Flüsse tragen weit mehr Quecksilber in Ozeane als 1850

Seit der Industrialisierung ist der Quecksilber-Eintrag in die Meere
stark gestiegen. Die Entwicklung hat einer Studie zufolge
verschiedene Ursachen. In einer Weltregion hat sich die Lage
entspannt.

New Orleans (dpa) - Weltweit transportieren Flüsse heute etwa
zweieinhalb Mal so viel hochgiftiges Quecksilber in die Meere wie
noch um 1850. Das berichtet ein internationales Forschungsteam aus
der Basis von Messwerten und Computermodellen. Hauptquellen des
Schwermetalls sind industrielle Prozesse, Metallbergbau, Kleinbergbau
bei der Suche nach Gold sowie die Verbrennung von Kohle, wie die
Gruppe um Yanxu Zhang von der Tulane University in New Orleans in der
Fachzeitschrift «Science Advances» berichtet.

«Quecksilber-Verbindungen sind starke Nervengifte, die die
menschliche Gesundheit gefährden, vor allem durch den Verzehr von
Fisch», schreiben die Studienautoren. Weil Quecksilber im Boden
vorkommt, wird das giftige Metall natürlicherweise durch Bodenerosion
in Flüsse eingetragen. Bisher war jedoch nicht bekannt, wie hoch der
globale Quecksilber-Eintrag in Fließgewässer ist. «Frühere Studien

konzentrierten sich zwar auf die Quecksilber-Konzentrationen in der
Atmosphäre, den Böden und im Meerwasser, haben dabei aber Flüsse
weitgehend übersehen», wird Zhang in einer Mitteilung seiner
Universität zitiert.

Anstieg von 390 Tonnen auf 1.000 Tonnen pro Jahr

Die Wissenschaftler basierten ihr Modell des vorindustriellen
Quecksilber-Exports aus Flüssen in die Ozeane einerseits auf der
Quecksilber-Erosion im Einzugsgebiet und andererseits auf der
Transportkraft der Flüsse. Diese wiederum hängt von Strömung und
Fließgeschwindigkeit des Gewässers ab. Zur Kalibrierung glichen Zhang
und Kollegen ihre Simulationsergebnisse für 1850 mit jenen
Quecksilber-Werten ab, die in den Sedimentablagerungen einiger Flüsse
gemessen wurden. Die simulierten Werte waren tendenziell etwas
niedriger als die gemessenen Konzentrationen, sodass das Modell eine
eher konservative Schätzung ist.

Für 1850, also zu Beginn der Industrialisierung, gelangten den
Kalkulationen zufolge weltweit jährlich etwa 390 Tonnen Quecksilber
über Flüsse in die Ozeane. Derzeit sind es demnach rund 1.000 Tonnen
Quecksilber pro Jahr. 

Stärkste Anstiege in Asien und Amerika

«Die Festlegung eines Basiswerts für Quecksilber in Flüssen im
vorindustriellen Zeitalter kann als wichtiger Bezugspunkt dienen»,
betonte Zhang. Daran könne sich die Politik bei der Reduzierung der
Freisetzung von Quecksilber orientieren.

Besonders stark stieg die Quecksilber-Menge der Studie zufolge in
Flüssen in Südasien und Südostasien sowie in Nord- und Südamerika.

«Der Quecksilber-Haushalt des Amazonas beträgt mittlerweile über 200

Tonnen pro Jahr, wobei drei Viertel davon auf menschliche Aktivitäten
zurückgehen, hauptsächlich auf Kleinbergbau», erläuterte Zhang. 


Zudem trage im Amazonasgebiet die starke Abholzung zu stärkerer
Bodenerosion bei, so der Forscher. Diese führe ebenfalls zu höheren
Quecksilber-Werten im Amazonas.

Auch sibirische Flüsse, die wie Ob und Jenissei in den Arktischen
Ozean fließen, transportieren demnach relativ viel Quecksilber ins
Meer. Und erst kürzlich hatten Wissenschaftler um Isabel Smith von
der University of Southern California in Los Angeles berichtet, dass
die Quecksilber-Konzentrationen in den nordamerikanischen Flüssen
Yukon und Koyukuk wegen des tauenden Permafrostbodens und der dadurch
zunehmenden Bodenerosion deutlich gestiegen sind.

Doch Zhang und Kollegen berichten auch Positives: So ist der
Quecksilber-Eintrag ins Mittelmeer im Vergleich zu 1850 gesunken.
Dies erklären sie damit dass Staudämme im nordafrikanischen
Einzugsgebiet des Nil - etwa der Assuan-Staudamm in Ägypten - von
Flüssen transportierte Sedimente zurückhalten.

Quecksilber zählt zu den gefährlichsten Giftstoffen überhaupt. Der
Stoff schädigt neben Immun- und Fortpflanzungssystem vor allem das
zentrale Nervensystem, wobei ungeborene Kinder besonders empfindlich
reagieren. Deshalb raten etwa die US-Behörden Schwangeren, bestimmte
Fischarten aus manchen Gebieten zu meiden.

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