Viele Menschen stehen unter Stress - das hilft beim Entspannen Von Isabell Scheuplein, dpa
Yoga, autogenes Training und Zeitmanagement: Wer sich belastet fühlt,
sollte aktiv gegensteuern. Sich auf die Liege am Strand oder im
Garten zu legen, reicht nach Einschätzung von Experten nicht aus.
Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Stress, Überforderung und kaum ein Moment
zum Durchatmen - auch viele Menschen in Hessen sind psychisch
belastet. Die Ursachen können in unterschiedlichen Bereichen liegen,
ganz nah innerhalb der Familie oder weiter weg in Kriegsgebieten auf
der Welt.
Schlafmangel war bei einer im April veröffentlichten repräsentativen
Umfrage der AOK der größte Stressfaktor der Hessen und Hessinnen: 39
Prozent gaben an, dass sie zu wenig schlafen und deshalb gestresst
seien. Konflikte in der Familie belasteten 29 Prozent stark, gefolgt
von eigenen Erkrankungen mit 26 Prozent und hohem Leistungsdruck auf
der Arbeit mit 21 Prozent.
Gar nicht gestresst waren nur 15 Prozent der Befragten. Die
Krankenkasse führte den Schlafmangel auf Belastungen im Alltag
zurück. Zeitnot, Lärm am Arbeitsplatz oder zu Hause sowie
Überforderung bei der Pflege und Erziehung waren weitere
Stressfaktoren, die genannt wurden.
Kontroverse politische Diskussionen stressen
Ein Stressfaktor ist auch die politische Lage. Die Corona-Pandemie,
dann Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten - der Marburger
Sozialpsychologe Ulrich Wagner sieht in diesen Ereignissen und den
Diskussionen darüber Faktoren, die für viele Menschen belastend sind.
Auch die sehr kontroverse Diskussion über das Thema Migration gehöre
dazu.
Es müsse keine eigene Betroffenheit geben - Informationen genügten,
um Stress auszulösen. Diese prasselten auch durch die sozialen Medien
vermehrt auf die Menschen ein, oft seien sie widersprüchlich und oft
werde Gefahr suggeriert. «Das löst Stress aus», sagt Wagner.
Problematisch sei zudem, dass es immer weniger Halt gebe durch
traditionelle Netzwerke wie die Familie oder die Kirchengemeinde.
Stress trete auf, wenn man mit einer Herausforderung konfrontiert sei
und annehme, dass man nicht damit umgehen könne. Dies könne im
persönlichen Bereich auftreten, etwa innerhalb der Familie oder am
Arbeitsplatz. «Aber es gibt auch so etwas wie sozialen Stress, bei
dem ich den Eindruck habe, wir als Gesellschaft können mit bestimmten
Dingen nicht fertig werden», sagt Wagner.
Was also tun? Sich jetzt in den Sommerferien möglichst bewegungslos
an den Strand zu legen, trage meist nicht im erwarteten Ausmaß zur
Entspannung bei. «Wenn ich unter starkem Stress stehe, dann schleppe
ich diese Dinge ja mit mir herum», sagt der Sozialpsychologe.
Ergebnis könnten Gefühle der Hilflosigkeit sein. «Man hat den
Eindruck, man kann überhaupt nichts mehr regeln und die Welt stürzt
sozusagen über einen herein.» Dann mache Stress auch krank.
Aktiv werden, damit Selbstwirksamkeit entsteht
Wagner plädiert stattdessen dafür, aktiv zu werden und
Selbstwirksamkeit zu entwickeln. Man könne überlegen, welche
Stressfaktoren am Arbeitsplatz man angehen könne. Und die
Anforderungen überprüfen, die man an sich selbst stelle.
Zum Erleben von Selbstwirksamkeit sei es zudem wichtig, im größeren
Kontext auf gesellschaftlicher Ebene Missstände anzugehen und sich zu
engagieren, sozial oder politisch. «Also nicht nur eine individuelle
Work-Life-Balance herzustellen, sondern auch darauf zu achten, was
der Gesellschaft hilft, mit den Herausforderungen sinnvoll
umzugehen», sagt Wagner. Dabei könne man dann auch wieder mehr
Gemeinschaft erleben.
Auch die Entspannungstrainerin Katrin Feuerbach rät dazu, aktiv zu
sein, um Stress abzubauen. «Es braucht mehr als leere Floskeln wie
«Entspann Dich mal»», sagt sie. Stress könne zahlreiche negative
Auswirkungen haben wie ständiges Unwohlgefühl, Ein- oder
Durchschlafprobleme, Schädigung des Nervensystems oder des
Herz-Kreislaufsystems, Bluthochdruck, muskuläre Verspannungen,
Organschäden, Asthma oder Migräne.
Atemübungen mit enormem Effekt
Feuerbach stellt eine starke Nachfrage nach Yoga fest. Die intensive
Körperarbeit zusammen mit Atemübungen hätten einen enorm beruhigenden
Effekt, beschreibt sie.
Um den Stresspegel zu senken, solle man auch auf eine gesunde
Ernährung sowie die richtige Schlafdauer achten - nicht zu wenig,
aber auch nicht zu viel. Soziale Kontakte, Wechselduschen und
ausreichend Bewegung am besten bei Tageslicht könnten ebenfalls
beitragen.
Entspanne man den Körper und habe man hier mehr Wohlgefühl, übertrage
sich das auf das übrige System. «Wenn man eine lange Wanderung macht,
fühlt man sich danach entspannt und der Stress ist meistens weg. Wenn
man zwei Stunden lang auf der Couch ein Buch liest, wird sich der
Stress, wenn er sich erst mal manifestiert hat, nicht einfach in Luft
auflösen», sagt Feuerbach.
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