Landarztmangel: Millionen-Zuschuss für ländliche Versorgung
Wo Kreise und Kommunen die Gesundheitsversorgung in die eigene Hand
nehmen, steuert das Land gemäß aktuellem Doppelhaushalt sechs
Millionen Euro bei. Die Betroffenen reagieren verhalten.
Dresden/Krauschwitz (dpa/sn) - Es ist ein Koalitionsversprechen
gewesen, das sich nun im Haushaltsplan des Gesundheitsministeriums
wiederfindet: Dort sind für das aktuelle und das kommende
Haushaltsjahr jeweils sechs Millionen Euro «Zuschüsse für
Investitionen zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung
insbesondere im ländlichen Raum» vorgesehen. Wie genau sie eingesetzt
werden wollen, ist nicht erläutert. «Zur konkreten Umsetzung sind
Details noch abzustimmen», teilte das SPD-geführte
Gesundheitsministerium der Deutschen Presse-Agentur mit.
In der Oberlausitz, wo die Gemeinden Rietschen und Krauschwitz im
September Sachsens erstes kommunal geführtes medizinisches
Versorgungszentrum (MVZ) eröffnen wollen, sorgt das Geld für wenig
Begeisterung. «Ich bin nur enttäuscht von Sachsen und von Frau
Köpping», kritisiert der Krauschwitzer Bürgermeister Tristan Mühl
(Freie Wähler) die sächsische Gesundheitsministerin. Die Gemeinde
habe sich nach Bekanntwerden dieser Pläne an das Ministerium gewandt.
Doch sowohl bei der Anschubfinanzierung für die gemeinsam gegründete
GmbH, die das Medizin-Zentrum betreiben soll, als auch für eine
nötige Bürgschaft bei der Kassenärztlichen Vereinigung, habe es nur
freundlich formulierte Absagen gegeben, so Mühl.
Medizin-Zentrum: Kreditschulden für Anschubfinanzierung
Im Ergebnis nimmt die Betreibergesellschaft nun Schulden über einen
Kredit auf, um das nötige Startkapital auf die Beine zu stellen. Denn
bis zum Ende des ersten Betriebsquartals müssten die Gemeinden auf
Zahlungen der Kassen warten. Bis dahin brauche es einen
Überbrückungskredit, so Mühl. Die genaue Summe steht laut
Bürgermeister noch nicht fest, soll aber bei mindestens 300.000 Euro
liegen.
Vom Plan der beiden Kommunen an der polnischen Grenze ist der
Bürgermeister überzeugt. Junge Ärzte würden nicht nur das Risiko
einer Selbstständigkeit scheuen, sondern auch die Bürokratie. «Die
wollen praktizieren, die wollen aber nicht noch, wenn sie einen
10-Stunden-Tag gehabt haben, nochmal zwei oder drei Stunden jeden
Abend dann da sitzen und irgendwelche Abrechnungen machen», so Mühl.
Da sei ein Anstellungsverhältnis in einem kommunalen Medizin-Zentrum
eine interessante Alternative. Eine junge Ärztin konnte die Kommune
bereits gewinnen. Mit weiteren gebe es Gespräche.
Sozialministerium setzt auf Krankenhausreform
Ralf Leimkühler, stellvertretender Geschäftsführer des sächsischen
Städte- und Gemeindebunds, verweist auf die Notlage, in der sich
manche Kommune befindet: «Wenn die Bürger keine Ärzte mehr haben,
haben wir auch als Kommunen ein Problem und insofern guckt man, was
können wir als kommunale Ebene dazu tun, um für unsere Bürger dazu
beizutragen, dass die medizinisch vernünftig versorgt werden.» Dazu
brauche es kreative Lösungen, die mitunter kostspielig seien. Jedoch:
Die Finanzausstattung der Kommunen sei aktuell besonders schwierig.
Das sächsische Sozialministerium verweist auf die seit Januar
geltende Krankenhausreform, die auch eine stärkere ambulante
Versorgung durch Kliniken vorsieht - insbesondere dort, wo es keine
Arztpraxen mehr gibt. Doch für Bürgermeister Mühl ist das keine
Lösung: «Wenn uns die Ärzte hier noch wegbrechen und wir in
Krauschwitz nicht mal mehr eine medizinische Versorgung haben, dann
haben wir hier ein großes Problem.» Deshalb habe er das Problem zur
Chefsache gemacht.
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