Schön aber giftig: Bei diesen Pflanzen ist Vorsicht geboten
In Thüringen gibt es immer wieder Unfälle im Zusammenhang mit
Giftpflanzen. Der Rat von Experten: im Zweifel lieber Finger weg!
Erfurt/Jena (dpa/th) - Der Kontakt mit Giftpflanzen sorgt jedes Jahr
für zahlreiche Anfragen beim Giftinformationszentrum in Erfurt. In
den vergangenen Jahren sei zwar ein leichter Anstieg zu verzeichnen,
insgesamt blieben die Fallzahlen jedoch stabil, erklärt Anne
Stürzebecher, stellvertretende Leiterin des Gemeinsamen
Giftinformationszentrums der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen (GGIZ).
Eibe, Liguster und Maiglöckchen im Fokus
Seit 2015 wurden rund 2.500 Fälle mit Bezug auf Giftpflanzen
registriert. Die häufigsten Fälle betrafen laut GGIZ - in
absteigender Häufigkeit - Eibe, Liguster und Maiglöckchen. Der
Landesforstanstalt ThüringenForst zufolge zählen Eibe und Robinie zu
den giftigen Baumarten im Freistaat. Der Verzehr einer Handvoll
Eibennadeln oder Eibensamen kann beim Menschen durch Atemlähmung und
Herzstillstand tödlich enden, so ein Sprecher.
Es seien aber auch Anfragen gewesen, bei denen es lediglich Kontakt
mit giftigen Pflanzen gegeben habe und die Betroffenen aus Sorge
angerufen hätten, sagte Stürzebecher weiter. Immer öfter seien
Anrufer verunsichert, weil eigentlich ungiftige Pflanzen im Internet
fälschlicherweise als giftig deklariert worden seien. Problematisch
sei es, wenn sich Menschen zu sehr auf Pflanzenbeschreibungen im
Internet oder auf Pflanzenerkennungs-Apps verließen. Gerade bei
Doldengewächsen sei eine zuverlässige Unterscheidung für Laien
praktisch unmöglich.
Um Vergiftungen zu vermeiden, gebe es einen einfachen Tipp: «Die
wichtigste Regel bei Pflanzen lautet: Es sollten keine unbekannten
Pflanzen angefasst oder gar verzehrt werden», so Stürzebecher. Um
bewundert zu werden, müsse nicht jede Pflanze gepflückt werden.
Verzehrt werden sollten nur Pflanzen, die sicher identifiziert
wurden.
Heilkraut oder Giftpflanze?
Grundsätzlich hänge die Gefährlichkeit einer Pflanze von mehreren
Faktoren ab, ergänzt Jürgen Ehrhardt vom Naturschutzverband Nabu
Thüringen. Alter und körperliche Verfassung der Betroffenen spielten
dabei ebenso eine Rolle wie Menge und Reifegrad der aufgenommenen
Pflanzenteile. Auch der Wirkstoffgehalt schwanke. Zudem gebe es
Pflanzen wie Vogelbeere oder Gartenbohnen, die nach dem Kochen
problemlos konsumiert werden könnten - roh jedoch nicht. Eine klare
Grenze zwischen Heilkraut und Giftpflanze lasse sich grundsätzlich
nur schwer ziehen: Während der Konsum von Tollkirsche und Fingerhut
lebensbedrohlich sein könne, seien beide in der medizinischen
Anwendung unverzichtbar.
Daher sei es wichtig, Wissen um Giftpflanzen auszubauen, so Ehrhardt.
Besonders Kinder müssten den Umgang damit ebenso lernen wie das
richtige Verhalten im Straßenverkehr. In der Nähe von Spielplätzen,
Schulen und Kindergärten sollte auf jeden Fall auf die Anpflanzung
der «gefährlichen Vier» verzichtet werden. Das seien Goldregen,
Pfaffenhütchen, Stechpalme und Seidelbast. Außerhalb dieser Bereiche
seien aber auch giftige Pflanzen ein natürlicher Bestandteil unserer
Vegetation und sollten als solche behandelt werden, meint Nabu-Mann
Ehrhardt.
Gärtnereien sind gefordert
Auch Gärtnereien stehen bei der Vorbeugung von Giftunfällen in der
Verantwortung, so die Experten von Nabu und GGIZ: Beim Verkauf
müssten klare Angaben zur Giftigkeit gemacht werden.
Als Erste Hilfe empfiehlt das GGIZ den telefonischen Kontakt zum
Giftnotruf, sofern noch keine oder nur leichte Symptome aufgetreten
sind. Bei deutlichen Symptomen sollte der Rettungsdienst alarmiert
werden. «Niemals sollte Erbrechen ausgelöst oder zu irgendwelchen
«Hausmitteln» gegriffen werden, ohne vorher mit dem
Giftinformationszentrum oder dem Arzt Rücksprache genommen zu haben»,
so Stürzebecher. Vergiftungen durch Pflanzen rangieren bundesweit an
dritter Stelle nach Arzneimitteln und Chemikalien.
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