IW-Studie: Längere Arbeitstage kein Gesundheitsrisiko
Arbeitstage mit zehn Stunden und mehr - dafür aber auch kürzere
Arbeitszeiten an anderen Tagen. Einer Studie zufolge ist das für
Büroangestellte kein Problem. Das sieht aber nicht jeder so.
Köln (dpa) - Einer Studie zufolge bedeuten lange Tagesarbeitszeiten
bei Büroangestellten kein erhöhtes Gesundheitsrisiko. «Wer mehr als
zehn Stunden täglich arbeitet, berichtet auch nicht signifikant
häufiger von Erschöpfung oder anderen Belastungssymptomen als
Beschäftigte mit kürzeren Arbeitstagen», heißt es in der Auswertung
des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln,
die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und über die zunächst die
«Welt am Sonntag» berichtete.
Regierung plant Reform des Arbeitszeitgesetzes
«Besonders bei Büroangestellten gibt es durchaus Spielräume - ohne
negative Auswirkungen», schreiben die Studienautoren mit Blick auf
die von der Bundesregierung geplante Reform des Arbeitszeitgesetzes.
Union und SPD hatten angekündigt, man werde im Einklang mit der
europäischen Arbeitszeitrichtlinie die Möglichkeit einer
wöchentlichen statt einer täglichen Höchstarbeitszeit im
Arbeitszeitgesetz schaffen. Noch darf laut dem Gesetz die
werktägliche Arbeitszeit in der Regel acht Stunden nicht
überschreiten.
«Wo längere tägliche Arbeitszeiten freiwillig in Kauf genommen
werden, beeinflusst dies die Zufriedenheit mit der Arbeit nicht»,
heißt es in der Studie. Bei sehr langen Tagesarbeitszeiten habe man
keine systematischen negativen Auffälligkeiten im Arbeitserleben
beobachtet - etwa geringere Arbeitszufriedenheit, größere Erschöpfung
oder geschwächte Arbeitsfähigkeit. Längere Arbeitstage mit potenziell
mehr als zehn Stunden wirkten sich laut IW nicht negativ auf den
selbst eingeschätzten allgemeinen Gesundheitszustand der
Bürobeschäftigten oder die Anzahl ihrer krankheitsbedingten
Ausfalltage aus.
Gilt nicht für jede Tätigkeit
Basis für die Auswertung des IW war eine Arbeitszeiterhebung der
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) im Jahr
2021 - das jüngste verfügbare Erhebungsjahr - von mehr als 8.600
Büroangestellten. Die Autoren machen deutlich, dass ihre Ergebnisse
demnach für Menschen mit Bürojobs gelten. Aber: «Nicht jede Tätigke
it
eignet sich für längere Arbeitszeiten - allein aus Sicherheits- und
Gesundheitsgründen. Doch bei Büroberufen darf man mehr Flexibilität
wagen.»
Gewerkschaften laufen Sturm gegen den Abschied vom seit 1918 üblichen
Acht-Stunden-Tag. So kam auch eine Analyse des Hugo Sinzheimer
Instituts für Arbeitsrecht (HSI) der gewerkschaftsnahen
Hans-Böckler-Stiftung zu einem anderen Ergebnis als das IW:
«Arbeitsmedizinisch ist längst erwiesen, dass Arbeitszeiten von mehr
als acht Stunden die Gesundheit gefährden», heißt es in dem
HSI-Papier.
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