Wie können Städte Hitze trotzen? Diese machen es vor Von Anika von Greve-Dierfeld, Jasmin Beisiegel, Volker Danisch und Larissa Schwedes, dpa

Beton und Asphalt können sich enorm aufheizen und Städte bei extremer
Hitze unerträglich machen. Mit der Klimakrise verschärft sich das
Problem. Wie Kommunen handeln können.

Berlin (dpa) - Meteorologen halten einen Hitzesommer für
wahrscheinlich. Die Zahl der extremen Hitzetage hat mit der
Erderwärmung enorm zugenommen. Besonders für Ältere, Kranke oder
Schwangere können sie gefährlich werden. «Deutschland ist auf diese
Herausforderung bislang nur unzureichend vorbereitet», mahnen die
Experten von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit. Sie
haben für den 4. Juni einen Hitzeaktionstag ausgerufen.

Städte müssen sich verändern, um ihre Bürgerinnen und Bürger vor
der
zunehmenden Hitze zu schützen. Einige Kommunen in Deutschland machen
vor, wie es geht. 

Karlsruhe

In Karlsruhe gibt es wegen der Lage im Oberrheingraben viele heiße
Tage im Jahr - eigenen Angaben zufolge ist die Stadt daher schon
Jahren bezüglich Hitzeschutz und Klimaanpassung aktiv. Als eine der
ersten Städte in Deutschland sei eine kommunale
Klimaanpassungsstrategie beschlossen worden, heißt es von dort. Darin
wurden Ziele für die Stadtplanung formuliert, für das Stadtgrün und
den Hitzeschutz städtischer Gebäude. So gibt es beispielsweise in
bestimmten Gebieten der Stadt eine Pflicht, bei Neubauten, Fassaden
oder Dächer zu begrünen. Auch Freiflächen auf Grundstücken müssen

bepflanzt werden. Schottergärten und Kunstrasen sind verboten.

In einem «Stadtplan für heiße Tage» zeigt Karlsruhe Orte, an denen

man sich abkühlen kann: So sind darin Trinkwasserbrunnen,
Wasserspiele, Toiletten oder auch öffentliche Gebäude verzeichnet, in
die man sich vor gleißender Sonne und hohen Temperaturen flüchten
kann. Der Stadtplan wird im Sommer unter anderem mit Videos in den
Straßenbahnen und Werbe-Displays im Stadtgebiet beworben. 

Eine andere Aktion ist das Projekt «Coole Kirchen»: Einige
Kirchengemeinden öffnen im Sommer die Türen ihrer Kirchengebäude.
Neben Trinkwasser und der Möglichkeit zum Zur-Ruhe-Kommen gibt es vor
Ort auch Informationen dazu, mit welchen einfachen Maßnahmen an
heißen Tagen bereits viel erreicht werden kann.

Dresden

Im Dresdner Stadtteil Gorbitz sind konkrete Schutzmaßnahmen in einem
Pilotprojekt durchgeführt worden: So wurde etwa die Entsiegelung von
Flächen getestet. Sie verbessert das Mikroklima, da weniger Hitze
gespeichert wird und mehr Wasser verdunstet. Zudem wurden Wohnhäuser
aus den 1980er-Jahren saniert - mit Rollläden und neuen sogenannten
Lufträumen unter dem Dach zum Schutz der oberen Etagen. So soll die
Temperatur in besonders betroffenen Räumen um bis zu 3,2 Grad sinken.

Außerdem wurden kostenlose Trinkwasserstationen installiert und eine
Karte entwickelt, in der «kühle Freiräume» wie ein Wald oder Parks

sowie klimatisierte Gebäuden verzeichnet sind. Dresden will die
Erkenntnisse aus Gorbitz mit einem Hitzeaktionsplan auf die ganze
Stadt übertragen. Der Plan soll nach jüngsten Angaben von
Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) nach dem Sommer vorgestellt
werden. 

Auf der Website der Stadt gibt es seit 2023 zudem das nach Angaben
der Stadt erste bundesweite Hitze-Handbuch. Es informiert über das
Stadtklima, gesundheitliche Risiken und gibt praktische Tipps für
heiße Tage. Zielgruppe sind Beschäftigte im Gesundheits-, Pflege-,
Sozial- und Bildungsbereich. 

Düsseldorf

Auch Düsseldorf setzt auf Trinkwasserbrunnen - und will deren Zahl
mehr als verdoppeln. Derzeit sind nach Stadtangaben rund 25
Trinkbrunnen in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens am Netz. Im
Verlauf des Jahres 2025 kämen noch fünf weitere hinzu. Perspektivisch
sollen es insgesamt 60 werden. 

Eine digitale Karte zeigt auch in Düsseldorf kühle Orte wie Kirchen
und klimatisierte Museen, um der Hitze zu entfliehen, sowie die
Standorte der Trinkbrunnen. Angezeigt werden aber auch schattige
Grünanlagen oder Bademöglichkeiten. Es gibt in Düsseldorf zehn
Wasserspielplätze, die Kindern an heißen Tagen neben
Spielmöglichkeiten auch Abkühlung bieten sollen.

Die NRW-Landeshauptstadt hat darüber hinaus weitere Maßnahmen zum
gesundheitlichen Hitzeschutz aufgelegt. Dazu gehören neben
Trinkbrunnen nach Angaben der Stadt auch Baumpflanzungen,
Entsiegelungsprojekte und ein Förderprogramm für Dach-, Fassaden- und
Innenhofbegrünung. Derzeit werde auch die Verabschiedung des ersten
Konzepts zur Hitzeaktionsplanung vorbereitet. Der Plan enthalte rund
60 Maßnahmen für das gesamte Stadtgebiet. 

Mehrere Tausend Hitzetote pro Jahr

Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts gab es 2023 und 2024
jeweils rund 3.000 hitzebedingte Sterbefälle in Deutschland, 2022
waren es sogar noch mehr.

Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stellte 2023 einen
Hitzeschutzplan vor und gab das Ziel aus, die Zahl der Hitzetoten
halbieren zu wollen. Und was will die neue Bundesregierung? Sie
verweist auf Maßnahmen, die auf der Website des
Gesundheitsministeriums stehen: Demnach will man vor allem die
Bevölkerung besser informieren, für die Gefahren sensibilisieren und
auch Kommunen bei dieser Aufgabe unterstützen.

Anpassung ist laut Experten auch gutes Investment

Dass sich konkrete Investitionen in Klimaanpassung - wie etwa die
Begrünung von Städten - lohnen, zeigt eine am Dienstag
veröffentlichte Studie der Denkfabrik World Resources Institute
(WRI): Über einen Zeitraum von zehn Jahren bringe jeder in Anpassung
und Widerstandsfähigkeit investierte US-Dollar mehr als zehn
US-Dollar wieder ein, berechneten die Experten. Für dieses Ergebnis
analysierte die Denkfabrik 320 solcher Investitionen in zwölf
Ländern, die insgesamt 133 Milliarden US-Dollar umfassten.

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