UN: 85 Prozent mehr Hitzetote bei Senioren seit den 90ern von Eva Krafczyk, dpa
Der Klimawandel führt zu mehr Extremwetterlagen, darunter auch
Hitzewellen. Für eine Bevölkerungsgruppe sieht ein Bericht des
UN-Umweltprogramms besondere Risiken.
Nairobi (dpa) - Hitzewellen in Europa und andernorts haben gezeigt:
Bei solch extremen Bedingungen sind vor allem ältere Menschen
gefährdet. Ein Bericht des UN-Umweltprogramms Unep (UN Environment
Programme) macht das Risiko deutlich: Die jährlichen hitzebedingten
Todesfälle unter älteren Menschen sind demnach seit den 1990er Jahren
um schätzungsweise 85 Prozent gestiegen.
Hitzewellen gehörten neben Überschwemmungen zu den häufigsten und
tödlichsten Folgen des Klimawandels, sagte Unep-Exekutivdirektorin
Inger Andersen. «Wir müssen auf die Risiken vorbereitet sein, die
diese Auswirkungen mit sich bringen, insbesondere für die Schwächsten
der Gesellschaft, darunter ältere Menschen.»
Schätzungsweise 85 Prozent mehr Todesfälle
Ältere Menschen - insbesondere jene, die unter chronischen
Erkrankungen oder Gebrechlichkeit leiden sowie in ihrer Mobilität
eingeschränkt sind, - seien besonders anfällig für hitzebedingte
Gesundheitsprobleme, darunter Atemwegs-, Herz-Kreislauf- und
Stoffwechselerkrankungen, heißt es im Bericht. Außerdem sei die
Sterberate in dieser Gruppe erhöht.
Dazu kommt: Dicht bebaute Städte heizen sich während einer Hitzewelle
besonders intensiv auf - gerade dort, wo ausgleichende Grünflächen
fehlen. Und immer mehr Menschen ziehen in städtische Gebiete. Derzeit
leben laut dem Unep-Bericht etwa 57 Prozent der Weltbevölkerung in
Städten, bis 2050 wird ein Anstieg auf 68 Prozent erwartet.
Der Anteil älterer Stadtbewohner wächst ebenfalls stetig. Viele
ältere Menschen suchen das Leben in der Stadt, um unter anderem
Zugang zu besseren Gesundheitseinrichtungen, sozialen Aktivitäten und
einem zuverlässigen öffentlichen Nahverkehr zu haben.
Hohe Luftfeuchtigkeit als zusätzlicher Risikofaktor
Das Gesundheitsrisiko steigt zudem, je höher die Luftfeuchtigkeit
ist, da dies die Fähigkeit des Körpers einschränkt, sich durch
Schweiß abzukühlen. Hitzewellen mit hoher Luftfeuchtigkeit treten
bereits jetzt gehäuft in den niedrig gelegenen tropischen Regionen
Indiens, Pakistans und Ostchinas sowie in den Ländern am Persischen
Golf auf, so der Unep-Bericht.
Nicht nur Hitzewellen, sondern auch andere Extremwetterlagen bedeuten
für ältere Menschen ein höheres Risiko als für die
Gesamtgesellschaft, so der Unep-Bericht. Als Beispiel wird der
Hurrikan Katrina in New Orleans 2005 genannt. Damals waren 75 Prozent
der Todesopfer über 60 Jahre alt - dabei gehörten nur 16 Prozent der
betroffenen Bevölkerung dieser Altersgruppe an. Neben physischen
Einschränkungen könnte auch soziale und wirtschaftliche
Benachteiligungen zu dem höheren Anteil an den Todesopfern
beigetragen haben, heißt es.
Vorschläge für Lösungen
In Städten kann dem Bericht zufolge eine bessere Planung den
städtischen Wärmeinsel-Effekt begrenzen sowie die hitzebedingte
Häufung von Krankheiten und Todesfällen reduzieren. Vor allem sei
dies möglich mit mehr Grünflächen, Wasserflächen und
Verbindungskorridoren für Luftströmungen.
Gestützt werden die Prognosen des Umweltprogramms durch eine in
dieser Woche veröffentlichte Studie eines internationalen
Forscherteams zu den Folgen der jüngsten Hitzewelle in Europa in
zwölf Großstädten. 88 Prozent der geschätzten Todesfälle von Ende
Juni bis Anfang Juli entfielen demnach auf die Altersgruppe ab 65
Jahren, berichtete das Team, dem unter anderem die
Attributionsexpertin Friederike Otto vom Imperial College London
angehört.
Europa sei im Sommer der sich am stärksten erwärmende Kontinent,
heißt es darin weiter. Im Sommer 2022 starben dort demnach mehr als
60.000 Menschen an Hitze - die Hälfte davon ging Studien zufolge auf
das Konto des Klimawandels. Im Folgejahr gab es demnach 47.000
Hitzetote.
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