Streeck will Digitalsucht bei Kindern ins Visier nehmen
Drogenkonsum kann gravierende Folgen für die Betroffenen haben - und
auch für die Gesellschaft. Der neue Regierungsbeauftragte will vor
allem die Jüngsten schützen. Wie geht es bei Cannabis weiter?
Berlin (dpa) - Der neue Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck will
psychische Folgen und Suchtgefahren der Digitalisierung bei Kindern
und Jugendlichen stärker ins Visier nehmen. Es zeige sich ein
deutlicher Anstieg einer problematischen Mediennutzung, sagte der
CDU-Politiker in Berlin mit Blick auf Social Media, Spiele oder
Streamingdienste. «Doch bislang setzen wir dem überhaupt nichts
entgegen.» Im digitalen Raum, in dem Jugendliche viel ihrer Zeit
verbringen, brauche es mehr Schutz, Beratungs- und Hilfsangebote.
«Keine einfache Antwort» zu Cannabis
Mit Blick auf die von der Vorgängerregierung umgesetzte Legalisierung
von Cannabis für Volljährige bekräftigte Streeck, er sei «kein Freu
nd
der Cannabispolitik der Ampel». Zugleich betonte er: «Die Aufgabe ist
zu komplex, jetzt mit einer einfachen Antwort zu kommen.» Es gehe um
eine wissenschaftsbasierte Politik. Daher solle auf der Grundlage
einer für Herbst geplanten Evaluierung entschieden werden, wie es
weitergehen solle.
Streeck betonte, ihm sei sehr daran gelegen, «auf die Bedenken von
Eltern, Polizisten, Lehrkräften und aus der Medizin besser
einzugehen, als es in der Vergangenheit geschehen ist». Er habe
«natürlich eine Grundhaltung gegenüber Cannabis». Er wolle aber f
ür
eine wissenschaftlich fundierte Politik stehen. Wenn er gute Daten
sehe, würde er daher auch eigene Haltungen revidieren.
Auswertung zu Cannabis im Herbst
Union und SPD planen eine «ergebnisoffene Evaluierung» in diesem
Herbst. Eine erste Überprüfung sah das Legalisierungsgesetz auch
schon vor. Es lässt seit 1. April 2024 das Kiffen und den Anbau von
Cannabis für Volljährige mit zahlreichen Beschränkungen zu. CDU und
CSU hatten sich im Wahlprogramm dafür ausgesprochen, die
Legalisierung wieder rückgängig zu machen.
Der Virologe Streeck, der vielen aus der Corona-Krise bekannt ist,
sagte zu seinem neuen Amt, er wolle es als Arzt, aber insbesondere
als Wissenschaftler ausfüllen. Dies heiße, mehr Wissenschaftlichkeit
in das Thema hineinzubringen und auch ein wenig die Emotionalität zu
reduzieren. Sucht und Drogen seien keine Randthemen, sondern eine
Herausforderung der gesamten Gesellschaft. «Ich fühle mich
verpflichtet, dieses Thema nicht zuerst aus der Perspektive der Sitte
oder des Rechts zu begegnen, sondern vor allem der Gesundheit.»
Erfahrungen mit Drogenabhängigkeit
Streeck berichtete, er habe während des Medizinstudiums als
Blutabnahme-Assistent in einer HIV-Schwerpunktpraxis in Berlin
gearbeitet und Patienten kennengelernt, von denen viele
drogenabhängig waren. «Allzu oft habe ich dabei mitbekommen, dass die
Menschen nicht mehr die Drogen konsumiert haben, sondern die Drogen
die Menschen konsumiert haben.»
Als weiteren Schwerpunkt nannte Streeck, eine Krise wie in den USA
mit neuen synthetischen Drogen wie künstlichem Heroin abzuwenden. Zu
Schäden durch Alkohol und Tabak sagte er, es gebe Stellschrauben, mit
denen ein Konsum gerade bei Kindern und Jugendlichen eingeschränkt
werden könne - etwa bei E-Zigaretten oder Tabakbeutelchen, die man in
den Mund legt. Streeck wies auch auf die Debatte über ein Ende des
zulässigen «begleiteten Trinkens» von Jugendlichen im Beisein
Erwachsener hin.
«Nicht immer gleich Verbote»
Der CDU-Politiker betonte zugleich: «Ich halte sehr wenig davon,
generell immer gleich mit Verboten oder Verteuerungen zu kommen.» Es
gelte, etwa bei Alkohol den Konsum so weit zu reduzieren, dass es
sich um ein Genussmittel handele, aber nicht um eine Sucht und
Abhängigkeit.
Der 47-Jährige war erst bei der Wahl am 23. Februar in den Bundestag
eingezogen. Als Drogenbeauftragter folgt er auf Burkhard Blienert
(SPD).
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