Sie krabbeln schon wieder: Wie man sich vor Zecken schützt
Es reicht ein kurzer Spaziergang im Stadtpark - und schon krabbelt
der ungebetene Gast auf dem Bein. Zecken sind 2025 früh und zahlreich
unterwegs. Was heißt das für den Alltag?
Stuttgart (dpa/lsw) - In diesem Jahr sind in weiten Teilen
Baden-Württembergs besonders viele Zecken früh unterwegs. Die
Spinnentiere lauern nicht nur in Wäldern und auf Wiesen, sondern auch
in Stadtparks oder dem heimischen Garten - überall dort, wo sie einen
Wirt finden können. Beim Stich oder Biss können sie Krankheitserreger
übertragen - und damit zur echten Gesundheitsgefahr werden.
Wieso sind die Zecken so früh unterwegs?
Vor allem ist der milde Winter verantwortlich. «Zecken gehen nicht
mehr in die Winterpause, weil die Temperaturen einfach zu hoch sind.
Jetzt sind sie im Frühjahr aktiv geworden», sagt Ute Mackenstedt von
der Universität Hohenheim in Stuttgart. Das zeige sich unter anderem
auch an den zunehmend früher registrierten Fällen von
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). «Zecken sind inzwischen das
ganze Jahr lang aktiv», warnt die Expertin. Dazu kommen noch die
Exemplare, die sich weiter entwickelt haben und ebenfalls auf
Wirtssuche gehen.
Ist dieses Jahr eine Ausnahme?
Laut Mackenstedt lässt sich zudem ein klarer Trend erkennen: Zecken
sind zunehmend früher und in größerer Zahl unterwegs. «Derzeit
erleben wir eine regelrechte Bugwelle - es sind außergewöhnlich viele
Zecken zu einem sehr frühen Zeitpunkt», sagt die Leiterin des
Fachgebiets Parasitologie. Insgesamt rechnet sie aber nicht mit einer
höheren Jahres-Gesamtzahl. «Die Saisonalität verschiebt sich
einfach.»
Wo muss man vorsichtig sein - und warum?
Zecken gibt es überall, in Norddeutschland genauso wie im Südwesten.
Baden-Württemberg gilt aber mit Ausnahme des Stadtkreises Heilbronn
auch als FSME-Risikogebiet. Mackenstedt und ihr Team erfassen seit
Jahren Zecken in diesen Regionen, um sie auf FSME-Viren und andere
Erreger zu untersuchen. In diesem Jahr melden sie bereits seit dem
frühen Frühjahr Rekordzahlen - insbesondere vom Gemeinen Holzbock,
der häufigsten Zeckenart Europas.
Warum sind Zecken denn gefährlich?
Zecken setzen sich fest, bohren ihren Stechrüssel in die Haut und
können dabei gefährliche Krankheitserreger übertragen. Die wohl
bekannteste Krankheit, die die blutsaugenden Parasiten übertragen,
ist FSME. Im vergangenen Jahr wurden dem Landesgesundheitsamt in
Stuttgart 229 Fälle aus Baden-Württemberg übermittelt, nach Angaben
des Gesundheitsministeriums deutlich mehr als im Vorjahr (2023: 129
Erkrankungen).
Warum ist FSME gefährlich?
FSME kann Entzündungen der Hirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks
auslösen. Bei 99 Prozent der Betroffenen fehlt laut Robert
Koch-Institut (RKI) ein Impfschutz. Wie viele Fälle tatsächlich
erkannt werden, hängt auch davon ab, ob Ärzte FSME-spezifische Tests
bei Symptomen veranlassen.
Gibt es noch andere Gefahren?
Ja. Noch häufiger als FSME übertragen Zecken die Lyme-Borreliose. Da
diese Krankheit nicht in allen Bundesländern meldepflichtig ist,
liegen keine offiziellen Fallzahlen vor. Erste Anzeichen sind eine
schmerzlose, oft ringförmige Hautrötung, die bis zu zehn Wochen nach
dem Stich auftreten kann. Wandert der Erreger durch den Körper, sind
grippeähnliche Symptome möglich: Fieber, Schweißausbrüche,
Gelenkentzündungen, Muskelschmerzen oder Herzrhythmusstörungen. In
weniger als fünf Prozent der Fälle greift die Borreliose das
Nervensystem an.
Einen Impfstoff gibt es bislang nicht. Die bakterielle Erkrankung
lässt sich aber gut mit Antibiotika behandeln.
Was kann man tun, um sich im Alltag vor Zecken zu schützen?
Das Wichtigste ist, sich nach Aufenthalten im Grünen sorgfältig
abzusuchen. Beim Spaziergang oder Wandern sollte man möglichst auf
festen Wegen bleiben und hohes Gras sowie Unterholz meiden. Chemische
Abwehrmittel - sogenannte Repellents - können zeitlich begrenzt
schützen. Während es gegen FSME eine Impfung, aber keine Behandlung
gibt, verhält es sich bei Borreliose umgekehrt.
Welche Kleidung empfiehlt sich besonders?
Ideal sind lange Hosen, langärmlige Oberteile und feste Schuhe. Die
Hosenbeine sollten in die Socken gesteckt werden, damit Zecken nicht
so leicht an die Haut gelangen. Auf heller Kleidung lassen sich die
kleinen Tiere leichter entdecken. «Wenn ich Zecken flaggen gehe, habe
ich hohe Schuhe an und nicht grad Flipflops», sagt Mackenstedt. «Ich
trage dann lange Hosen und ziehe die Socken über die Hosenbeine. Und
ich suche mich einfach ab. Das ist immer noch das Wichtigste.»
Wie wirksam sind Zeckenschutzmittel wie Sprays oder Repellents?
Sie bieten einen guten, aber keinen vollständigen Schutz.
Schutzmittel sollten großzügig und regelmäßig aufgetragen werden,
besonders an Beinen und Armen.
Wie sollten Eltern ihre Kinder nach dem Spielen im Freien absuchen?
Am besten sucht man Kinder direkt nach dem Spielen sorgfältig ab,
besonders an Kniekehlen, Achseln, Hals, hinter den Ohren und im
Haaransatz. Zecken sind klein, daher sollte man gründlich und mit
guter Beleuchtung vorgehen. «Zecken sind speziell bei Kleinkindern
auf Kopfhöhe unterwegs.»
Was ist zu tun, wenn man eine Zecke am Körper findet und wie entfernt
man sie richtig?
Mit einer feinen Pinzette oder Zeckenkarte sollte die Zecke möglichst
schnell entfernt werden. «Wichtig ist, dass man das schnell macht,
weil die Borrelien erst nach 12 bis 15 Stunden übertragen werden.»,
sagt Mackenstedt. Dabei die Zecke nah an der Haut fassen und langsam,
gerade herausziehen - nicht drehen. Die Einstichstelle danach
desinfizieren und beobachten.
Was sollten Haustierbesitzer beachten, um Hunde und Katzen vor Zecken
zu schützen?
Haustiere sollten regelmäßig auf Zecken untersucht werden, besonders
nach Spaziergängen. Spezielle Zeckenhalsbänder oder flüssige
Tierarzneimittel, sogenannte Spot-on-Präparate, bieten zusätzlichen
Schutz. Auch das Absuchen nach jedem Aufenthalt draußen ist ratsam.
Bei Katzen spielt FSME keine Rolle.
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