschauen, muss es aber auch nicht.

Registrierung für ePA-Nutzung zu kompliziert?

Der Betrieb in Praxen und Kliniken wird derzeit bundesweit ausgedehnt
- ab Oktober sind Ärzte verpflichtet, Daten in die ePA einzustellen.
Beier wies auf einen komplizierten Registrierungsprozess und
störanfällige Technik hin. Die meisten Patienten hätten noch kaum
etwas von der ePA mitbekommen. «Die Krankenkassen sind aufgefordert,
ihre riesigen Verwaltungsbudgets dafür zu nutzen, endlich eine
vernünftige Aufklärung ihrer Versicherten sicherzustellen.» Bislang
hätten sie sich auf Briefe mit allgemeinen Informationen beschränkt.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte, für eine Bruchlandung
der ePA wären niedergelassene Ärzte und Kliniken selbst
verantwortlich. «Schließlich müssen sie die Daten der Patienten
einpflegen», sagte Vorstand Eugen Brysch. «Versicherte können nur
Inhalte steuern, die da sind.» Eine Informationspflicht liege
außerdem auch bei den Leistungserbringern, nicht nur bei den Kassen.

Kassen setzen auf «wichtigen Schub» im Oktober 

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen betonte,
jetzt gehe es darum, die Akzeptanz und den praktischen Nutzen weiter
zu erhöhen, damit die ePA in der Breite der Versorgung ankomme.
Vorstand Martin Krasney sagte, er sei zuversichtlich, dass es einen
wichtigen Schub gebe, wenn alle Ärztinnen und Ärzte ab 1. Oktober
verpflichtet seien, neue Diagnosen und Befunde in der E-Akte
abzulegen. «Das unberechtigte Schlechtreden der ePA ist sicher kein
konstruktiver Beitrag zur notwendigen Digitalisierung.»

Bisher nutzen Millionen Versicherte ihre ePA noch nicht für sich
selbst, wie es auf Anfrage bei großen Kassen hieß. Bei der Techniker
Krankenkasse sind elf Millionen E-Akten angelegt, aktiv nutzen sie
750.000 Versicherte. Die Barmer hat 7,8 Millionen angelegte ePAs und
etwa 250.000 aktive Nutzer. Zur ersten Verwendung der App muss man
sich generell zunächst identifizieren und freischalten lassen. Bei
den elf Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mit 25,8 Millionen
bestehenden E-Akten haben bisher 200.000 Versicherte dafür eine
persönliche Gesundheits-ID angelegt, die ihnen den Zugriff
ermöglicht.

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