Jedes zweite Kind im Kreis Goslar hat zu viel Blei im Blut
Zwei Studien, das gleiche Ergebnis: Die Bleikonzentration im Blut von
Kindern in Goslar ist höher als im Bundesdurchschnitt. Der Landkreis
sagt, was dagegen getan werden kann.
Goslar (dpa/lni) - Zu viel Blei im Blut: Das gilt für jedes zweite
Kind im Landkreis Goslar laut einer neuen Studie. Bei 51 Prozent der
angehenden Schulkinder wird der bundesweite Vergleichswert für die
Blut-Bleikonzentration um einige Mikrogramm überschritten, wie aus
der vom Landkreis veröffentlichten Erhebung hervorgeht. Hintergrund
dafür dürfte die Bergbauvergangenheit im Harz sein.
Zum Vergleich: Bundesweit wird der Wert bei etwa fünf Prozent der
Kinder überschritten. Im Vergleich mit Blut-Bleiwerten einer Studie
aus den 1980er-Jahren sind die Werte im Landkreis Goslar allerdings
zurückgegangen.
310 Kinder freiwillig getestet
Für die Studie wurden 310 Kinder aus dem Landkreis Goslar freiwillig
bei der Schuleingangsuntersuchung zwischen September 2023 und Juni
2024 getestet. Forscher der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU)
München nahmen von den zwischen fünf und sieben Jahre alten Kindern
unter anderem Blutproben. Rund 1.200 angehende Grundschüler waren zur
Teilnahme aufgerufen.
Für die Altersgruppe der Drei- bis Elfjährigen liegt der Referenzwert
für
Mädchen bei 19 ?g/l (Mikrogramm pro Liter), für Jungen bei 22 ?g/l.
In Goslar liegt die Bleikonzentration für alle Kinder bei
durchschnittlich 22,7 ?g/l. Ab 50 ?g/l empfiehlt die
Weltgesundheitsorganisation präventive Maßnahmen.
Blei erhöht Krebsrisiko
Bei einer ersten Untersuchung in zwei Ortsteilen im Landkreis Goslar
waren die Forscher 2022 bereits zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.
Eine hohe Belastung mit Blei kann unter anderem das Krebsrisiko
erhöhen, auf das Nervensystem schlagen oder Nierenschäden
verursachen. Grundsätzlich gebe es auch keinen unbedenklichen
Blut-Bleiwert bei Kindern. Bei gesund lebenden Menschen sei das
gesundheitliche Risiko aber verhältnismäßig gering, hieß es damals.
Die erhöhten Bleiwerte im Blut ist den Angaben nach auf eine erhöhte
Bleikonzentration in den Harzer Böden zurückzuführen. Das sei
eindeutig, sagte der Leiter der unteren Bodenschutzbehörde beim
Landkreis Goslar, Walter Schmotz. Ursächlich dafür sei die Zeit des
Bergbaus in dem Mittelgebirge.
Kinder aus belasteten Regionen eher betroffen
Zwischen den Regionen innerhalb des Harzes gebe es dabei auch
Unterschiede. So hätten auch Kinder, «die häufig draußen spielen un
d
sich vermehrt in einem Gebiet mit höherer Bodenbelastung aufhalten,
höhere Bleiwerte», erklärte die Hauptautorin der Studie, Lea John.
Allerdings hätten auch bei Kindern aus Bereichen mit niedriger
belasteten Böden die Bleiwerte über dem Referenzwert gelegen,
ergänzte Landrat Alexander Saipa (SPD).
Direkte gesundheitliche Folgen seien nicht nachgewiesen worden, sagte
der Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
der LMU, Dennis Nowak. Dafür hätte es mehr Teilnehmer und anderes
Equipment benötigt. Generell sei aber bekannt, dass erhöhte
Bleibelastungen bei Kindern mit gesundheitlichen Risiken verbunden
sind. Er empfiehlt, die weiteren Entwicklungen im Auge zu behalten.
Tipps zur Reduzierung der Bleibelastung
Der Landkreis Goslar will zudem wie schon in vergangenen Jahren
belastete Böden durch unbelasteten Boden ersetzen, insbesondere im
Bereich von Kinderspielflächen. Das empfiehlt die Verwaltung auch den
Menschen für ihre eigenen Grundstücke. Ziel müsse es sein, die
Bleikonzentration so gering wie möglich zu halten.
Dazu will der Landkreis auch neues Informationsmaterial
bereitstellen. Zu den Tipps zählen: regelmäßiges Händewaschen,
gründliches Reinigen von Lebensmitteln aus dem eigenen Garten oder
Kontakt vom Mund mit Erde vermeiden. Auf das Spielen im Freien
sollten Kinder indes nicht verzichten: «Die gesundheitlichen Vorteile
vom Spielen und Toben an der frischen Luft überwiegen bei weitem»,
sagte Studienautorin John.
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