2024 mehr Organspender und -transplantationen in Sachsen
Herz, Niere oder Leber von Fremden sind oft die letzte Hoffnung
schwer kranker Menschen. Manche sterben vor der lebensrettenden
Operation - die Wartelisten sind lang und Ersatz ist rar.
Dresden (dpa/sn) - In Sachsen nimmt die Zahl der Organspender und
-transplantationen wieder zu. Nach Angaben der Deutschen Stiftung
Organtransplantation (DSO) haben im vergangenen Jahr landesweit 72
Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe zur Verfügung
gestellt und damit sechs mehr als 2022. Mit 17,8 lag die Zahl der
Organspender je eine Million Einwohner weiterhin deutlich über dem
Bundesschnitt von 11,4 - und auch über dem Wert des Vorjahres.
Während die Zahl der gespendeten Organe seit 2022 auf etwa gleichem
Niveau liegt - 2024 waren es 182 -, geht der Trend bei Spendern und
Transplantationen nach oben. So nahm die Spenderzahl mit 72 gegenüber
2023 um sechs zu sowie gegenüber 2022 um 15. Die Zahl der
Übertragungen stieg nach 121 und 133 in den beiden Vorjahren auf 153.
Köpping: Organspende-Niveau leider niedrig
Die Zahlen seien seit Jahren stabil, «aber leider auf niedrigem
Niveau», sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Die
bisherigen Maßnahmen zugunsten der Organspende reichten nicht aus,
sie bleibe eine Aufgabe, die gemeinsames Handeln erfordert. Im Sinne
der Menschen auf der Warteliste «müssen wir alles versuchen, um auch
in Deutschland eine Kultur für die Organspende zu schaffen und damit
Leben zu retten». Köpping erhofft sich von den World Transplant Games
2025 im August in Dresden einen Impuls, sich mit dem Thema
auseinanderzusetzen.
372 Menschen in Sachsen auf Organ-Warteliste
Ende Mai warteten laut Eurotransplant 372 Menschen im Freistaat auf
die Übertragung von 384 Organen, die in vielen Fällen lebensrettend
wäre. Mit 264 die meisten davon benötigen eine oder zwei Nieren, 51
eine Leber oder 35 ein fremdes Herz. 17 Patienten hoffen auf Ersatz
für ihre Lunge und 18 für ihre Bauchspeicheldrüse.
Für die ersten vier Monate dieses Jahres sind 32 Organspender
verzeichnet wie im Vorjahreszeitraum. Bis Ende Mai wurden 96 Organe
gespendet, 20 mehr als im ersten Quartal 2024, und mit 76 wurden auch
16 Transplantationen mehr vorgenommen.
Lebensrettende Organspenden sind in Deutschland nur mit
ausdrücklicher Zustimmung erlaubt. Um mehr Bürger dazu zu bewegen,
konkret über eine Spende nach dem eigenen Tod zu entscheiden, wird
auf mehr Aufklärung gesetzt. Mit dem Tag der Organspende wird seit
1963 alljährlich am ersten Samstag im Juni aller Organspender
gedacht, deren Angehörigen gedankt - und für die Organspende
geworben.
Forderung nach Einführung der Widerspruchslösung
Es braucht eine stärkere Aufklärung zum Thema Organspende, «damit
noch mehr Menschen aktiv eine Entscheidung treffen und schriftlich
festhalten», sagte Erik Bodendieck, Präsident der Landesärztekammer,
vor dem diesjährigen Tag der Organspende (7. Juni). «Andererseits
fordern wir seit Jahren die Einführung einer Widerspruchslösung, um
Menschen, die ein Organ benötigen, helfen zu können.» Zu deren
Befürwortern gehört auch Ministerin Köpping.
Im Ringen um mehr lebensrettende Organspenden in Deutschland hatte es
Ende 2024 einen neuen Anlauf für eine grundlegende Änderung der
Spenderegeln gegeben. Der Bundestag debattierte damals über eine
fraktionsübergreifende Initiative zur Einführung einer
Widerspruchsregelung. Danach würde zunächst jede Person als
Organspender gelten, wenn sie nicht ausdrücklich widerspricht.
Zu einer Entscheidung jedoch kam es wegen der Neuwahl im Februar
nicht mehr. 2020 war ein erster Anlauf im Bundestag gescheitert - und
stattdessen das geltende Zustimmungsprinzip bestätigt worden, das auf
mehr Information und leichtere Dokumentation von Erklärungen zur
Spendenbereitschaft zielte.
DSO: Einstellung zu Organspende meist positiv - Zustimmung fehlt
Laut DSO stehen die meisten Menschen in Deutschland der Organspende
positiv gegenüber und wären auch bereit dazu nach ihrem Tod.
Annähernd die Hälfte der an die DSO gemeldeten Organspenden aber
scheitere an fehlender Zustimmung, vor allem wenn Angehörige ohne
Kenntnis des Willens des Verstorbenen entscheiden müssen. Liegt ein
schriftlicher Wille vor, erreiche die Zustimmungsrate 75 Prozent -
das sei bei nur rund 15 Prozent aller gemeldeten Fälle so.
Angesichts der Entwicklung hofft die DSO auf eine neue Diskussion um
die Widerspruchslösung. Deren Einführung wäre ein klares Signal
zugunsten breit angelegter Information und Aufklärung sowie
Motivation, persönlich die Entscheidung zu treffen, sagte eine
Sprecherin. «Wir würden uns die Entwicklung hin zu einer Kultur der
Organspende wünschen, bei welcher die Frage danach etwas ganz
Normales ist.»
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