Hitzewelle erreicht Höhepunkt - Frankfurt ein Hotspot
Die Hitze ist für viele Menschen in den vergangenen Tagen zur
Belastung geworden. In hessischen Kommunen gibt es für betroffene
Menschen Hilfe - und auch für Tiere.
Frankfurt/Kassel (dpa/lhe) - Die Hitzewelle hat auch in Hessen am
Mittwoch ihren Höhepunkt mit dem bisher heißesten Tag des Jahres
erreicht. Als vorläufiger hessischer Spitzenwert wurden in Frankfurt
nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes 38,4 Grad gemessen - und
zwar an gleich zwei Wetterstationen im Frankfurter Westend sowie in
der Innenstadt. Nun soll es erst einmal etwas kühler werden.
Die hohen Temperaturen hatten aber Folgen. In Notaufnahmen kamen
Menschen mit schweren Sonnenbränden. Es gab erste Brände und in Kitas
und Pflegeheimen wurden Maßnahmen gegen die Hitze ergriffen.
«Solche Temperaturen stellen selbst im Zuge des Klimawandels
hierzulande immer noch eine Extremsituation dar und sind potenziell
gesundheitsgefährdend», hieß es vom Deutschen Wetterdienst.
Der Weg in die Notaufnahme
Temperaturen an die 40 Grad sind ein gesundheitliches Risiko - und
zwar nicht nur für ältere Menschen, die nicht genügend trinken. In
der Zentralen Notaufnahme des Frankfurter Universitätsklinikums gibt
es derzeit auch Fälle, in denen jüngere Menschen betroffen sind, wie
der Ärztliche Leiter, Georg Dultz, erklärt.
Ein jüngerer Mann schlief in seinem Auto ein, er musste mit einem
Hitzschlag auf die Intensivstation. «Wir sehen vor allem zwei
Patientengruppen», sagt Dultz. «Ältere Menschen, die zu wenig
trinken, und jüngere Menschen, die sich in der Hitze verausgaben.»
Eine dritte Gruppe resultiere aus der unguten Kombi «Alkohol in der
Sonne». Einige der Sonnenbrände, die das Personal der Notaufnahme zu
sehen bekommt, seien «dramatisch». Zahlenmäßig sieht die Notaufnahm
e
der Frankfurter Uniklinik aktuell zwar eine Steigerung bei der Zahl
der hitzebedingten Patientenkontakte in den vergangenen Tagen, aber
keine außergewöhnliche hohe Zahl an Fällen.
Hilfsangebote gegen Durst und Wassermangel
Trinkwasserbrunnen in einigen hessischen Kommunen können sich
anfühlen wie ein Retter in der Not. Besonders viele Brunnen mit
frischem Leitungswasser gibt es in Frankfurt, wo laut einer
interaktiven Karte der Stadt insgesamt 24 Trinkbrunnen verteilt sind.
Die meisten davon befinden sich im Zentrum.
In Kassel stehen drei solcher Brunnen in der Innenstadt, wie es
seitens des städtischen Eigenbetriebs Kasselwasser heißt. Die
nordhessische Stadt will jedoch nachziehen und demnach bis 2027
insgesamt 32 weitere neue Trinkbrunnen aufstellen, zehn davon noch in
diesem Jahr.
Eine Übersicht bietet auch Gießen unter dem Namen «Cooler Stadtplan
»
an. An vier Stellen in der Stadt sprudelt einem Sprecher zufolge
aktuell Trinkwasser aus einem Brunnen, ein weiterer ist derzeit außer
Betrieb. Außerdem sind auf der Karte mehrere sogenannte
Refill-Stationen eingezeichnet: Geschäfte, in denen man kostenlos
Leitungswasser in mitgebrachte Flaschen abfüllen darf.
Mehrere neue Trinkwasserspender stehen seit diesem Jahr in Fulda. An
fünf neuen Standorten können durstige Menschen ihre Flaschen
auffüllen oder direkt etwas trinken. «Die neuen Brunnen werden von
Einheimischen wie von Touristen rege genutzt», so ein Sprecher der
Stadt.
Wasserangebot wichtig auch für Obdachlose
Trinkbrunnen seien vor allem für vulnerable Gruppen ein sinnvolles
Angebot, etwa für wohnungslose Menschen, sagte Sprecherin Wiebke
Reimann vom Frankfurter Gesundheitsamt. «Wir erreichen damit Leute,
die zu Hause nicht einfach Trinkwasser aus dem Hahn zapfen können.»
Aber auch darüber hinaus sei eine niedrigschwellige Wasserversorgung
wichtig. «Wenn man unterwegs ist, hat man vielleicht nicht die zwei
bis fünf Euro übrig, um sich permanent teures Wasser nachzukaufen.»
