Zahl der Pflegebedürftigen hat sich mehr als verdoppelt

Das Problem ist lange bekannt, doch eine Lösung zeichnet sich nicht
ab. In Deutschland werden immer mehr Menschen ein Pflegefall. Der Ruf
nach einer Reform wird lauter.

Dresden (dpa/sn) - Die Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen wächst
rasant. Binnen zehn Jahren hat sich ihre Anzahl mehr als verdoppelt.
Das geht aus einer Antwort des Sozialministeriums auf eine Kleine
Anfrage der Abgeordneten Susanne Schaper (Die Linke) im Landtag
hervor. Demnach bezogen im Jahr 2013 exakt 149.461 Menschen
Leistungen aus der Pflegeversicherung, zehn Jahre später waren es
363.243. Das ist ein Zuwachs von 143 Prozent.

Anerkennung für die stille Pflegearbeit

«Jahr für Jahr kommen allein in Sachsen zehntausende Pflegebedürftige

hinzu», stellte Schaper klar. Eine Trendwende sei nicht absehbar. «Es
ist eine riesige Aufgabe, allen ein Altern in Würde zu ermöglichen.
Alle, die in unserem Land ehren- oder hauptamtlich pflegen, verdienen
Anerkennung und Entlastung.»

Den mit riesigem Abstand größten Pflegedienst bilden die Angehörigen,

betonte Schaper. «Sie verdienen viel mehr Unterstützung und sollten
sich mit Rückkehrrecht vom Beruf freistellen lassen können wie beim
Mutterschutz. Sie sollten Entgeltersatzleistungen erhalten und ihre
Pflegezeiten angerechnet bekommen. Wir wollen zudem Angebote für
Beratung, Weiterbildung und Gesundheitsförderung ausbauen und
Prozesse vereinfachen.»

Schere zwischen Bedarf und Personalbestand geht weiter auf

Schaper hatte per Kleiner Anfrage im Parlament von der Regierung auch
Zahlen zum Personal erbeten. «Die Schere zwischen Bedarf und
Personalbestand geht immer weiter auf», lautet das Fazit der
Linke-Fraktionschefin. Dabei gab es auch Personalzuwächse. 2015 hatte
die Branche rund 83.000 Pflegekräfte, 2023 schon gut 98.700. Zugleich
wuchs aber auch die Zahl der offenen Stellen in diesem Zeitraum - von
27.444 auf 39.492.

2015 kamen auf einen Leistungsempfänger der Pflegeversicherung
rechnerisch 0,49 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit
Pflegeberuf. 2023 waren es nur noch 0,27 Beschäftigte. Schaper sieht
die Zahlen auch als Beleg dafür, wie wichtig attraktive
Arbeitsbedingungen sind, um Überlastung vermeiden. «Eine sächsische
Pflegebevollmächtigte oder ein Pflegebevollmächtigter sollte sich
künftig um die Aufwertung des Berufs kümmern.»

Zahl der Sozialfälle steigt

Auch die Pflegebedürftigen selbst benötigen mehr Unterstützung, sagte

Schaper. Bei Eigenanteilen von bis zu 3.000 Euro im Monat für den
Heimplatz reichten selbst zwei gute Renten nicht mehr aus. «So werden
viele Menschen nach einem langen Arbeitsleben zum Sozialfall.» Fast
22.000 Menschen in Sachsen hätten im Jahr 2023 die Sozialleistung
«Hilfe zur Pflege» benötigt.

Sachsen soll sich im Bund für Deckelung der Eigenanteile einsetzen

«Die Eigenanteile würden sinken, wenn der Freistaat die Investitions-
und Ausbildungskosten der Heimbetreiber in Form eines
Pflegewohngeldes übernähme. Sachsen soll sich im Bund für die
Deckelung der Eigenanteile einsetzen», betonte Schaper. Außerdem
schlage ihre Partei nach bayerischem Vorbild ein Landespflegegeld zur
freien Verfügung vor, um den älteren Menschen wenigstens etwas
finanzielle Selbstbestimmung zu bewahren.

«Gute Pflege ist bezahlbar, wenn wir die Pflegeversicherung zur
Vollversicherung umbauen», erklärte Schaper abschließend. Alle, die
ein Einkommen erzielen, sollten gerecht in die gesetzlichen
Pflegekassen einzahlen.

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