Hausärzteverband: Elektronischer Patientenakte droht Bruchlandung
Für Untersuchungsbefunde oder Laborwerte haben inzwischen fast alle
Kassenpatienten eine digitale Akte. Viele nutzen sie noch nicht
aktiv. Das liegt auch an den Krankenkassen, meint ein Verband.
Berlin (dpa) - Der Hausärzteverband hat vor einem Scheitern der
elektronischen Patientenakte (ePA) gewarnt und die Krankenkassen zu
einer besseren Aufklärung aufgefordert. «Die Zahl der aktiven Nutzer
ist ernüchternd. Wenn die Verantwortlichen weiter machen wie bisher,
dann wird eines der wichtigsten versorgungspolitischen Projekte der
letzten Jahre langsam, aber sicher scheitern», sagte der
Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Markus Beier, der
«Rheinischen Post».
Für Patienten wäre das aus seiner Sicht eine schlechte Nachricht,
«denn eine gut umgesetzte ePA hätte zweifellos das Potenzial, die
Versorgung spürbar zu verbessern und zu vereinfachen».
Beier verwies auf Probleme in der Praxis, etwa einen komplizierten
Registrierungsprozess und eine störanfällige Technik. Die meisten
Patienten hätten auch kaum etwas von der ePA mitbekommen. «Die
Krankenkassen sind aufgefordert, ihre riesigen Verwaltungsbudgets
dafür zu nutzen, endlich eine vernünftige Aufklärung ihrer
Versicherten sicherzustellen», sagte er. Bislang hätten sich die
Kassen darauf beschränkt, Briefe mit allgemeinen Informationen zu
verschicken.
Millionen nutzen ePA noch nicht aktiv
Millionen Versicherte nutzen ihre elektronische Patientenakte noch
nicht für sich selbst, um Gesundheitsdaten anzusehen oder auch
Inhalte zu sperren. Bei der Techniker Krankenkasse (TK) sind elf
Millionen E-Akten angelegt - aktiv nutzen sie aktuell 750.000
Versicherte, wie die größte gesetzliche Kasse auf Anfrage mitteilte.
Die Barmer hat nach eigenen Angaben 7,8 Millionen angelegte ePAs und
etwa 250.000 aktive Nutzerinnen und Nutzer.
Zur ersten Verwendung der App muss man sich generell zunächst
identifizieren und freischalten lassen. Bei den elf Allgemeinen
Ortskrankenkassen (AOK) mit 25,8 Millionen bestehenden E-Akten haben
bisher 200.000 Versicherte dafür eine persönliche Gesundheits-ID
angelegt, die ihnen den Zugriff ermöglicht.
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