Und bei Hitze gelte: viel trinken - und zwar nicht erst dann, wenn
der Durst sich bemerkbar macht.
Aber die Hitzewelle hat auch erste Auswirkungen auf die
Trinkwasserversorgung. So ruft die Stadt Langen südlich von Frankfurt
die erste Stufe des Trinkwassernotstands aus. Für die Bevölkerung
bedeutet dies unter anderem, dass das Bewässern von Rasenflächen und
die erstmalige Befüllung von privaten Schwimmbecken verboten ist.
Auch das Waschen von privaten Kraftfahrzeugen mit einem fließenden
Wasserstrahl ist außerhalb von Waschanlagen nicht mehr zulässig.
Hohe Waldbrandgefahr in Hessen
In weiten Teilen von Hessen herrscht zudem eine hohe Waldbrandgefahr.
Im Reinhardswald nördlich von Kassel brach am Dienstagnachmittag ein
Waldbrand aus. Rund 220 Einsatzkräfte der Feuerwehr dämmten die
Flammen bis in die Nacht ein. Auch der Bahnverkehr war betroffen.
Sollten die hohen Temperaturen trotz kurzzeitiger Abkühlung anhalten
und die angekündigte Wetterfront keine Niederschläge bringen, ist
nach Angaben des Innenministeriums in den kommenden Tagen mit einem
Anstieg der Vegetationsbrände zu rechnen. Auch bei der bevorstehenden
Getreideernte könnten durch Landwirtschaftsmaschinen Brände ausgelöst
werden, zum Beispiel durch heißgelaufene Achsen oder Funken im
Mähwerk.
Schutzmaßnahmen für besonders betroffene Menschen
Schon vor den großen Hitzetagen wiesen Städte auf den Schutz von
Kita-Kindern hin. Dort stehen bei solchen Temperaturen ein Verdunkeln
der Räume, viel Trinken, Wasserspiele, der Schutz vor der
Mittagshitze oder Waldspaziergänge auf dem Plan.
Auf Initiative des Bundesgesundheitsministeriums gibt es auch
bundeseinheitliche Empfehlungen zum Hitzeschutz in Pflegeheimen.
Engmaschige Beobachtung wegen hitzebedingter Symptome, regelmäßige
Überprüfung der Raumtemperatur, leichte Sommerbettwäsche, die Kühlu
ng
des Körpers etwa mit Fußbädern und Ventilatoren und ausreichend
Trinken könnten helfen, heißt es dort.
Forderungen nach Konsequenzen in Stadt- und Flächenplanung
Angesichts von Hitze und Trockenheit fordert der Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND) in Hessen ein Umdenken bei der
Stadtplanung. «Extreme Wetterlagen wie Hitzewellen, Trockenperioden
oder Starkregen nehmen deutlich zu - auch in Hessen», sagte
BUND-Landesvorsitzer Jörg Nitsch.
Besonders betroffen seien Städte und Ballungsräume. Asphalt, Beton
und dichte Bebauung würden Hitze speichern. In hessischen Großstädten
könne es dabei bis zu zehn Grad heißer werden als im Umland. «Wir
müssen unsere Städte klimaresilient umbauen - mehr Grün, mehr Wasser
in der Fläche und weniger Versiegelung», sagte Nitsch. Das zeigen
auch die Hotspots wie in Frankfurt.
Weniger Beton, mehr Boden, fordert auch der hessische Bauernverband.
«Unsere Böden sind ein wichtiger Wasserspeicher. Jeder Quadratmeter
Ackerfläche, der durch Asphalt, Beton oder Gebäude verloren geht,
kann kein Wasser mehr aufnehmen und speichern - das verschärft die
Trockenheit weiter», sagte der Generalsekretär des Bauernverbandes,
Sebastian Schneider.
Auch Zootiere bekommen zum Hitzehöhepunkt Abkühlung
«Eisbomben» für die Brillenbären und die Polarfüchse, kühle Dus
chen
für die Alpakas und die Dromedare: Auch die Zoos in Frankfurt und in
Kronberg reagieren auf die Hitze. «Wir versuchen natürlich, den
Tieren Abkühlung zu verschaffen», sagte Svenja Petry, Tierpflegerin
im Frankfurter Zoo.
Die Hitzeverträglichkeit sei von Art zu Art ganz unterschiedlich.
«Wir haben Tiere, die die Hitze lieber mögen, weil sie aus warmen
Regionen kommen. Und wir haben natürlich Tiere, die die Hitze nicht
so gut abkönnen.» Wo es möglich sei, werde versucht, den Tieren ein
Wasserbecken anzubieten. Ansonsten gebe es beispielsweise Wassernebel
und natürlich Schattenplätze als Abkühlungs-Möglichkeiten.
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